Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1178 - Die vierte Weisheit

Titel: 1178 - Die vierte Weisheit
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bitten, alles ganz heimlich zu halten", fuhr Gene fort. „Aber wir beobachten dich, Junge. Wenn wir merken, daß jemand hinter uns herschnüffelt - weißt du, was dann geschieht?"
    „Nein", antwortete Perry wahrheitsgemäß.
    „Dann schnappen wir uns deine dicke Negermammy und machen uns mit ihr ein paar Späßchen. Du kannst ja dann mal nach Merritt Island hinaufkommen - weißt du, wo der Dschungel am dicksten ist. Vielleicht hast du Glück und kannst sie jammern hören."
    Perry bekam eine Gänsehaut. Es war ihm noch nie im Leben ein Mensch so zuwider gewesen wie dieser.
    „Wozu das alles?" fragte er.
    „Wir brauchen Informationen", antwortete Gene. „Du wirst sie uns beschaffen - behutsam und vorsichtig, damit niemand etwas merkt."
    „Warum sollte ich das tun?"
    „Weil wir sonst - wie schon gesagt - Belinda schnappen. Das ist der eine Grund. Der andere ist, daß aus dir sowieso nichts wird. Du hast soviel Dreck am Stecken, daß du gar nichts Gescheiteres tun könntest, als mit uns gemeinsame Sache zu machen. Freiwillig, meine ich."
    Man sah Gene an, daß er gespannt war, wie diese Worte wirken würden.
    „Wo habe ich..." begann Perry hastig. „Ich meine, ich habe nichts verbrochen!"
    „Oha! Vergißt du den Sternenglobus? Und das Schmierestehen beim Überfall?"
    „Das war nichts!" explodierte Perry und dämpfte sofort die Stimme, als Gene den Lauf des Revolvers anhob. „Tin Can hat den Globus geklaut, das weiß in Manchester jeder.
    Und ich habe nicht Schmiere gestanden. Das gibt Ihnen die Polizei schriftlich, falls Sie Wert darauf legen."
    „Immer nur mit der Ruhe, Junge", grinste Gene. „Ich weiß, daß du den Verdacht zum Teil von dir abwälzen konntest. Aber ganz sicher, daß du dir nichts hast zuschulden kommen lassen, ist auch die Polizei in Manchester nicht. Ich weiß das; unsere Gruppe hat Beziehungen dorthin."
    „Durch Tin Can", sagte Perry trotzig.
    „Zum Beispiel durch den", nickte Gene. „Aber darauf wollte ich eigentlich gar nicht hinaus."
    „Sondern?"
    Die zunehmende Sicherheit des Jungen ging Gene sichtlich auf die Nerven. Er ballte die Faust. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer gehässigen Grimasse.
    „Gib mir hier kein ‚sondern’! Hör lieber zu, was ich dir zu sagen habe. Mir haben sie deinetwegen schon hart genug den Kopf gewaschen. Hätte nichts von Colonel Malone erwähnen dürfen, als ich in Daytona Beach mit dir sprach, haben sie gesagt. Hätte um ein Haar den ganzen Plan über den Haufen geworfen, behaupten sie. Seit Wochen liegen sie auf der Lauer, um zu erfahren, ob ich durch meine Dummheit etwas verbockt habe! Zum Lachen ist das! Als ob sie gescheiter wären!"
    Perry sah seine Chance.
    „Wer sind sie?" fragte er ruhig.
    Gene winkte ab.
    „Sie, das sind Logan und..."
    Seine Augen weiteten sich. Er sprang auf. Ganz deutlich sah Perry den Kreis der Revolvermündung, eine knappe Armlänge entfernt.
    „Hör auf, mich auszuhorchen, du kleine Kröte!" zischte er wütend. „Es macht mir nichts aus, dich auf der Stelle abzuknallen. Du bist der letzte, von dem ich mir den Rang ablaufen ließe. Ich hab', weiß Gott, genug auf dem Kerbholz, aber wenigstens bin ich kein Mörder!"
    Perry fror plötzlich. Es war ihm so eisig kalt, als sei die Temperatur im Zimmer ruckartig um dreißig Grad gefallen. Genes letztes Wort hallte ihm in den Ohren. Mörder... Mörder ... Mörder... Es wurde ihm schwindlig. Um ein Haar wäre er vom Stuhl gefallen. Im letzten Augenblick fing er sich und gewann das Gleichgewicht wieder.
    „Wer ist ein Mörder?" fragte er mit schwerer Zunge.
    „Ha, das hat dich aufgeschreckt, wie?" Mit seinem Erfolg zufrieden, setzte Gene sich wieder auf das Bett. „Du bist der Mörder, wer sonst? Du hast deine Schwester umgebracht, nicht wahr? Tu bloß nicht so, als wüßtest du das nicht mehr!"
    Perry klammerte sich an die Sitzfläche des Stuhls. Sein Gesicht war weiß wie ein Laken.
    Eine Zeitlang war er unfähig zu sprechen. Die matt erleuchtete Szene, die Lampe, das Bett, Gene - das alles schien weit entfernt, und ersah es wie durch ein langes, enges Rohr. Das einzige Geräusch, das er hörte, war das Pochen seines eigenen Herzens.
    „Das ist nicht wahr!"
    Er sagte es flüsternd.
    „So, das ist nicht wahr?" regte Gene sich auf, wandte sich halb zur Seite und fuhr mit der freien Hand in die Gesäßtasche. Er brachte ein zusammengefaltetes Papier zum Vorschein, ein Stück Zeitung. „Hab' mir gedacht, daß du es abstreiten würdest. Deswegen hab' ich das hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher