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1292 - Das Versteck der Kartanin

Titel: 1292 - Das Versteck der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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stählernen Zelt von zweihundert Meter Höhe und einem Durchmesser von einhundertzwanzig Metern ähnelte.
    Ob die Hohen Frauen sich dort jetzt über die weiteren Geschicke der Kartanin berieten?
    Es war sinnlos, die Vorgänge in der Ratshalle belauschen zu wollen, aber unwillkürlich entspannte Dao-Lin-H'ay sich, in der Hoffnung, doch etwas aufzuschnappen - irgend etwas, das ihr sagte, daß sie bald neue Befehle bekommen würde. Sie tastete nach dem Tropfen Paratau, den sie normalerweise in der Tasche mit sich trug, aber sie hatte den letzten Tropfen schon vor Tagen bei einem ähnlichen Versuch verbraucht. Vielleicht war das der Grund, warum Shu-Han-H'ay ihr dieses neue Quartier angewiesen hatte, anstatt sie - wenn sie schon nicht zur MASURA zurückkehren durfte - wenigstens in der Ratshalle bleiben zu lassen, wo man sie nach ihrer Rückkehr in die Heimat untergebracht hatte: Sie war zu neugierig.
    Aber sie war nicht neugierig! Sie wollte nur endlich etwas unternehmen können. Alles war besser als dieses tatenlose Warten.
    Natürlich empfing sie nichts. Aber als sie sich konzentrierte, wich die Ungeduld ein wenig zurück. In dem Bemühen, es auch ohne den Paratautropfen zu schaffen, konzentrierte Dao-Lin-H'ay sich so stark, daß sie das trübe Licht, den Schnee, die Finsternis im „Graben" und die hell angestrahlte Ratshalle gar nicht mehr wahrnahm.
    Als sie den Versuch bereits aufgeben wollte, spürte sie am Rand ihres Bewußtseins ein Wispern. Es war jedoch zu schwach und zu leise, als daß sie mehr als ein paar Gedankenfetzen wahrnehmen konnte.
    „Dao-Lin", sagte jemand. „ARDUSTAAR."
    Sie zuckte zusammen und zog sich hastig zurück.
    Davon hatte sie mittlerweile gründlich genug.
    Sie erinnerte sich deutlich der ersten Botschaft - falls es eine Botschaft gewesen war.
    Sie hatte eine mentale Stimme vernommen.
    Halte dich bereit, Dao-Lin-H'ay! hatte diese Stimme ihr mitgeteilt. Der Tag ist nicht mehr fern, da wirst du mit einer großen Flotte aufbrechen, um Großes zu vollbringen.
    Und als Dao-Lin-H'ay wissen wollte, wer ihr diese seltsame Mitteilung zugedacht hatte, da hatte die Antwort nur aus einem einzigen Wort bestanden: ARDUSTAAR!
    Dao-Lin-H'ay haßte Rätsel, die sich nicht lösen ließen, und sie mochte keine Stimmen, die unwirkliche Botschaften verkündeten, ohne zu sagen, was sie wirklich beabsichtigten.
    Sie hatte das Ereignis anfangs niemandem gegenüber erwähnt. Selbst Shu-Han-H'ay gegenüber hatte sie geschwiegen.
    Aber die Hohe Frau, die der beste Esper der Großen Familie H'ay war, hatte gespürt, daß Dao-Lin etwas verbarg, und sie zur Rede gestellt. Die Protektorin der MASURA erinnerte sich nur mit großem Unbehagen an dieses Gespräch. Es war auch nichts dabei herausgekommen, denn bei allem Respekt vor Shu-Han-H'ay hatte Dao-Lin es vorgezogen, nicht über dieses merkwürdige Ereignis zu sprechen.
    Daraufhin hatte die Hohe Frau es aufgegeben, bohrende Fragen zu stellen. Eine halbe Stunde später war eine sehr junge Kartanin erschienen, hatte Dao-Lin-H'ay in ihr derzeitiges Quartier geleitet und ihr die Anweisungen Shu-Han-H'ays übermittelt. Die Hohe Frau hatte sich seither nicht blicken lassen - was kein Wunder war, denn sie hatte gewiß viel zu tun. Aber selbst als Dao-Lin-H'ay erneut diese mentale Stimme vernahm und ihrerseits versuchte, sich bei Shu-Han Rat zu holen, war diese nicht für sie zu sprechen gewesen.
    Es war keine Unverschämtheit, die Dao-Lin auf den Gedanken brachte, daß die Hohe Frau ihr aus dem Weg ging und sich sogar verleugnen ließ. Man konnte von Shu-Han-H'ay nicht verlangen, daß sie sich persönlich um jedes Familienmitglied kümmerte, das plötzlich rätselhafte Stimmen zu hören begann. Aber Dao-Lin-H'ay war kein gewöhnliches Mitglied der Familie. Sie war die Protektorin der MASURA - oder war sie etwa auch das nicht mehr? Hatte sie - ohne es zu ahnen - einen so schwerwiegenden Fehler begangen, daß man sie einfach zur Seite schob, ohne es für nötig zu halten, mit ihr darüber zu reden?
    Sie ballte die Fäuste und wandte sich vom Fenster ab. Die Krallen wollten ihr aus den Fingern fahren, aber sie hielt die Fäuste geschlossen, und ganz langsam verging ihre Wut.
    Es hatte keinen Sinn, sich aufzuregen, und sie wußte das. Es war besser, sich in Geduld zu fassen und zu warten. Es war kartanisch, ein Problem, wie Dao-Lin es zur Zeit hatte, in Ruhe anzugehen, und es war ganz und gar unkartanisch, sich hinreißen zu lassen und grundloser Wut nachzugeben.
    Die
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