Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
nicht bleiben. Sie würden als erste sterben, wenn Bolle Karajans Heer auftaucht. Verfrachte sie auf deine Androne und bring sie weg von hier.«
    »Zurück nach Luukwald?«
    Rudgaar dachte nach. Wenn Watzlowerst mit Canada und der verletzten Miouu zurück ins Winterlager der Waldleute flog, würde er möglicherweise dem anrückenden Frekkeuscher-Geschwader der Pottsdamer vor die Armbrüste geraten. »Nein. Kennst du die Seen im Westen?« Watzlowerst nickte. »Einen nennen wir den ›Terbizzer‹. Es sind etwa zwei Wegstunden bis dahin.«
    »Kenn ich, Mann.«
    »Es gibt dort eine Anlegestelle für Fischerboote und eine große Hütte. Sie gehört der Königin. Hundertfünfzig Schritte… na ja, hundert deiner Schritte entfernt findest du waldeinwärts inmitten von Tannen eine alte Eiche. In ihrer Krone habe ich ein Baumhaus errichtet. Sie ist vollkommen von Misteln eingesponnen, sodass man aus der Luft auch im Winter ihr Geäst nicht einsehen kann. Dorthin bring Canada und Miouu. Mit der Androne müsstest du es bis Sonnenuntergang schaffen.«
    Rudgaar pfiff nach Greif, ging zu Watzlowersts Frekkeuscher und holte den Kriegs-Doyzdogger Orguu heraus.
    Gemeinsam schafften sie Canada in den Transportkäfig und banden Miouu in den Sattel der Riesenheuschrecke. Der Riese stieg auf seine Androne. »Du bist ein freier Mann der Wälder, Watzlowerst«, sagte Rudgaar zum Abschied. »Du bist mir gar nichts schuldig. Du brauchst nicht zurückkehren, wenn du nicht willst…« Statt zu antworten, stieß der Riese ein paar schmatzende und pfeifende Geräusche aus. Die Androne und der Frekkeuscher spreizten ihre Flügel, hoben ab und schwirrten davon…
    ***
    Luukwald, Mitte Oktober 2520
    Hinter ihm ging die Sonne unter, und vor ihm, aus dem östlichen Horizont, stieg die Nacht in den Himmel.
    Pottsdam kannte er; und den Wald zwischen Pottsdam und Beelinn. Viel weiter war er – damals noch als Naura – in dieser Gegend nicht herumgekommen. Dennoch war ihm jeder Baum, jeder Wildwechselpfad und jede Ruine dort unten so vertraut, als würde er seit Jahren in diesen Wäldern leben.
    Seit fünfzehn Jahren, um genau zu sein. Denn nicht aus eigener Anschauung kannte er Bäume, Pfade und Ruinen, sondern aus dem zentralen Nervensystem des Individuums, das sich »Tilmo« nannte. Jedes Bild dessen geographischen Gedächtnisses hatte er sich gewissermaßen einverleibt.
    Da, der Flusslauf da unten zum Beispiel! Er kreuzte eine alte Straßentrasse im Norden der Ruinen, die sie Luukwald nannten. Aus dem Sattel des Fluginsektes war die über fünfhundert Planetenjahre alte Trasse an den niedrigen Büschen zu erkennen, die in schmalen, teilweise kerzengeraden Streifen entlang ihres Verlaufs wuchsen. Anders als die meisten Bäume des Waldes war ihr Laub nicht gelb oder rötlich, sondern dunkelgrün. Die Trasse führte in die Ruinen hinein. Jeden Moment müssten die ersten Mauern und Trümmerberge dort unten im Herbstwald auftauchen.
    Und da, die Birkengruppe vor der Buche! Dort wachte der nördliche Posten der Waldmänner. Arnau schloss seinen blauen Umhang über Brust und Bauch, sodass der Stoff den Kolben des Strahlers verhüllte.
    Er war ein ungeübter Frekkeuscherreiter, dennoch landete das Tier genau dort, wo es nach seinen Vorstellungen landen sollte; Arnau war es ein Leichtes, der Kreatur auf mentalem Weg seinen Willen aufzuzwingen.
    Er stieg aus dem Sattel, ging auf die Birkengruppe zu, hob die Rechte und rief: »Arnau von Beelinn! Die Königin schickt mich mit einer Botschaft für Brunor!« Er spürte die Nähe eines Primärrassenvertreters. Vorsichtshalber blieb er stehen. Man wusste nie, wie die Individuen dieser Gattung sich verhalten würden. Solange man sie nicht unter Kontrolle hatte, waren sie unberechenbar.
    Endlich raschelte es im Laub der Buche, ein Paar Beine wurde sichtbar, ein Körper folgte, Arme und ein struppiger Schädel. Ein in Fell gehülltes, sehr haariges Individuum hangelte sich über zwei Äste nach unten und sprang die letzten zwei Meter ins Unterholz. »Brunor ist nicht da.«
    Arnau nahm die Nachricht mit Gleichmut auf. Waren die Wilden also doch schon unterwegs zum alten Flugplatz. Nun gut, wenigstens wusste er das jetzt und konnte entsprechende Maßnahmen ergreifen. »Dann führe mich zu seinem Stellvertreter, damit ich ihm die Botschaft der Königin überbringen kann.«
    »Das ist Brunors Vater, der alte Sulfin.« Er stapfte Arnau voran in den Ruinenwald und winkte ihn hinter sich her. »Der ist um die Zeit aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher