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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren
Autoren: Jo Zybell
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plötzlich ein scharfer Schmerz die Wirbelsäule herauf und herunter fuhr. Er stolperte, stürzte ins Unterholz. Die Schritte von Bulldogg und seiner fünf oder sechs überlebenden Kämpfer entfernten sich. Er blieb allein zurück.
    Schwer atmend sank er ins Gestrüpp.
    Seine Hunde scharten sich um ihn, feuchte Schnauzen berührten sein Gesicht. Selbst der Kriegs-Doyzdogger winselte, als würde er ihn bedauern. Rudgaar gab ihnen zu verstehen, dass sie sich ruhig verhalten sollten. Mit der Rechten tastet er nach seinem Rücken – ein Pfeil steckte zwei Handflächen über dem Gesäß neben der Wirbelsäule. Jede Bewegung mit dem rechten Bein verursachte ihm brennende Schmerzen. Er verhielt sich so ruhig er konnte. Greif huschte ins Unterholz; Rudgaar hatte keine Kraft, ihn zurück zu pfeifen.
    Wer bei Wudan war diese Echse…? Drei oder vier Speerwürfe entfernt verstummte der Kampflärm. Im Schein der Flammen, die dort loderten, sah Rudgaar Frekkeuscher landen und Männer hin und her gehen.
    Die Schlacht war verloren. Sollten tatsächlich alle ums Leben gekommen sein? Alle außer ihm und dem kleinen Häuflein um Bulldogg? Auch Guundal und Brunor? Der Gedanke trieb ihm die Tränen in die Augen. Er weinte leise. Es erleichterte ihn irgendwie.
    Wer beim Himmel über den Wäldern war der Unheimliche mit dem Feuerstab? Oder hatten seine Sinne ihm einen Streich gespielt?
    Rechts und links stapften die Angehörigen des Pottsdamer Heeres vorbei. Sie gaben sich keine Mühe mehr, Lärm zu vermeiden. Am lautesten grölte Bolle Karajan, dieser Schwachkopf. »Das Reich ist unser! Es lebe das Reich! Es lebe der Herr…!« Und so weiter.
    Rudgaar kämpfte mit einer Ohnmacht…
    Nein, seine Sinne hatten ihn nicht getäuscht. Würde sonst der Waldrand brennen? Diese Echse, dieser verfluchte Knecht Orguudoos…
    Eine Stunde oder mehr verging. Die Hunde drückten ihre Körper an ihn, um ihn zu wärmen. Noch einmal erhob sich Kampflärm.
    Frekkeuscher schlugen und rieben ihre Chitinschwingen gegeneinander, einige erhoben sich, manche stürzten gleich wieder zu Boden. Hatten Bulldogg und sein Häuflein versucht, die Fluginsekten zu erobern? Die Sinne drohten Rudgaar zu schwinden. Er klammerte sich an Orguu fest, zischte ihm ins Ohr. Der Hund kroch los, zerrte ihn durchs Unterholz.
    Kurzzeitig verlor der Hundemeister das Bewusstsein.
    Irgendwann fand er sich im flachen Tümpel eines Wurzelloches wieder. Er klammerte sich an der Schwarzen fest, und sie zog ihn aus dem Schlamm. Wieder schwanden ihm die Sinne. So trugen ihn die Hunde durch den Wald, mal Orguu, mal die Schwarze. Immer häufiger verlor Rudgaar das Bewusstsein.
    Wudan mochte wissen, wie viele Stunden vergangen waren, als er die Augen öffnete und in den Morgenhimmel blinzelte.
    Die massige Gestalt eines Mannes hielt ihn im Arm, flößte ihm bitter schmeckendes Wasser ein. Rudgaar trank und trank.
    »Watzlowerst, mein Freund…«, flüsterte er. Der Riese nahm ihn hoch, schnürte ihn auf einen Frekkeuscher-Sattel.
    Irgendwann weckte ihn ein Sonnenstrahl. Er lag auf dem Bauch. Auf dem Rücken spürte er einen feuchten Verband. Er hob den Kopf – Watzlowerst sah ihn traurig an. So traurig, dass Rudgaar ihm die schlechten Nachrichten von den Augen ablesen konnte. Er wollte sie nicht hören, noch nicht.
    Der Hundemeister sah sich um. Er lag in seinem Baumhaus neben Miouu. Canada winselte, und unten, am Stamm der mächtigen Eiche bellte Greif zu ihm hinauf…
    ***
    Berlin, Ende Oktober 2520
    Drei Tage später. Drei schlaflose Nächte später. Jenny lief in ihren Gemächern hin und her. Auf dem Stuhl vor ihrem Tisch hockte einer der vier Palastgardisten, die eigentlich ihr Leben zu schützen hatten, sie nun aber wie eine Gefangene bewachten. Die anderen drei hatten vor der Tür auf dem Gang Stellung bezogen. Jenny machte gar nicht erst den Versuch, sich hinzulegen. Der Anblick von Anns unbenutztem Kopfkissen und des leeren Platzes unter ihrer Decke machte sie fast wahnsinnig.
    Nach Sonnenaufgang brachten sie ihr Frühstück – Tee und einen Getreidebrei. Der Wächter machte ihr Platz am Tisch. In der Hoffnung, das Funkgerät aus der Schublade nehmen zu können, setzte sie sich und stocherte im Brei herum. Der Wächter beobachtete sie. Keine Chance. Ein paar Stunden später sah sie einen Heerzug Bewaffneter unten auf dem breiten Weg marschieren. An seine Spitze ging kein anderer als Bolle Karajan. Jenny erschrak bis an die Haarspitzen. »Was ist passiert?« Der Wächter antwortete
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