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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren
Autoren: Jo Zybell
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Primärrassenexemplar mit blutender Nase und aufgeplatzter Oberlippe. Es war gefesselt. »Er heißt Tilmo«, sagte das Objekt namens Deenis. »Er sprang auf einem Frekkeuscher über die Mauer und wollte in den Palast. Angeblich hat er eine Botschaft an die Königin.«
    »Was für eine Botschaft?«
    »Er will sie nur der Königin persönlich überbringen.«
    Deenis zuckte mit den Schultern. »Wir haben ihn schon gründlich befragt, wie du siehst, aber er will es einfach nicht sagen.«
    Arnau fixierte den Halbwüchsigen. »Wie lautet deine Botschaft an die Königin?« Er versuchte die Mentalaktivität des jungen Individuums zu erfassen, doch in seinem zentralen Nervensystem herrschten vor allem Wut und Angst. Welch unglaubliche Gefühlsstürme diese Rasse entwickeln konnte!
    Arnau packte den Jungen am Haarschopf und zerrte ihn die Vortreppe hinauf. »Wartet hier.« Die Tür fiel hinter ihm zu.
    Deenis und seine Soldaten lümmelten sich ins Gras und auf die Stufen. Ein Schrei ertönte ihm Haus. Deenis und die Männer wurden blass. Wieder schrie der Junge, diesmal schrill und langgezogen. Atemlos lauschten die Männer. Endlich verstummte das Geschrei.
    Arnau öffnete die Tür. Leises Wimmern drang aus dem Haus. Er deutete auf Deenis. »Nach Pottsdam mit dir. Bolle Karajan soll mit sämtlichen Männern, die eine Waffe führen können, zur kleinen Lichtung vor der Gotteshausruine ziehen. Dort wird er auf ein paar Räuber und den Spion Rudgaar treffen; möglicherweise auch auf Bulldoggs Truppe. Er soll sie alle töten. Keiner von ihnen darf auf den alten Flughafen im Schönen Feld vordringen. Hast du verstanden?« Deenis nickte hastig. »Dann los!« Der Sergeant lief aus dem Garten.
    Arnau ließ die Soldaten zur Bewachung Tilmos in seinem Haus zurück. Er selbst lief hinüber zum Palast. Er musste schnell und gründlich handeln. Wenn die Räuber um den Hundemeister die Tochter der Königin entdeckten, würde er sein wichtigstes Druckmittel verlieren, und Mefju'drex' Tod würde sich noch einmal hinauszögern. Das durfte nicht geschehen.
    Er ließ die Königin in ihren Privaträumen einsperren und von Conrad von Leyden und vier Bewaffneten bewachen. Das kontrollierte Objekt, das sich »Oberst Willman« nannte, schickte er mit dreißig Soldaten in die Wälder Richtung Schönes Feld. Die kleine Armee sollte Bulldogg in den Rücken fallen.
    Arnau selbst ließ sich Veda'lan'tubaris' Waffe geben. Er wollte die Räuber aufhalten.
    ***
    Schönes Feld, Mitte Oktober 2520
    Watzlowerst gab zwei Prisen eines graugrünen Pulvers in einen Wasserschlauch, verschloss ihn und schüttelte ihn. Er hatte Miouus Oberschenkelwunde mit Wakudadarm genäht, feine Asche auf ihre vielen Platzwunden gestreut, sie mit Blättern von Wundheilpflanzen belegt und danach verbunden.
    Der Hundemeister half ihm dabei. Zum Schluss hatten sie gemeinsam ihren gebrochenen linken Arm geschient. Nun schob Watzlowerst seinen mächtigen Arm unter die Schwerverletzte, hob ihren Oberkörper ein wenig an und flößte ihr die Lösung aus dem Wasserschlauch ein. Miouu stöhnte vor Schmerz, aber sie trank.
    »Was ist das?«, wollte Rudgaar wissen. Zwischen Greif und der Schwarzen hockte er im Gras und beobachtet den Riesen.
    Guundal war mit dem zweiten Frekkeuscher unterwegs, um Brunor und seine Waldmänner zur Gotteshausruine an der kleinen Lichtung zu lotsen. Rudgaar wurde das Gefühl nicht los, bald jeden Arm brauchen zu können, der eine Waffe halten konnte. Er wusste selbst nicht, warum.
    »Zerstoßene Rinde«, brummte Watzlowerst. »Hilft gegen Schmerz und Entzündung.«
    »Du kennst dich mit Heilpflanzen aus?« Das hätte Rudgaar dem ungeschlachten Koloss nicht zugetraut.
    »Hab's vonnem Göttersprecher, das Rezept. Hat er seinen Häuptling mit freigekauft. Wundermittel! Die Wundasche is auch aus der Rinde. Kannst auch Tee von machen. Darfst aber nicht zu viel, sonst…«
    Er verdrehte die Augen, riss den Mund auf und machte ein Gesicht, als müsste er sich übergeben.
    »Von was für einem Baum stammt die Rinde?«
    »Wasserbaum.«
    Rudgaar hatte nie von einem Baum dieses Namens gehört.
    Er ließ sich das Gewächs beschreiben.
    »Zehn Speerlängen hoch, schmale gesägte Spitzblätter, wächst am Wasser, Blüten wie kleine Pelzchen…!«
    Watzlowerst legte Miouu ab und deckte sie mit einem Fell zu.
    »Silberbaum!«, rief Rudgaar. »So heißt der bei uns. Die Wandernden Völker aus dem Westen nennen ihn ›Weißweid‹.«
    Er ließ sich genau erklären, auf welche
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