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1178 - Die vierte Weisheit

Titel: 1178 - Die vierte Weisheit
Autoren: Unbekannt
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woran in der Banana River Naval Air Station gearbeitet wurde und was man droben am Cape Canaveral zu tun beabsichtigte. Er kam Perrys Neigungen entgegen, indem er hauptsächlich über die wissenschaftlichen, weniger über die militärischen Anwendungen kommender Raketengenerationen sprach. Perry fand das alles höchst faszinierend, aber die anschließende Führung fand er ein wenig langweilig. Er bekam fast nur Büros zu sehen. Die Labors und Prüfstände blieben ihm verschlossen.
    „Nicht, weil ich dir nicht traue", erklärte Kenneth Malone, „sondern weil es einfach und grundsätzlich verboten ist, Zivilisten dort hindurchzuführen."
    „Ihr habt was gegen Zivilisten, wie?" versuchte Perry zu spotten.
    Malone blieb ernst.
    „Militärs halten sich in der Tat für eine eigene Klasse Mensch", sagte er. „Nicht besser, nicht schlechter, nur anders. Allerdings glauben sie, über Sicherheit und Verteidigung besser Bescheid zu wissen als der Rest der Bürgerschaft. Ob das so ist oder nicht, sei dahingestellt. Jedenfalls glaubt der, der die Vorschriften macht, genau zu wissen, was er tut."
    Am aufregendsten fand Perry ein großes Raketenmodell in einem der Konferenzräume.
    Die Oberfläche des Raketenkörpers war in große schwarze und weiße Rechtecke eingeteilt. Das war, sagte Onkel Ken, damit man die Rakete während des Fluges leichter im Auge behalten könne.
    „Eine Vauzwei?" fragte Perry.
    „Richtig", bestätigte Kenneth Malone. „Das Modell einer Vauzwei. Das Original wurde von deutschen Ingenieuren während des Krieges entwickelt..."
    „Zu Kriegszwecken natürlich", unterbrach Perry altklug.
    „Natürlich", antwortete Malone ungerührt. „Viele der an der Konstruktion beteiligten Techniker arbeiten heute für uns, darunter Wernher von Braun, vielleicht der bekannteste."
    „Nanu, wollen wir schon wieder gegen jemand Krieg führen?"
    „Junge, wenn du nur mal ein paar Minuten aufhören wolltest zu meckern, dann könnte ich dir erklären, daß den Männern, die unmittelbar in der Raketenforschung arbeiten, die friedliche Verwendung ihrer Produkte viel mehr am Herzen liegt als die kriegerische."
    „Aber wie sie wirklich verwendet werden, entscheidet jemand anders, nicht wahr?"
    „Das kann sein. Frag dich einmal, ob du die Entwicklung des Automobils für schlecht hältst, nur weil es für den Truppentransport verwendet werden kann."
    Ein vorwurfsvoller Blick traf den Colonel aus wachen, grauen Augen.
    „Das ist kein faires Argument, Onkel Ken. Autos bringen niemand um."
    „Nein, aber die Soldaten, die in ihnen fahren."
    Perry merkte, daß es dem hochgewachsenen Mann lieber gewesen wäre, wenn er über das Thema nicht weiter zu diskutieren brauchte. Er schwieg deshalb.
    „Ganz egal, wie die da oben über die Verwendung der Raketen entscheiden", sagte Malone mit einer Überzeugung, die aus dem Herzen kam, „sie werden nicht verhindern können, daß sich wenigstens ein Zweig der Raketentechnik den Belangen der zivilen Forschung widmet. Das, woran die Techniker drüben im Redstone Arsenal dieser Tage arbeiten, ist der Vorläufer des Raumschiffs, das den ersten Menschen zum Mond tragen wird."
    Diese Worte vergaß Perry Rhodan niemals wieder. Sie klangen ihm später noch in den Ohren, als er mühsam in die enge Kanzel der STARDUST kletterte - und noch viel später, als er mit gewaltigen Raumschiffen durch die Weiten des Universums kreuzte.
    Es wurde dunkel, als er an der Schranke anlangte, vor der Belinda mit dem alten Chevy auf ihn wartete. Onkel Ken hatte sie angerufen, es sei Zeit, ihren Liebling wieder abzuholen. Vom Abendessen wollte Perry nicht viel wissen. Er stocherte so zimperlich in seinem Teller herum, daß Belinda in einen Klagegesang verfiel. Sie bestand darauf, daß er frühzeitig zu Bett ging.
    „Morgen ist dein Geburtstag, da heißt es früh aus den Federn. Der Colonel und ich wollen dir das Geburtstagslied singen. Am Freitag ist letzter Schultag. Von da an kannst du so spät ins Bett gehen und so lange schlafen, wie es dir behagt."
    Perry widersprach nicht. Sonst war ihm Belindas lustiges Gerede lieb. Aber heute wollte er allein sein, um nachdenken zu können. Gehorsam bereitete er sich auf das Zubettgehen vor. Er schaltete das Licht im Gang aus, bevor er die Tür zu seinem Zimmer öffnete.
    Drinnen war es finster. Im Garten brannte nachtsüber eine Laterne, aber ihr Schein drang kaum durch den dicken Vorhang. Der Klimakasten, der in der Wand installiert war, sang sein vertrautes, brummendes
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