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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren
Autoren: Jo Zybell
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meistens schon besoffen.« Arnau antwortete nicht.
    Sie marschierten schweigend, passierten bald eine enge Schneise zwischen zwei farnbewachsenen Schutthügeln und erreichten endlich einen leidlich von Unkraut befreiten Weg.
    An hundertfach ausgebesserten Hausruinen vorbei führte er auf einen großen, flachen Bau zu.
    »Seit wann schickt eigentlich die Königin dich als Botschafter zu ihren Verbündeten?« Der Wilde drehte sich nach Arnau um. »Normalerweise kommt doch immer der Guundals Sohn!« Der Flachbau, eine Art Halle, war noch siebzig oder achtzig Schritte entfernt. Vor ihm lungerten Doyzdogger im Gras herum; mindestens ein Dutzend. Sie hoben die Köpfe und begannen zu kläffen.
    »Tilmo beteiligt sich an der Suche nach der Tochter der Königin. Außerdem bin ich Erster Königlicher Berater…«
    Er wollte dem Wilden erklären, dass ein königlicher Berater durchaus die diplomatischen Aufgaben eines Botschafters wahrzunehmen hatte, doch das haarige Individuum fuhr herum und bedachte ihn mit einem bösen Blick. »Bist du nicht!«, schnaubte es und griff nach seinem Schwert. »Rudgaar, der Hundemeister ist Erster Königlicher Dingsbums! Was für ein Spiel ist das, Mann?!« Er riss das Schwert heraus. Die kläffenden Hunde sprangen herbei.
    Es überraschte Arnau feststellen zu müssen, dass er dem Jungen offensichtlich nicht alle Informationen entlockt hatte.
    Es überraschte ihn – mehr nicht. Schneller als der Wilde folgen konnte, rammte er ihm die gestreckte Hand in den Leib.
    Wenige Schritte entfernt blieben die Hunde stehen, stemmten ihre Vorderläufe in den Waldboden und kläfften. Arnau riss seine silberschuppige Klaue aus dem Bauch des Sterbenden.
    Ein Schwall Blut ergoss sich über seinen Umhang. Der Wilde sackte zusammen und schlug im Laub auf. Der Dampf seines Blutes stieg in die Abendluft.
    Ein Vertreter der Primärrasse erschien am Eingang der Halle, weiblich und sehr voluminös. »Magadah!«, rief die Frau.
    »Schnell!« Weitere Menschen verließen die Halle, drei Bewaffnete brachen mit aufgepflanzten Speeren aus dem Wald.
    Die Hunde machten Anstalten, Arnau anzuspringen. Er zog den Strahler und schoss.
    Zuerst auf die Doyzdogger, dann auf die Speerträger und danach auf die weiblichen Individuen vor der Halle. Natürlich hatten sie keine Chance: die Bewaffneten rechts und links zwischen den Ruinen nicht, die Frauen vor dem Saal erst recht nicht, und schon gar nicht die Doyzdogger. Sekunden später wälzten sich brennende Körper im Unterholz.
    Ein aussichtsloser Kampf aus menschlicher Sicht, ein folgerichtiger und höchst ökonomischer aus daa'murischer.
    Mit hellwachen Sinnen erfasste Arnau/Est'sil'aunaara die Situation – es gab keine ernsthafte Gefahr mehr für ihn. Den Strahler im Anschlag, den Finger am Auslöser stürmte er der Hallenruine entgegen. Kinder, Frauen und manchmal auch Männer zeigten sich an ihrem Eingang. Er zögerte nicht, schoss jedes Mal. Wer nicht getroffen wurde, zog sich schreiend in die Ruine zurück. Nur einer Frau und zwei oder drei Halbwüchsigen gelang die Flucht in den Wald. Laserkaskaden zischten ihnen hinterher. Schnell standen das Unterholz und die ersten Bäume in Flammen.
    Auch der lederne Vorhang brannte, als Arnau den Eingang erreichte. Er sprang hindurch. Der Laserstrahl seiner Waffe erhellte einen großen halbdunklen Raum. Die Wilden drängten sich an der gegenüberliegenden Wand zusammen, etwa fünfundzwanzig, schätzte Arnau. Zwei männliche Individuen hieben mit Äxten auf einen Bretterverschlag vor einem kleinen Fenster ein. Arnau schoss auf sie. Er wich einem Speer aus, feuerte auf den Werfer, riss sich einen Pfeil aus dem Schenkel, tötete den Armbrustschützen. Erst als er den letzten Bewaffneten ausgeschaltet hatte, schoss er gezielt auf die Frauen und Kinder.
    Von der Seite stürzte sich ein Halbwüchsiger auf ihn, packte ihn, schlug mit einem Beil zu und traf Arnaus Arm. Es knirschte hässlich, Dampf zischte. Für Sekunden erlosch der tödliche Strahl, und irgendjemand schrie einen Namen:
    »Hainaar! Hainaar…!« Arnaus zerschlagener Arm verlor die Form, pendelte hin und her wie ein Tentakel. Er konnte die Laserwaffe nicht länger halten.
    Einige beherzte Frauen erkannten ihre Chance – sie lösten sich aus der Umklammerung ihrer Kinder und stürmten Arnau entgegen. Doch als sie sahen, wie der Tentakel sich unterhalb des Lederärmels in eine silberschuppige Klaue verwandelte und der Blondschopf in einen Echsenschädel, stockte ihr Angriff.
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