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1166 - Der Erschrecker

1166 - Der Erschrecker

Titel: 1166 - Der Erschrecker
Autoren: Jason Dark
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in meinem Innern die Spannung, ohne jedoch völlig zu verschwinden. Es sah alles so normal aus, und es hätte mich nicht weiter gewundert, wenn plötzlich mein Freund Suko grinsend aus dem Straßengraben geklettert wäre.
    Den Gefallen tat er mir leider nicht. Er war in einer anderen Zeit zurückgeblieben, in die ich ebenfalls hineingehörte, obwohl mir diese Zeit hier gar nicht so fremd vorkam.
    Es war das Gefühl von Heimat da. Ich merkte es. In den Fingerspitzen kribbelte es. Diese Straße kam mir nicht mal so unbekannt vor. Obwohl sie etwas anders aussah, kannte ich sie.
    Meine Gedanken drehten sich. Fakten mussten her. Die holte ich mir wie der Zauberer die Karte aus der Luft, und dann wusste ich Bescheid. Es war die Straße, über die Suko und ich schon gefahren waren. Erst vor kurzem noch, um Hamlin Station zu erreichen.
    Dann war das Dorf da vorn Hamlin!
    Jetzt hätte ich lachen können, was ich mir allerdings verbiss. So einfach lagen die Dinge nicht. Welchen Sinn ergab es, von einer Magie erfasst zu werden, die mich praktisch nur ein paar hundert Meter weitertrieb? Ich glaubte nicht, dass sie mit mir spielen wollte, um so ihre Macht zu demonstrieren.
    Nein, nein, es musste etwas anderes dahinter stecken. Es konnte ja sein, dass man mich in Sicherheit wiegen wollte, um dann so schnell wie möglich zuzuschlagen. Allerdings stand für mich fest, dass ich Hamlin Station einen Besuch abstatten würde. Ich würde auf Suko treffen, mit ihm über die Dinge reden und…
    »Nein, nein«, murmelte ich. »So läuft das nicht. Das wäre zu einfach. Da ist etwas anderes passiert. Ich bin an einem bekannten Ort, aber nicht in der…«
    Meine Gedanken wurden von einem Geräusch unterbrochen. Es war nicht laut, aber in der Stille doch irgendwie störend. Ich drehte den Kopf und sah ein Stück weiter entfernt, dass sich von der Straße her ein Schatten abmalte.
    Es war der Umriss eines Fahrzeugs. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als ich den Trecker erkannte, der langsam in meine Richtung zockelte. Der Hintergrund war noch hell, und so sah ich, dass sich auf dem Sitz die Gestalt eines Mannes abmalte. Der Geruch von Heu und gemähtem Korn erreichte meine Nase.
    Der Sommerabend auf dem Land. Beschaulich, ruhig. Die Zeit eben nach Feierabend.
    Ein wirklich schöner Gedanke, mit dem ich mich leider nicht anfreunden konnte. Das äußere Bild stimmte, aber irgendwie war es doch anders geworden.
    Es gab da Vibrationen. Eine lauernde Spannung. Ich befand mich in einer rätselhaften Welt, obwohl diese Welt mir ein bekanntes Gesicht präsentierte.
    Der Trecker näherte sich. Es hing kein Anhänger daran. Ich stand auf. Für mich war es wichtig, herauszufinden, wo ich mich tatsächlich befand.
    Ich schlenderte auf die Straßenmitte zu und blieb dort stehen, die Hände in die Seiten gestützt. Die bereits tief im Westen stehende Sonne brannte mir gegen den Rücken, und auch leichte Staubwolken wehten mir entgegen. Es musste seit längerem nicht mehr geregnet haben, sonst wäre der Staub nicht gewesen.
    Das Fahrzeug tuckerte näher. Gemächlich und einen Auspuffabgas-Gestank verbreitend, der die Landluft verdrängte und eklig gegen mein Gesicht wehte.
    Der Fahrer musste mich längst gesehen haben. Trotzdem traf er keine Anstalten, die Fahrbahn zu wechseln. Er rollte auf mich zu, obwohl ich mit beiden Händen winkte und fast sein Gesicht sehen konnte, wäre es nicht hinter den Qualmwolken verborgen gewesen, die aus dem Kopf der Pfeife drangen.
    Wenn er noch ein paar Meter weiter fuhr, dann musste ich zur Seite springen.
    Es war ein alter, schon museumsreifer Trecker. Er bockte, er schaukelte, er zitterte, und der Mann auf dem Metallsattel wurde von den Zehenspitzen bis zum Kopf durchgeschüttelt.
    Aber er bremste. Das war eine Prozedur. Intervallweise wurde er langsamer und kam dann zum Stehen.
    Von mir so nah entfernt, dass ich das Fahrzeug riechen konnte. Der Benzingeruch vermischte sich mit dem des Ackers. Der Motor lief im Leerlauf. Trotzdem hallte das Tuckern noch unangenehm durch meine Ohren.
    Endlich stellte der Mann den Motor ab. Er schob seine flache Schirmmütze in den Nacken und spie durch den rechten Mundwinkel auf die Straße. Seine Pfeife hatte er dabei nicht aus dem Mund genommen. An den kleineren, schmutzigen Vorderrädern ging ich vorbei und blieb neben der Trittstufe stehen.
    »Guten Abend!«, grüßte ich.
    Der Mann sagte nichts. Er beobachtete mich nur aus seinen dunklen Augen, die tief in den Höhlen
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