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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren
Autoren: Jo Zybell
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Schritte entfernt galoppierte ein Wisaau-Eber vorbei, ein halbes Dutzende andere brach links und rechts durchs Unterholz. An sieben oder acht Stellen brannte der Wald.
    Der Kriegshund stürzte sich auf einen Armbrustschützen, der sich auf Bulldogg und Rudgaar einschoss. Röchelnd und schreiend stürzte er ins Gestrüpp.
    »Zur Großen Lichtung!«, brüllte Bulldogg. »Schlagt euch zur Großen Lichtung durch!«
    Rudgaar pfiff nach seinen Hunden und rannte los. An seiner Seite schaukelte der Oberst, auch Sergeant Maakus' Stimme hörte er irgendwo schreien. »Wir müssen uns mit Wulfgang und den Waldmännern vereinigen!«, keuchte Bulldogg. »Wenn wir uns mit ihnen neu formieren, haben wir eine Chance.«
    »Für das Reich!«, rief jemand hinter ihnen. »Für das Reich und für Pottsdam!« Rudgaar hatte dem Fürsten von Pottsdam lange genug gedient, er erkannte seine Stimme sofort. Dass Bolle Karajan schon so nahe war, erschreckte ihn.
    »Für Arnau!«, rief ein anderer Mann. »Für Arnau, unseren Herrn!« Es war Oberst Willman.
    Das Entsetzen griff mit Eisklauen nach Rudgaars Herz.
    Niemals hätte er eine solche Verschwörung gegen Königin Jenny für möglich gehalten, in seinen schlimmsten Träumen nicht.
    »Verfluchter Verräter!«, schrie Bulldogg an seiner Seite.
    Rudgaar blickte zurück. An die sechzig Gegner verfolgten sie.
    Ihre Klingen und Speerspitzen reflektierten das Licht der Flammen, die an unzähligen Stellen zwischen den Bäumen loderten. Und jetzt, wo Feuer den Wald erhellte, wurden sie auch aus der Luft angegriffen. Flügelgeschwirr rauschte durch den Nachthimmel, näherte sich rasend schnell, und wenn es sich wieder entfernte, brachen Kämpfer aus Bulldoggs Reihen von Pfeilen getroffen zusammen.
    Über siebzig Männer waren sie gewesen, als sie in der Dämmerung bei der Gotteshausruine den Wald betraten.
    Fünfzehn waren sie noch, als sie bei Dunkelheit die Große Lichtung erreichten. Dort spie Orguudoos Hölle Feuer und Tod aus…
    ***
    Es brennt. Da ist ein rundes Loch in der Wand und hinter dem Loch eine Lücke im Laub des Gebüschs. Durch dieses Loch und durch diese Lücke sieht Ann, dass es brennt. Das Herz springt ihr im ganzen Körper herum, wie Canada im ganzen Palast herumgesprungen ist, als er noch jünger war. »Ich muss Pippi…«, jammert sie. »Wo ist Canada?«
    »Gib endlich Ruhe…«
    Ihre kleinen Fäuste sind kalt. Alles ist kalt – die Gitterstäbe, ihre Füße, Tilmos müde Stimme, und dieser komische Platz in dem komischen Ding, das Jennymom ein Flugzeug nennen würde. Durch die Lücke im Gestrüpp sieht sie Blitze zucken.
    »Ein Gewitter, ich hab Angst! Warum lässt du mich nicht nach Hause…? Ich muss Pippi…!«
    »Das ist kein Gewitter, das ist der Herr. Schlaf endlich…«
    Männer schreien irgendwo draußen im Wald, in der Nacht, und wirklich: Die Blitze sehen nicht aus, wie Blitze sonst aussehen. Sie sind gerade, und wo sie einschlagen, brennt es.
    Ann rüttelt an dem Käfig. »Will nach Hause! Will zu Jennymom!« Arnau hat sie hier eingesperrt. Er hat Canada wehgetan und Miouu geschlagen. Er ist böse, so böse.
    Ihr Käfig erzittert unter Tilmos Fußtritten. »Sei still! Ruhe, oder es gibt Prügel!«
    Wie fremd seine Stimme klingt. Seine Augen sind so müde, gar kein Leben mehr drin. Was ist passiert mit Tilmo? Ann kauert sich in eine Ecke ihres Käfigs. Sie weint. »Dad… warum kommst du nicht…?«
    ***
    ... die Gestalt, die das Feuer Orguudoos aus einem kleinen rohrartigen Ding über Wulfgangs Männer, seine Leute, und die Waldmänner schleuderte, stand auf der Ruine einer Halle. Sie sah aus wie einer der Drachen, von denen die alten Legenden erzählten.
    Von oben stürzten Reiter des Pottsdamer Frekkeuscher-Geschwaders auf den Kampfplatz. Es hagelte Pfeile und Speere. Neben Rudgaar stöhnten drei oder vier Männer auf und schlugen lang hin. Die meisten Frekkeuscher der Beelinner lagen zuckend und brennend am Boden. Da und dort sah Rudgaar noch einen Armbrustschützen aus Wulfgangs Vorhut auf die Angreifer aus der Luft feuern. Und Brunor erkannte er – mit einem halben Dutzend Waldmännern kletterte er auf die Ruine und stürmte dem Ungeheuer entgegen. Doch Orguudoos Feuer traf sie alle, traf auch die letzten lebenden Frekkeuscher, traf die tapferen Armbrustschützen und fauchte schließlich in Bulldoggs Reihen. »Zurück!«, brüllte der Oberst.
    Rudgaar pfiff den Hunden. Er rannte in den Wald zurück und orientierte sich an Bulldoggs breiter Gestalt, als ihm
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