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1166 - Der Erschrecker

1166 - Der Erschrecker

Titel: 1166 - Der Erschrecker
Autoren: Jason Dark
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der Londoner hier auf dem Land und sieht ziemlich ratlos aus.«
    »Sie haben einen guten Blick für Menschen.«
    »Ihnen das anzusehen, ist nicht schwer. Sie sehen aus wie jemand, der sich nicht eben wohl fühlt. Ich kann auch nicht erkennen, womit Sie gekommen sind. Der Bus fährt nur einmal am Tag. Sind Sie geflogen oder zu Fuß gegangen?«
    »Ich bin von einem Autofahrer mitgenommen worden. Er setzte mich hier in der Nähe ab.« Die Ausrede hatte ich mir schon einfallen lassen. Ob sie fruchtete, wusste ich nicht, denn Pritt sah mich wieder von oben bis unten an. Sein Gesicht zeigte einen gesunden Zweifel, und seine Brauen hatten sich dabei auf einander zu geschoben.
    »Ich weiß nicht, Mr. Sinclair, irgendwo sind Sie mir ja ganz sympathisch, ehrlich. Trotzdem sind Sie ein Rätsel für mich. Ich habe echte Probleme mit Ihnen.«
    »Warum?«
    »Tja…« Er lachte etwas verlegen. »Das ist schwer zu sagen. Kriege ich nicht in die Reihe. Aber die Probleme sind da. Ich hoffe, Sie nehmen mir nicht übel, was ich Ihnen jetzt sage.«
    »Nein, nein, auf keinen Fall.«
    »Dann geben Sie Acht. Sie sind jemand, der einfach nicht hierher passt. Das hat nichts mit dem Städter Sinclair zu tun, überhaupt nicht. Sie sind jemand, der völlig fremd ist. Wenn ich Sie so ansehe und dabei Ihre Kleidung betrachte, kann ich nur den Kopf schütteln. Da stimmt etwas nicht. Sie sehen so anders aus in Ihren Klamotten. Ich will Sie nicht mit mir vergleichen, das auf keinen Fall. Was Sie anhaben, das trägt man nicht bei uns. Auch nicht in der Stadt, glaube ich. Das habe ich den Zeitungen entnommen. Deshalb sind Sie für mich ein Fremder, und zwar ein echter Fremder.«
    Edwin Pritt hatte mit diesen schlichten Worten den Punkt getroffen. Dass ich allerdings aus der Zukunft stammte, darauf war er nicht gekommen. Vielleicht beschäftigten ihn derartige Gedanken. Wobei er sich nicht traute, sie auszusprechen.
    »Ich kann es Ihnen auch nicht erklären, Mr. Pritt. Jedenfalls stehe ich hier ziemlich allein. Es wäre nett, wenn Sie mich mit in den Ort nehmen könnten.«
    »Ja, mache ich.« Er nickte. »Und dann? Was haben Sie dann vor? Denken Sie, dass Sie von dort besser wegkommen?«
    »Da lasse ich mir etwas einfallen. Es wird ja schon jemand geben, der ein Auto hat und…«
    Pritt musste wieder lachen. »Mann, Sie sind gut. So dick sind die Autos nicht gesät. In London vielleicht, aber nicht hier in Hamlin. Denken Sie daran, dass der Krieg noch nicht lange zurückliegt. Auch den Siegern ging es nicht besonders. Sie haben verdammt viel einstecken müssen und mussten finanziell bluten. Da sind die Autos der reinste Luxus, Mr. Sinclair. Es gibt zwar den Adel, der sich so etwas leisten kann. Davon sind wir beide wohl weit entfernt, denke ich.«
    »Da haben Sie Recht. Wie komme ich trotzdem von Hamlin wieder weg?«
    »Sie nehmen den Bus.«
    »Aha. Wann fährt er?«
    »Morgen!« Pritt lachte. »Der von heute ist weg. Einmal am Tag verkehrt das Ding. Das habe ich Ihnen gesagt, Mr. Sinclair. Wir sind hier fast am Ende der Welt. Vergessen Sie jetzt mal die Großstadt. Sie müssen sich mit dem zufrieden geben, was läuft. Hier ist alles auf einem gewissen Niveau stehen geblieben. In Hamlin dürfen Sie alles, Mr. Sinclair. Sie dürfen sich nur nicht zu sehr wundern.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Pritt senkte seine Stimme. »Wenn Sie bleiben wollen, dann schließen Sie die Augen und durch.«
    »Sie meinen, ich soll schlafen?«
    »Auch.«
    »Das kann ich akzeptieren. Gibt es in Hamlin ein Hotel oder auch einen Gasthof?«
    »Hotel? Wo denken Sie hin? Nein, nein, es gibt einen Gasthof, aber da brauchen Sie nicht zu schlafen. Meine Frau wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich Ihnen ein Zimmer vermiete. Unser Haus ist groß genug. Außerdem kann ich Ihnen noch einen Platz in meinen Ställen anbieten.« Er lachte. »War nur ein Scherz.« Dann wechselte er das Thema. »Meine Frau ist übrigens schwanger.«
    »Gratuliere.«
    »Na ja, ich weiß nicht so recht. Die Zeiten sind nicht eben die besten. Ob es sich lohnt, Kinder in die Welt zu setzen, das ist noch immer die Frage.«
    »Das lohnt sich immer. Kinder sind das beste Kapital.«
    »Sagt Helen auch immer.«
    Ich lächelte ihn an. »Machen Sie sich kein Sorgen, Mr. Pritt, die Zeiten werden auch wieder besser.«
    Meine Worte hatten ihn in leichtes Erstaunen versetzt. »He, Sie reden, als hätten Sie das alles schon erlebt, Mr. Sinclair.«
    »Kann sein, dass Sie Recht haben.«
    Er wollte etwas sagen, hielt sich
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