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1218 - Der Haluter Sokrates

Titel: 1218 - Der Haluter Sokrates
Autoren: Unbekannt
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Seite. Als er weit genug von dem Haluter entfernt war, sprang er auf und flüchtete zu Jen Salik.
    „Das geht nicht gut", stammelte dieser. „Er bringt uns um."
    Domo Sokrat schien diese Worte gehört zu haben. Er warf sich herum und richtete sich zugleich zu einer Größe von mehr als dreieinhalb Metern auf. Seine Fäuste glichen wirbelnden Dampfhämmern. Seine Augen waren geschlossen.
    „Er weiß nicht mehr, wo er ist", sagte Atlan. „Raus hier. Schnell. Wir müssen weg."
    Aus dem weit geöffneten Rachen des Haluters kam ein urweltlicher Schrei. Domo Sokrat hatte den Zustand der Drangwäsche erreicht. Jetzt gab es kein Halten mehr. Die Katastrophe war vorprogrammiert. Ein Haluter in diesem Zustand brauchte Raum. Eine Welt mit hoher Schwerkraft und undurchdringlicher Wildnis war der geeignete Platz für ihn, nicht aber die geschlossene Kuppel einer Forschungsstation.
    Als Atlan und Jen Salik aus ihrer Unterkunft flüchten wollten, ließ Domo Sokrat sich auf seine Laufarme fallen und stürmte los. Er rannte mit dem Kopf voran gegen die Wand neben der Tür und durchbrach sie. Da er seine Molekularstruktur verändert hatte und somit einem ungeheuer harten Block aus hochverdichtetem Terkonit glich, zerplatzte die Wand wie dünnes Papier.
    Domo Sokrat brüllte triumphierend, zertrümmerte mit wenigen Faustschlägen die Einrichtung eines ganzen Labors und raste mit wirbelnden Armen weiter.
     
    *
     
    „Sämtliche Beweise sind beseitigt worden", sagte Torleman. „Wir können Lofker also kaum noch des Verrats überführen. Dennoch meine ich, sollten wir ihm zeigen, daß wir derartige Dinge auf keinen Fall durchgehen lassen."
    „Völlig richtig", entgegnete der Graue Lord vom Bildschirm herunter, „Was ist mit den beiden Fremden?"
    „Positiv", antwortete der Leiter von Eugen-3. „Ich halte sie für geeignet. Allerdings würde ich es begrüßen, wenn sie uns noch einen Beweis ihrer Zuverlässigkeit hinsichtlich des Graulebens liefern würden."
    „Ich erwarte deine Nachricht." Der Graue Lord schaltete ab. Der Monitorschirm wurde grau.
    Torleman lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er war mit sich zufrieden. Er hatte dem Grauen Lord eine Nachricht übergeben können, die für ihn selbst aufwertend sein mußte.
    Seine Einstellung zu Atlan und Jen Salik hatte sich nach dem Vorfall mit Lofker verändert, und auch darüber war er froh. Er glaubte, daß die beiden ein Gewinn für die Sache des Graulebens sein konnten, obwohl dies zuerst gar nicht so ausgesehen hatte.
    Es war meine zunächst scharf ablehnende Haltung ihnen gegenüber, die sie dazu provoziert hat, klar Stellung zu nehmen, dachte er und klopfte sich im Geiste anerkennend auf die Schulter. Vielleicht ergibt sich noch eine weitere Gelegenheit für sie, ihre positive Einstellung zum Grauleben unter Beweis zu stellen.
    Ein Licht begann auf dem Monitorschirm zu blinken. Er schaltete das Gerät ein, und das angstverzerrte Gesicht eines Tiziden erschien auf dem Bildschirm. Der Mann mußte schreien, um den Lärm zu übertönen, der bei ihm herrschte.
    „Domo Sokrat tobt herum, Torleman. Er ist im Zustand der Drangwäsche. Nichts hält ihn auf."
    Das Bild wechselte, und der Haluter war zu sehen, wie er einen Maschinenraum zertrümmerte. Torleman hatte plötzlich ein unsäglich flaues Gefühl im Magen. Er meinte, irgend jemand habe ihm den Sessel unter dem Körper weggezogen.
    Er machte sich heftigste Vorwürfe, weil er die Entwicklung des Haluters hin zur Drangwäsche nicht ernst genug genommen hatte. Jetzt wurde ihm bewußt, daß Eugen-3 und das Leben seiner Mitarbeiter auf dem Spiel stand.
    Nein! Nicht auf dem Spiel. Eugen-3 ist verloren! schrie es in ihm.
    „Wir verlassen die Station", entschied er. Seine Stimme drohte umzukippen. „Alles geht in die Transmitter. Wir setzen uns nach Eugen-17 ab."
    Der Bildschirm erlosch. Torleman hörte ein fernes Grollen und Krachen, das allmählich näher kam. Er erfaßte, daß Domo Sokrat sich durch die Wände der Station wühlte.
    Er sprang auf und flüchtete aus dem Raum, nur noch von dem Gedanken beseelt, den Transmitter so schnell wie möglich zu erreichen und sich dann in eine andere Station abzusetzen.
     
    8.
     
    Atlan und Jen Salik folgten dem Haluter in vorsichtigem Abstand. Sie hörten ihn lärmen, vernahmen, wie das hochfeste Material der Wände und Maschinen zerriß, und wie die Tiziden in ihrer Angst schrien.
    „Sie haben den Haluter noch nicht bei einer Drangwäsche erlebt", bemerkte Atlan. „Das letzte
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