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1218 - Der Haluter Sokrates

Titel: 1218 - Der Haluter Sokrates
Autoren: Unbekannt
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irgendwann einmal jemand gegenübertreten konnte, der mir so ähnlich sieht, daß ich ihn für mich selbst halten könnte."
    Atlan lachte.
    „Warum stört dich das?" fragte er.
    „Dann siehst du dich wenigstens endlich einmal so, wie du wirklich bist."
    Donnernde Schläge ließen das bereits durch den Desintegratorbeschuß der beiden Ritter beschädigte Panzerschott am Antigravschacht erzittern. Atlan verstummte.
    Unwillkürlich suchte er die Blicke Jen Saliks.
    „Es geht los", sagte der Terraner. „Hoffentlich habe ich hinterher überhaupt noch ein Gesicht, das im Spiegel zu betrachten sich lohnt."
    „Irgend etwas wird schon von uns übrigbleiben", erwiderte Atlan fatalistisch.
    Sie zogen sich bis in den äußersten Winkel des Labors zurück. Dann platzte das Panzerschott auch schon unter dem Ansturm des tobenden Haluters auseinander. Domo Sokrat brüllte triumphierend. Er rannte gegen die nächste Tür an, ohne auch nur den Versuch zu machen, sie auf normale Weise zu öffnen. Mit dem Kopf voran brach er durch sie hindurch ins Labor ein.
    „Wußte ich es doch", schrie er, als er Atlan und den Terraner entdeckte. In diesen Sekunden schien er Erzfeinde in ihnen zu sehen. Er stürmte voran, stoppte jedoch jäh ab, als der Arkonide seinen Energiestrahler gegen die Decke abfeuerte, und ein Funkenregen über ihn hinwegsprühte.
    „Hast du schon wieder vergessen, was ich dir gesagt habe?" rief Atlan. „Hast du nicht nachgedacht? Sieh doch mal in einen der Brutkästen."
    Domo Sokrat richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Seine Augen funkelten im Widerschein der Leuchtelemente an der Decke. Langsam drehte er sich um und blickte in einen der vitrinenänlichen Zuchtapparate. Im nächsten Moment zuckte er zusammen, als habe er ein Hochstromkabel berührt.
    „Das ist nicht wahr", stammelte er. „Ihr betrügt mich. Die Tiziden würden so etwas niemals mit mir machen."
    Vier schwarze Hände streckten sich nach der Vitrine, rissen sie auf und berührten die künstlichen Ableger, die nach seinem Genmuster gezüchtet worden waren.
    „Die Tiziden können sehr viele solcher durchschlagskräftigen Wesen mit einem so ausgeprägten Tiefenbewußtsein gebrauchen", erläuterte Jen Salik. „Kaum jemand sonst könnte ihnen so nützlich sein."
    „Das ist nicht wahr! Das akzeptiere ich nicht", brüllte Domo Sokrat, und dann drehte er völlig durch. Er begann in einem schon nicht mehr vorstellbaren Maß zu toben und zu wüten. Innerhalb weniger Sekunden vernichtete er sämtliche Ableger, die nach seinem Genmuster geschaffen worden, waren. Er raste wie ein Dampfhammer im Labor hin und her und zertrümmerte dabei alles, was ihm in die Quere kam.
    Immer wieder stürmte er gegen die beiden Ritter der Tiefe an. Seine Augen blieben geschlossen. Er sah sie nicht, aber er spürte, daß er von ihren ID-Schirmen zurückgeschleudert wurde. Die Luft erzitterte unter seinem Geschrei, in dem sich Zorn mit dem maßlosen Schmerz der Enttäuschung, die Lust der Drangwäsche mit der hilflosen Wut des Betrogenen mischte.
    Nach einigen Minuten gab es kein Gerät, keine Maschine, keinen Ausrüstungsgegenstand, keine Trennwand und keine Tür mehr, die nicht unter den Fäusten des Tobenden zermalmt worden wäre. Die Kräfte des Haluters schienen unerschöpflich zu sein, und sein Kampf schien nicht enden zu wollen. Er tobte weiter durch den Raum, obwohl es darin nichts mehr gab, was er noch hätte zerstören können.
    Dann aber griffen Atlan und Jen Salik ein. Sie trennten sich und näherten sich dem Haluter von zwei sich gegenüberliegenden Seiten.
    Dabei geriet er zwischen ihre ID-Schirme.
    Als er den Widerstand spürte, erstarrte er plötzlich, und seine Augen weiteten sich. Mit allem mochte er gerechnet haben, nur nicht damit, daß sich ihm jemand entgegenstellte.
    Er zitterte am ganzen Körper.
    „Du weinst", sagte Jen Salik, als er sah, daß Tränen aus den rötlichen Augen des Kolosses liefen, während das gelblich schimmernde Auge trocken blieb.
    „Ich bin nie zuvor so betrogen worden", antwortete er mit dumpf klingender Stimme. „Ihr werdet mir für diesen Verrat bezahlen. Ihr werdet noch bereuen, mich in dieser schändlichen Weise hintergangen zu haben."
    „Wir?" fragte Jen Salik.
    „Was haben wir damit zu tun?" fügte Atlan hinzu.
    „Vielleicht alles. Wer seid ihr überhaupt? Was treibt ihr hier? Ist dies euer Labor? Ihr habt die künstlichen Ableger geschaffen. Ihr habt mein genetisches Muster mißbraucht."
    „Jetzt ist es ganz aus
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