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122 - Dr. Satanas - Totensauger von N.

122 - Dr. Satanas - Totensauger von N.

Titel: 122 - Dr. Satanas - Totensauger von N.
Autoren: Larry Brent
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als sie den dunkelroten Fiat 128 vor der Friedhofsmauer parkte
und mit stumpfem Blick auf das große, schmiedeeiserne Tor blickte, das die
Einfahrt verschloß. Diesen Weg benutzten die Fahrzeuge des Friedhofpersonals
und der Bestattungsunternehmen.
    Diesen Weg waren auch ihr Mann und ihre
Tochter gefahren, aber davon hatten sie nichts mehr bemerkt. Petra Schmittner
seufzte. Die dunklen Augen in ihrem bleichen, wächsernen Gesicht hatten
jeglichen Glanz verloren. Sie war jetzt achtunddreißig Jahre alt, wirkte aber
zehn Jahre älter. Die letzten vierzehn Tage hatten sie um Jahre altern lassen.
    Vor vierzehn Tagen genau waren ihr Mann und
ihre fünfzehnjährige Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Sie
konnte immer noch nicht fassen, daß vor zwei Wochen sich ihr Leben von Grund
auf geändert hatte, daß sie ihre Familie verlor und nun allein stand, daß sie
mit achtunddreißig Jahren Witwe war.
    Mit müden Bewegungen, als würde ihr alles
schwerfallen, stieg sie aus. Es war feucht und windig, und vereinzelt trug der
Wind Regentropfen durch die Luft.
    Seit der Beerdigung kam sie täglich hierher.
Das ließ sie sich nicht nehmen. Sie sah nach dem Doppelgrab, brachte frische
Blumen und mußte daran denken, daß auch sie eines Tages von der Erde bedeckt
sein würde, die sie jetzt noch mit ihren Fingern berührte, auf der sie die
Blumen und Pflanzen ordnete. In den ersten Stunden nach dem schrecklichen
Ereignis hatte sie Entscheidungen fällen müssen, an die sie sich jetzt nicht
mehr im einzelnen erinnern konnte. Viele Gedanken waren ihr durch den Kopf
gegangen, die ihr erst später bewußt geworden waren. Unter dem Eindruck des
schicksalhaften Geschehens hatte sie sich entschlossen, die Grabstätte gleich
so groß zu wählen, daß auch Platz für sie vorhanden war.
    Ganz am Anfang hatte sie mit dem Gedanken
gespielt, Selbstmord zu begehen. einen Strich unter alles zu machen und den
Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Aber Selbstmord - das war kein Ausweg!
    In langen, schlaflosen Nächten, in denen sie
von qualvollen Gedanken und von Weinkrämpfen geschüttelt worden war. rang sie
sich schließlich dazu durch, weiter ihr Dasein zu gestalten, auch wenn sie -
zunächst - keinen Sinn in allem sah.
    Wie ihr Leben sich entwickelte, vermochte sie
auch zu dieser Stunde, als sie auf den Friedhof ging, noch nicht zu sagen. Aber
kein Mensch konnte schließlich so weit in die Zukunft blicken, daß er sich
unter dem Druck eines bestimmten Ereignisses zu einer Entscheidung hinreißen
ließ, die er nie mehr würde rückgängig machen können.
    Sie drückte die Tür ins Schloß und passierte
dann das nur angelehnte, schmiedeeiserne Tor für die Fußgänger. Eine einzelne
alte Frau häkelte an einem Grab.
    Petra Schmittner nahm sie beiläufig wahr.
    Die junge Witwe fröstelte. Sie zog
unwillkürlich die Schultern hoch.
    Sie ging den Hauptweg und bog dann hinter der
großen Kapelle nach links ab in einen Seitenweg. Dicht an dicht lagen die
Gräber. Namen auf Kreuzen und Marmorsteinen. Arme und Reiche beisammen. Nun gab
es keinen Unterschied mehr zwischen ihnen.
    Auch daran mußte sie, seitdem sie selbst mit
dem Tod konfrontiert worden war, stets denken.
    Das frische Grab lag unter einer uralten
Weide. Neben der Weide stand eine verwitterte Bank.
    Gedankenversunken steuerte Petra Schmittner
auf das Ende des Weges zu.
    Plötzlich stutzte sie.
    „Nein“, kam es tonlos über ihre Lippen.
    Sie sah das Grab - und erstarrte. Eine
eiskalte Hand griff nach ihrem Herzen.
    Der Grabhügel... die Blumen ... die Kränze!
Alles war durcheinandergeworfen, als wäre ein heftiger Windstoß hineingefahren.
    Petra Schmittner begann zu laufen.
    Was war hier geschehen?
    Ratlos und betroffen stand sie an dem
aufgegrabenen Hügel. Das war die Gruft der fünfzehnjährigen Marika. Der Sarg
stand etwas angekippt, der Deckel war geöffnet - die Tote verschwunden!
    Die Frau stand da wie angewurzelt. Ihr Herz
pochte, und heiße und kalte Schauer liefen ihr über den Rücken.
    Petra Schmittner glaubte zu träumen.
    Sie preßte die Augen zusammen und öffnete sie
langsam wieder. Das Bild blieb.
    „O mein Gott...“, entrann es ihren zitternden
Lippen. „Das darf - nicht wahr sein.“
    Das Grab leer - Marika verschwunden? Die
Bilder sprachen für sich. Sie verstand sie nicht.
    Plötzlich rauschte es in ihren Ohren. Eine
Schwäche ergriff unerwartet von ihr Besitz. Petra Schmittner wankte.
    Ich werde fallen! schrie es in ihrem
Unterbewußtsein.
    Sie
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