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1166 - Der Erschrecker

1166 - Der Erschrecker

Titel: 1166 - Der Erschrecker
Autoren: Jason Dark
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lagen. Darüber wuchsen ebenfalls dunkle Brauen, die zwei Bögen nach oben schlugen. Über der Oberlippe unter der dicken Nase wuchs ein kurzer Bart, und das Kinn war mit Stoppeln bedeckt wie der Igel mit Stacheln.
    Ich ließ mich nicht verdrießen und lächelte. »Tja«, sagte ich. »Manchmal steht man da und weiß eigentlich nicht so recht, wie man beginnen soll.«
    »Warum haben Sie mich angehalten?«
    Ich bewegte die Schultern. »Gute Frage, Mister. Nun ja, ich habe ein kleines Problem.«
    »Hatten Sie eine Panne?«
    »Na ja… so kann man es auch ausdrücken. Nicht mit meinem Auto. Irgendwie habe ich das Gefühl, mich etwas verlaufen zu haben. Hört sich zwar dumm an, ist aber so.«
    »Verlaufen - he?«
    »Ja, ja… haha…«
    Der Treckermann wurde böse. »Du willst mich hier verarschen. Oder irgendwas anderes…«
    »Nein, auf keinen Fall. Ich bin tatsächlich etwas durcheinander im Moment. Ich hoffe, dass Sie mir helfen können, mich wieder einigermaßen zurechtzufinden.«
    »Wie soll das denn passieren?«
    »Bitte, Mister, ich will Sie wirklich nicht auf den Arm nehmen, auch wenn meine Fragen sich dumm anhören.« Ich hob den linken Arm an und deutete in die westliche Richtung.
    »Die Häuser, die ich da sehe, gehören die zu Hamlin?«
    »Das ist Hamlin!«, wurde mir erklärt.
    »Gut, wunderbar. Dann habe ich die erste Hürde bereits genommen. Ich bedanke mich.«
    »War das alles?«
    »Nein, noch nicht.«
    Der Mann räusperte sich. »Ich habe nicht viel Zeit, verdammt. Ich will noch vor Einbruch der Dunkelheit in Hamlin sein. Haben Sie es gehört?«
    »Ist das so wichtig?«
    »Ja, verdammt.«
    »Okay, dann…« Ich räusperte mich. »Zunächst einmal möchte ich mich vorstellen. Ich heiße John Sinclair.«
    »Edwin Pritt!«
    Da durchschoss es mich wie ein Stromstoß, Pritt hatte er gesagt. Verdammt, den Namen kannte ich.
    »Was schauen Sie denn so komisch?«
    Ich musste lachen. »Kennen Sie Lance Pritt?«
    »Nein. Nie gehört. Bitte?«
    Sein scharfer Blick wollte mich sezieren, so genau wurde ich angeschaut. Dann stellte ich ihm die Frage, die mir schon länger auf der Seele brannte. »Welchen Tag und welches Jahr schreiben wir eigentlich, Mr. Pritt?«
    Er gab zunächst keine Antwort. Aber er war sauer geworden und machte den Eindruck, als wollte er vom Trecker klettern und mir an die Gurgel gehen. Sogar seine Pfeife rutschte ihm aus dem Mund. Er konnte sie noch rasch abfangen.
    »Hören Sie, das war eine Frage. Ich will Sie damit auch nicht hinters Licht führen, Mr. Pritt.«
    Er knurrte wie ein Hund vor seinem Napf, bevor er sich bequemte, mir eine Antwort zu geben.
    »Wir schreiben heute den zweiundzwanzigsten Juni neunzehnhundertzweiundfünfzig. Reicht Ihnen das jetzt, Mister?«
    Und ob mir das reichte. Ich hatte Mühe, meinen Schock vor dem Mann zu verbergen. In den Knien breitete sich das Zittern aus. Ich trat einen Schritt zurück und spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg.
    Der Mann auf dem Trecker merkte es. »He, Mister, ist Ihnen nicht gut?«
    »Nein, keine Sorge, mir geht es schon recht passabel. Ich bin nur leicht verwundert gewesen.«
    »Ja, so haben Sie auch ausgesehen. Worüber waren Sie denn so erstaunt?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle.«
    Edwin Pritts Interesse an mir wuchs. Er musterte mich von Kopf bis Fuß und ließ sich dabei Zeit. Einige Male schüttelte er den Kopf, als wäre er nicht in der Lage, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Dabei setzte er sich sogar noch etwas bequemer hin und machte nicht den Anschein, als wollte er seinen Trecker sehr bald verlassen.
    »Fremd sind Sie, das ist klar. Ich habe Sie nie zuvor gesehen. Sie stammen auch nicht hier aus der Gegend. Sie sind überhaupt nicht vom Land, wie?«
    »Richtig.«
    »Ein Städter.«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »London!«
    Jetzt fing er an zu lachen. »Darauf hätte ich wetten können. Ja, so wie Sie sieht einfach einer aus, der aus London kommen muss.«
    »Kennen Sie die Stadt, Mr. Pritt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich will London auch nicht kennen lernen. Das ist mir alles zu viel Trubel da. Der Krieg ist erst vier Jahre vorbei. Ich bin als sehr junger Mann mit dabei gewesen. Das war aber Mist. In London bin ich dann wieder in das Zivilleben zurückgekehrt, aber von der Stadt habe ich nichts gesehen. Nur vom Flughafen, wo man uns entladen hat. Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin, wieder hier in Hamlin zu sein, Mister… ähm - wie war noch Ihr Name?«
    »John Sinclair.«
    »Ah ja. Und jetzt ist
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