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1178 - Die vierte Weisheit

Titel: 1178 - Die vierte Weisheit
Autoren: Unbekannt
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Gesicht wirkte nicht mehr eingefallen, die Wangen hatten sich zu färben begonnen, die Lippen wirkten nicht mehr blutleer. Perry Rhodan befand sich eindeutig auf dem Weg zur Besserung.
    Der Induzierte Schuldkomplex störte sich nicht an der Immunität, die die Träger der Armadaflamme bisher zu besitzen geglaubt hatten. Sie waren von dem Epikur-Syndrom ebenso verschont geblieben wie von dem Drang, sich unter allen Umständen dem Diadem-Kreuzzug anzuschließen. Aber dem hypnotischen Befehl, sich nach den Schandtaten ihrer Vergangenheit umzugehen, vermochten auch sie keinen Widerstand zu leisten. Lediglich eines blieb ihnen erspart: Sie empfanden nicht die Notwendigkeit, frühere Übeltaten zu wiederholen. Die Mächte, die im Bereich des Loolandre walteten, begnügten sich damit, ihnen den Schmerz der Erinnerung zu bereiten.
    Zwei der drei Wesen, die im Beobachtungsraum wachten, waren durch den Besitz der Armadaflamme vor den schlimmsten Auswirkungen des Induzierten Schuldkomplexes geschützt: Nachor, der Armadaprinz, und Jercygehl An, der Führer der Cygriden. Das dritte Wesen bedurfte des Schutzes nicht. An ihm prallte die parapsionische Wirkung der verschobenen Realität wirkungslos ab, denn es besaß keine Erinnerung.
    Gesil hatte sich seit mehr als zwanzig Stunden nicht von ihrem Platz gerührt. Ab und zu ließ sie sich einen kleinen Imbiß bringen. Sie schien keine Müdigkeit zu kennen. Solange niemand sie ansprach, saß sie starr wie eine Statue und blickte auf den Bildschirm.
    Es war, wenn man es genau bedachte, eine eigenartige Konstellation. Jen Salik, neben Perry Rhodan der einzige lebende Ritter der Tiefe, und Alaska Saedelaere, dem Mann in der Energieblase durch mehrhundertjährige Freundschaft verbunden, hatten sich längst zurückgezogen. Der Induzierte Schuldkomplex zerwühlte ihre Seele und drängte sie, Taten zu begehen, die sie später, wenn der parapsionische Einfluß erloschen war, nicht würden verantworten können. Sie hatten sich freiwillig in Gewahrsam begeben. So kam es, daß drei Nicht-Terraner über den Genesungsschlaf Perry Rhodans wachten.
     
    *
     
    „Schieb den Riegel vor", zischte es aus der Dunkelheit. „Wenn jemand klopft, stellst du dich schlafend oder erfindest sonst einen Vorwand. Niemand kommt herein, solange ich hier bin. Verstanden?"
    „Jja", würgte der Junge hervor. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals.
    Es gab ein leises „Klack", als er den Riegelknopf drehte. Die Nachttischlampe leuchtete auf. Der fremde Eindringling hatte sich vorgesehen. Ein Hemd war um den Lampenschirm drapiert, so daß der Lichtschein nur wenige Fuß weit reichte. Verblüfft musterte Perry den Mann, der auf seinem Bett saß. Er kam ihm bekannt vor; er hatte ihn irgendwo schon einmal gesehen. Ja - jetzt fiel es ihm ein: Er war der Zerlumpte, der ihn in Daytona Beach auf dem Bahnsteig angesprochen hatte! Jetzt allerdings sah er nicht mehr so abgerissen aus. Er trug ordentliche Kleidung und hatte sich rasiert.
    Ein gehässiges Grinsen erschien auf dem Gesicht des Eindringlings.
    „Erkannt?" fragte er.
    Perry nickte. Der Fremde zog die Hand aus der Tasche. Stahl schimmerte in mattem Dunkelblau. Starr vor Schreck erkannte der Junge einen großkalibrigen Revolver mit gedrungenem Lauf.
    „Damit du siehst, daß es ernst ist", sagte der Fremde und ließ die Hand mit der Waffe auf dem Oberschenkel ruhen.
    Perry gewann einen Teil seiner Fassung zurück.
    „Was... was wollen Sie?" fragte er stotternd. „Und wie kommen Sie hier herein?"
    „Das Haus war lange genug unbewacht, als die fette schwarze Mamma dich abholte", lautete die höhnische Antwort. „Was ich will? Darüber werden wir uns unterhalten. Ich bin Gene, merk dir das. Du wirst dich an den Namen vielleicht erinnern müssen."
    Er machte eine herrische Handbewegung in Richtung eines Stuhls, der dem Bett gegenüberstand. Perry setzte sich.
    „Heute Abend führen wir, was man ein vorbereitendes Gespräch nennt", begann Gene.
    „Ich arbeite mit einer Gruppe anderer zusammen. Für uns geht es um äußerst wichtige Dinge - so wichtig, daß wir uns niemand in die Quere kommen lassen. Du erzählst auch keinem einzigen Menschen davon, daß ich hier war oder daß wir uns unterhalten haben, oder es hat Perry Rhodan die längste Zeit gegeben. Mache ich mich klar?"
    „Ganz klar", antwortete der Junge und beäugte mit Unbehagen den matt schimmernden Revolver.
    „Du könntest auf die Idee kommen, deinem Onkel von dieser Begegnung zu berichten, und ihn darum
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