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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren
Autoren: Jo Zybell
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nicht mehr nehmen. In etwa zwanzig Minuten wird dieser Ort brennen.«
    Die Ohnmacht war unerträglich und machte Jenny rasend.
    Sie griff in ihre oberste Beintasche, zog die Armeepistole heraus und schoss auf Arnau.
    Die Kugel traf ihn am Hals. Er zuckte zusammen und torkelte drei Schritte rückwärts. Sein Schädel verformte sich, sein Haar änderte die Farbe, seine Glieder schienen sich umzugestalten. Schlaff hing der Lederanzug plötzlich an seinem Körper, während er sich über der Brust spannte.
    Für die Dauer eines Atemzugs stand auf einmal die schöne Naura mitten im Saal, die Mätresse Johaans, die doch angeblich zu Tode gestürzt war, dann eine Frau mit langem schwarzen Haar, die Jenny an die Amazonen vor dem Osttor erinnerte, und schließlich schimmerten silbrige Schuppen über einem eckigen, flachen Schädel, und Klauen statt Finger streckten sich Jenny entgegen.
    Sie schrie, zielte erneut und feuerte auf die abscheuliche Echse im blauem Umhang. Ein Dampfstrahl schoss aus dem Schusskanal im Hals und aus einem zweiten in Höhe des Schlüsselbeins. Der Daa'mure musste tödlich verletzt sein – und trotzdem sprang er in drei weiten Sätzen auf Jenny zu und begrub sie unter sich. Die Waffe schlidderte über den Steinboden und prallte gegen die Treppe.
    Jenny sah in kalte grüne Augen. Harte Klauen pressten ihre Handgelenke zusammen. Sie schrie vor Schmerz und Panik.
    Die Dampfstrahlen versiegten, als die Schuppen an Hals und Oberkörper sich neu formierten.
    Der Echsenschädel verwandelte sich wieder in Arnaus Kopf, und die silbernen Schädelschuppen wuchsen unter Jennys entsetzten Blicken zu Blondlocken zusammen.
    »Ich bin Est'sil'aunaara«, zischte der Mann, der kein Mann war, »und du wirst mit mir zusammenarbeiten oder deine Tochter nie wiedersehen…«
    ***
    In den Wäldern vor Beelinn, Mitte Oktober 2520
    Ungefähr acht bis zehn Wegstunden lagen zwischen Luukwald und dem Südtor der Königssiedlung. Mit Fluginsekten bewältigte man die Strecke in zwei, höchstens drei Stunden, je nach Wetterlage oder Zustand der Tiere.
    Der schmalbrüstige Tilmo teilte sich einen Frekkeuschersattel mit seinem Vater Guundal, Watzlowerst ließ sich wie immer von seiner Androne tragen, und Rudgaar flog mit seinen drei Doyzdoggern auf demselben Frekkeuscher.
    Der Hundemeister grübelte über die Nachrichten aus Beelinn nach, und je mehr er grübelte, desto schwerer legten sich die Sorgen auf sein Gemüt. Während unter ihm die Ruinen von Luutwiksfeld und kurz darauf die von Blankfeld zwischen den Bäumen vorüber glitten, verfinsterte sich seine Miene zusehends. Wenn die persönliche Leibwächterin und die Tochter der Königin verschwunden waren, hatten Menschen ihre Hand im Spiel. An einen Unglücksfall hatte Rudgaar von Anfang an nicht geglaubt, jetzt aber war sicher, dass ein Angriff auf den Königsthron von Beelinn im Gang war.
    Unter ihnen, im lichten Wald, entdeckten sie immer mehr Ruinen in Gestrüpp und Unterholz. Sie erreichten die Außenbezirke des alten Beelinn. Bis hierher hatte die Stadt sich in den Zeiten vor »Christopher-Floyd« erstreckt, dabei waren es noch mindestens achtzig Speerwürfe bis zu den Mauern des neuen Beelinn.
    Rudgaar blickte nach Nordosten. Dort, vielleicht noch zwanzig Speerwürfe entfernt, lag eine große, annähernd rechteckige Lichtung, auf der nur wenige Bäume oder Baumgruppen wuchsen, dafür eine Menge Buschwerk, Brennnessel- und Distelfelder. An ihrem Rand sah man da und dort turmartige Ruinen aufragen. Unter den teilweise hügelgroßen Büschen und in den ausgedehnten Brennnesselfeldern hatten Pottsdamer und Beelinner Jäger die Wracks gewaltiger Maschinen entdeckt. Bis Königin Jenny nach Beelinn kam, hielten die Einen sie für Eisenhäuser, die anderen für eine besondere Art der legendären Wagen, mit denen die Alten sich in den Zeiten vor »Christopher-Floyd« fortbewegten. Seit Königin Jenny aber mit einer ähnlichen, wenn auch wesentlich kleineren Maschine in Beelinn gelandet war, wusste man, dass es sich um die Wracks von Feuervögeln handelte.
    Die Lichtung mit den Feuervogelwracks und der Ruinenwald drum herum hieß »Schönes Feld«. Warum, hatte dem Hundemeister noch keiner erklären können. Das kleine Geschwader näherte sich einer Gotteshausruine. Drei Speerwürfe entfernt ragte ihr zersplitterter Turm aus dem Wald.
    Fast gleichzeitig fingen die Hunde in den Transportkäfigen rechts und links der Frekkeuscherflanke zu bellen an. Mit einer Handbewegung gab Rudgaar
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