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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren
Autoren: Jo Zybell
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seinen Gefährten auf den anderen Fluginsekten zu verstehen, dass sie den Wald und die Ruinen besonders aufmerksam beobachten sollten. Wenn die Doyzdogger anschlugen, hatte das seinen Grund. Eine lange Front zerklüfteten Gemäuers zog sich zwischen den Bäumen entlang und an einem kleinen Platz vorbei. Nur Farn und Gras und niedrige Büsche wuchsen dort.
    Und dann sah er den Doyzdogger: Er kroch von der Ruine weg auf die Mitte der kleinen Lichtung, kläffte und äugte in die Luft. »Canada!« Rudgaar schrie und winkte den anderen.
    »Canada!« Er war sicher, den Rüden der Königin gefunden zu haben.
    Der Frekkeuscher kamen neben dem Farnfeld auf. Während er aus dem Sattel kletterte, öffnete Rudgaar die Käfige Greifs und der Hündin. Die Schatten der anderen beiden Fluginsekten glitten über ihn hinweg, als er zu Canada rannte. Blutkrusten verklebten dessen Rückenfell und seine Lefzen, und er zog die Hinterläufe hinter sich her. Eine Wirbelsäulenverletzung?
    Rudgaar kniete sich neben ihm ins Gras und schloss ihn in die Arme. »Was ist geschehen, mein Freund?« Canada winselte. Ein paar Schritte entfernt landeten erst Watzlowerst und dann Tilmo und Guundal. Behutsam untersuchte Rudgaar den verletzten Doyzdogger.
    Die Lefzen unter der Kiefermuskulatur waren auf beiden Seiten eingerissen, mindestens zwei Zähne ausgebrochen und Haut und Fell entlang der Wirbelsäule abgeledert. Ob die Wirbelsäule gebrochen war, konnte Rudgaar nicht genau erkennen.
    Seine Gefährten liefen zu ihm, aus der Gotteshausruine kläffte Greif. Jähe Hoffnung erfüllte den Hundemeister. »Geht zu ihm, er hat etwas gefunden!«
    Tilmo und Guundal rannten in die Ruine. Rudgaar schraubte seinen Wasserschlauch auf und tränkte Canada. Watzlowerst ließ sich neben dem Hund nieder und teilte sein getrocknetes Fleisch mit ihm. Rudgaar beobachtete, wie die Schwarze im Gras herum schnüffelte. Die Schnauze am Boden, lief sie zum Waldrand. Dort blieb sie stehen und bellte. Sie hatte eine Witterung aufgenommen, keine Frage.
    Rudgaar stand auf, um zu ihr zu gehen. Von der Gotteshausruine her rief Guundal seinen Namen. Er drehte sich um. Einen schlaffen, blutverkrusteten Frauenkörper auf dem Arm, kam Guundal aus der Ruine. Tilmo neben ihm weinte.
    Rudgaar erkannte die Leibwächterin der Königin. Er ging zu den Gefährten.
    Sie legten Miouu neben Canada ins Gras. Der Riese drückte sein Ohr auf ihre Brust. »Sie lebt.«
    Rudgaar goss Wasser über ihr zerschlagenes Gesicht.
    Irgendwann öffnete sie die Augen. »Was ist geschehen, Miouu?«, fragte der Hundemeister. »Wo ist Ann?«
    Mehr als ein Lallen kam nicht aus Miouus Kehle. Der Riese untersuchte sie und machte sich daran, ihre vielen Platzwunden und die Stichwunde am Oberschenkel zu reinigen. Er schien Erfahrung mit Behandlung von Wunden zu haben.
    »Zwecklos, weiter in sie dringen zu wollen.« Rudgaar stand auf. »Sie ist wie im Fieber.« Am Waldrand tänzelte die Schwarze im Gras und wedelte mit dem Schwanz. Er wandte sich an Tilmo. »Los, Junge. Geh allein nach Beelinn. Sag der Königin, dass wir Miouu und Canada gefunden haben.« Er blickte zur Hündin. »Und vermutlich eine Spur ihrer Tochter. Sie soll Bewaffnete zur Gotteshausruine am Schönen Feld schicken. Wenn du Bulldoggs Truppe begegnest, sag ihm, wo er uns findet. Wir warten hier auf Verstärkung.« Und dann an Watzlowerst Adresse: »Kann er einen Frekkeuscher nehmen?«
    Der Riese zögerte. »Ich biete dir ein Paar junge Doyzdogger«, fügte Rudgaar hinzu. Der Riese nickte.
    ***
    Beelinn, Mitte Oktober 2520
    Nach ihrer Solarzellenuhr war es 15:47 Uhr. Dreizehn Minuten vor vier am 20. Oktober 2520. Der schlimmste Tag, seit Jenny vor etwas mehr als viereinhalb Jahren in den Ruinen Beelinns gelandet war. Sie stand am Fenster des obersten, sechsten Stockwerks des alten Regierungsgebäudes, das ihre Beelinner »Palast« nannten. Von hier aus konnte sie die Siedlung bis zu den Türmen des Südtors und bis zur Ostmauer überblicken. Die Gassen und die Mauer kamen ihr menschenleer vor. Motorenlärm dröhnte vom breiten Fahrweg zwischen Ost- und Westtor her. Sie hatte es aufgegeben, Oberst Willman Fragen nach ihrer Tochter oder nach den Ereignissen in der Siedlung zu stellen. Er antwortete nicht. Unten, in den Beeten und Gartenanlagen des Palastes, patrouillierten Soldaten. Arnau – seinen eigentlichen Namen hatte Jenny verdrängt – hatte sie von der Mauer abgezogen und zur Bewachung der Königin hierher geschickt. Und Oberst Willman schien
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