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1218 - Der Haluter Sokrates

Titel: 1218 - Der Haluter Sokrates
Autoren: Unbekannt
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Bemühungen widerstand. Nachdem sie nahezu eine Stunde lang versucht hatten, das Schloß zu öffnen, mußten sie sich eingestehen, daß sie gescheitert waren. Sie gaben auf und schwebten nach oben. Auch jetzt trat ihnen niemand entgegen. So konnten sie unbehelligt in ihre Räume zurückkehren, und es schien so, als habe niemand ihren Vorstoß in den geheimen Bereich von Eugen-3 bemerkt.
    Ratlos ließen sie sich in die Polster ihrer Sessel sinken. Einige Zeitlang hingen sie ihren Gedanken nach. Dann sagte Jen Salik: „Jetzt bleibt eigentlich nur noch, das Schott gewaltsam aufzubrechen."
    „Damit würden wir die Tiziden endgültig gegen uns aufbringen. Die Chance, sie irgendwann für TRIICLE-9 und somit für uns zu gewinnen, wäre vertan."
    „Du meinst, wir könnten die Tiziden auf unsere Seite bringen? Nicht nur mal eben für eine Aktion, sondern überhaupt?"
    „Wir müssen es auf jeden Fall versuchen. Sie haben durch die Gen-Manipulation einen so ungeheuer großen Einfluß auf die Tiefe, daß wir kaum bessere Verbündete als sie haben könnten."
    „Allerdings müßten wir sie dann vollkommen vom Tiefeneinfluß befreien. Doch dazu müßten wir uns erst um das Vagenda kümmern."
    „Das ist klar."
    Jen Salik schüttelte lächelnd den Kopf.
    „Wir reden, als hätten wir die Möglichkeit, das alles zu erreichen. Dabei ist unser Spielraum äußerst begrenzt."
    Er zuckte zusammen, als sich die mächtige Gestalt Domo Sokrats durch die Tür hereinschob, die sie nicht hinter sich geschlossen hatten.
    „Nein! Nicht schon wieder", stöhnte er.
    Der Haluter ließ sich auf den Boden sinken und stützte sich mit den Laufarmen ab. Die Handlungsarme kreuzte er vor der Brust.
    „Ich habe nachgedacht", verkündete der Koloß.
    „Welch ein Fortschritt", spöttelte Jen Salik.
    Domo Sokrat ging über diese Bemerkung hinweg, als habe er sie nicht gehört.
    „Ihr glaubt, daß die Tiziden kein ehrliches Spiel mit mir treiben", fuhr er fort. „Vielleicht wolltet ihr mir sogar sagen, daß Grauleben falsches Leben ist."
    „Fällt dir etwas auf, Jen?" fragte der Arkonide.
    „Natürlich, Atlan. Er scheint doch intelligent zu sein."
    „Ich glaube euch nicht. Ihr seid es, die nicht ehrlich zu mir sind. Auf Grauleben kann ich mich verlassen. Und auf die Tiziden auch."
    „Was ist unter der Kuppel?" forschte der Arkonide.
    „Das weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht. Ich bin nie dort gewesen."
    „Du denkst wirklich nicht darüber nach, ob du ein Kind haben solltest?"
    „War ich nicht deutlich genug?"
    Atlan meinte, seinen Angriff auf die Psyche des Haluters nunmehr sorgfältig genug vorbereitet zu haben. Er setzte zum entscheidenden Schlag an.
    „Dann frage ich dich, warum die Tiziden sich mit diesem Problem befassen."
    „Mit welchem Problem?" kam es grollend aus der Kehle des Haluters.
    „Mit dem Problem deines Nachwuchses, Domo Sokrat. Ich habe organische Materie bei den Tiziden gesehen, die nur von einem Haluter stammen kann - von einem kindlichen Haluter."
    In den rötlichen Augen des Kolosses brannte ein unheimliches Feuer. Das dritte Auge verlor vorübergehend seine gelbliche Tönung und wurde ebenfalls rot.
    „Du weißt nicht, wovon du redest. Ich bin fest in den halutischen Traditionen verwurzelt.
    Nachwuchs kann und darf es bei mir erst geben, wenn mein eigener Tod droht - und ich habe noch etwa zweieinhalbtausend Jahre vor mir."
    „Ich weiß."
    Domo Sokrat stürzte sich auf Atlan und streckte die Hände nach ihm aus.
    „Nein", brüllte der Arkonide. „Nicht schon wieder. Nicht ich habe dich beleidigt, sondern die Tiziden. In ihren Anlagen unter der Station ..."
    „Was ist damit?" unterbrach ihn der Haluter.
    Atlan stand mit dem Rücken an der Wand. Er war sich dessen bewußt, welch hohes Risiko er eingegangen war. Domo Sokrat ließ ihn nicht aus den Augen. Sein Atem schlug ihm ins Gesicht. Die kegelförmigen Zähne waren nur Zentimeter von ihm entfernt.
    Narr! meldete sich Atlans Extrasinn. Du wagst zuviel. Was ist, wenn Domo Sokrat unter Eugen-3 nicht das findet, was du erwartest?
    „Antworte!"
    Atlan hielt sich erschrocken die Ohren zu. Er bemerkte das Flackern in den Augen des Kolosses, und er erkannte, daß Domo Sokrat unmittelbar vor dem Ausbruch einer echten Drangwäsche stand. Der Haluter hatte das Vorstadium hinter sich gelassen. Jetzt mußte es zur Explosion kommen.
    Domo Sokrat begann zu schreien. Er brüllte wie unter höchsten Qualen. Atlan ließ sich auf den Boden fallen und rollte sich zur
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