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1245 - Der böse Geist von Terra

Titel: 1245 - Der böse Geist von Terra
Autoren: Unbekannt
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Januarsonne. Roboter bildeten einen Kordon, hinter dem sich eine apathische, scheinbar interesselose Menschenmenge drängte. Droben im makellosen Blau des Winterhimmels drehten ein paar Traummotten träge ihre Kreise. In den Tiefen des Hauptquartier-Komplexes war in den ersten Tagen des Jahres ein Meßlabor eingerichtet worden, dessen Aufgabe es war, die energetische Tätigkeit der Sat-Technos im Bannkreis der Hauptstadt zu überwachen. Vom Labor trafen in unregelmäßigen Abständen Meldungen ein. Es gebe keinen Hinweis darauf, daß die über dem Hanse-Platz kreisenden Traummotten die wartende Menge in irgendeiner Weise beeinflußten, lautete eine davon.
    Meldungen dieser Art wurden von Mitgliedern der Laborbesatzung in ein Speichergerät gesprochen und sodann offline übertragen. Im Labor arbeiteten Pseudo-Immune: Menschen, die nur deswegen der Hypnotrance noch nicht anheimgefallen waren, weil sie alle Arten der drahtlosen Kommunikation mieden wie die Pest. Für den Fall, daß eine rasche, nicht durch die Zwischenspeicherung verzögerte Meldung erforderlich wurde, war eine altmodische, drahtgebundene Telephonleitung eingerichtet worden.
    Die Träumer, wie Reginald Bull sie nannte - Menschen also, die unter dem Einfluß der Hypnotrance standen - waren am frühen Morgen zuerst in kleineren Gruppen, dann in ganzen Strömen auf dem Platz vor dem Hauptquartier Hanse erschienen. Sie ließen sich nicht ansprechen.
    Alles, was sie von sich geben konnten, war: „Wir brauchen Rat vom Virenimperium."
    Den ersten Besuchern war, wie es die Regel vorschrieb, ungehinderter Zutritt zur Säule gestattet worden. Als sich aber der Platz mit Träumern zu füllen begann, hatte Julian Tifflor die Order gegeben, weiteren Mißbrauch der Virensäure durch den Einsatz von Robotern zu verhindern. Niemand vermochte sich zu erklären, wer den Träumern eingegeben hatte, die Säule aufzusuchen. Üblicherweise saßen sie in ihren Wohnungen, Appartements, Wohnhäusern und rührten sich kaum vom Fleck. Irgend etwas mußte sie aufgescheucht haben, und Julian Tifflor vermutete, daß es ihre von Kazzenkatt suggerierte Aufgabe war, die Virensäule zu blockieren und sie für immune Menschen dadurch unbrauchbar zu machen.
    Träge und völlig ohne eigene Initiative, wie sie waren, hatten sich die Träumer ohne Schwierigkeiten abdrängen lassen. Einen hatte man aus der Informationsnische der Säule ziehen müssen, weil er freiwillig nicht herauskommen wollte. Jetzt drängten sich die lethargischen Gestalten, erfüllt von einer seltsamen Rastlosigkeit, jenseits des Roboter-Kordons und warteten auf etwas. Worauf? Niemand außer ihnen wußte es.
    Reginald Bull wandte sich ab. Sein Blick fiel auf einen Video-Sensor, der an der Wand hinter Galbraith Deightons Sessel angebracht war.
    „Ich möchte die Aufzeichnung des Gesprächs mit Vishna noch einmal sehen", sagte er.
    „Des letzten Gesprächs, selbstverständlich."
    Das Bild auf der großen Videofläche flackerte, erlosch, wurde durch ein neues ersetzt.
    Vishna erschien. Es war nicht zu erkennen, in welcher Umgebung sie sich befand. Nur ihre Gestalt war zu erkennen. Der Anblick verfehlte seinen Eindruck auf Reginald Bull nicht - auch nicht in der bloßen Wiedergabe dessen, was er vor knapp einer Stunde schon einmal gesehen hatte.
    Niemand wußte, wo Vishna sich aufhielt. Sie war mit jenen zusammen, die sie ihre Schwestern nannte: Gesil und Srimavo. Sie meldete sich des öfteren - im Hauptquartier Hanse oder in den zentralen Planungsstellen der Liga Freier Terraner. In letzter Zeit war sie grundsätzlich nur an Srimavos und Gesils Seite zu sehen gewesen. Daß sie diesmal alleine auftrat, mußte eine besondere Bedeutung haben.
    „Ich habe über zwei Dinge zu berichten", sagte sie mit dem hoheitsvollen Ernst, den sie üblicherweise an den Tag legte. „Wir haben einen Versuch unternommen. Wir haben einen Träumer dem Prozeß der Mikrominiaturisierung unternommen, ihn zu Virengröße schrumpfen lassen und dann auf dem Viro-Chip an der Spitze der Säule von Perth angesiedelt. Der zuständige Sturmreiter berichtet uns, daß der Träumer erwacht ist. Er ist entsetzt über die Ereignisse der letzten Wochen, kann sich an nichts erinnern, wirkt jedoch sonst völlig normal.
    Die Bedeutung des Experiments liegt auf der Hand. Es besteht eine Möglichkeit, die Menschen aus der Hypnotrance zu wecken. Die Virotronische Vernetzung müßte reaktiviert werden. Es wäre ein langwieriger Prozeß, und ich bin nicht sicher, ob
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