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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual
Autoren: Jason Dark
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blieben wir stehen. Sie besaß ein Guckloch. Suko schaute zuerst hindurch. Pembroke hatte sich gegen die Wand gelehnt und blickte ins Leere.
    »Und?« fragte ich, als Suko zurücktrat und mir den Weg freimachte.
    »Sieh selbst.«
    Ich schaute hinein in die kleine Zelle mit den kahlen Wänden und sah den Mann auf einem Bett sitzen. Er wandte mir das Profil zu. Es war scharf geschnitten. Die Haare fielen bis auf die Schultern. Sie glänzten, wie mit blauschwarzem Lack bestrichen.
    Der Insasse mußte gemerkt haben, daß er unter Beobachtung stand. Er hob den linken Arm und winkte mir locker zu. Bei dieser Bewegung fiel mir an seiner Hand etwas auf. Da er sie sehr schnell senkte, konnte ich nicht sehen, was es gewesen war.
    »Kann ich öffnen?« fragte Pembroke.
    »Tun Sie das!«
    Suko stellte ihm noch eine Frage. »Wie gewalttätig ist er?«
    Der Mann in Uniform überlegte. »Was soll ich sagen? Er ist gewalttätig, das kann ich behaupten. Nur anders als man es sich vorstellt. Er randaliert nicht, und er hat auch nie jemand vom Wachpersonal angegriffen. Trotzdem hat man Furcht vor ihm. Sie werden es merken, wenn Sie ihm gegenübergetreten sind. Er strahlt etwas aus, das man nicht beschreiben kann. Wenn man den Tod als Kälte erlebt, dann wissen Sie in etwa, was ich damit gemeint habe.«
    »Ja, das begreife ich, Mr. Pembroke.«
    Er schob die Chipkarte in den Schlitz. »Es ist jedenfalls mein Eindruck. Anders kann ich mich nicht ausdrücken.« Noch war die Tür nicht offen. »Ich werde mich auch nie an einen Menschen wie ihn gewöhnen können. Wobei ich nicht einmal weiß, ob man bei Gomez überhaupt von einem Menschen sprechen kann.«
    Die Tür war offen. Es konnte eine normale Klinke gedrückt werden, und wenig später betraten wir die Zelle…
    ***
    Schon um nicht hier einsitzen zu müssen, lohnte es sich nicht, sich gegen das Gesetz zu stellen. Was uns hier geboten wurde, war einfach schlimm, aber für eine menschliche Bestie wie Gomez gerade richtig. Es war ein kleiner Raum mit einem kleinen Fenster, vor dem Gitterstäbe angebracht worden waren. Die Luft stand. Sie roch seltsam. Nach einem bestimmten öl oder nach Fett, das mit Gewürzen angereichert worden war. Ein dumpfer Gestank, der Gomez nichts auszumachen schien.
    Er saß auf seinem Bett, ohne sich zu bewegen. Bekleidet war er mit einer engen schwarzen Hose und einem Netzhemd, dessen graue Farbe wie ein Spinnengewebe auf seinem Oberkörper lag. Er hatte nur leicht den Kopf gedreht, ohne seine Haltung zu verändern. Und er hatte ihn weiter herumdrehen können, schon fast wie ein Vogel.
    Daran erinnerte auch sein Gesicht. Es war schmal geschnitten, hochstehende Wangenknochen gaben ihm einen indianischen Einschlag. Dieser Mensch stammte nicht aus Europa, in ihm floß noch das Blut einer alten Rasse.
    Pembroke war an der inzwischen wieder geschlossenen Tür wie ein Wächter stehengeblieben. Wir hielten uns in der Nähe des Gefangenen auf, um ihn genau anschauen zu können. Wir wollten jede seiner Reaktionen unter Kontrolle halten.
    Hinter uns war ein Regal angebracht worden. Darauf stand ein irdenes Eßgeschirr. Es gab keine Bücher, keine Zeitschriften, nur eine Toilette. Aber es fiel auf, wie sauber es in der Zelle war. Das Licht strahlte als kalter Schein von der Decke herab. Die Lampe war in das Material eingearbeitet worden und durch ein dickes Glas geschützt.
    Alles war hier sauber, wie frisch poliert. Nur der Geruch paßte nicht. Er ging von Hiero Gomez aus, der sich nicht bewegte und nur auf dem Bett hockte. Die Arme hatte er dabei um seinen Körper gelegt und die Hände zu Fäusten geballt.
    »Mr. Gomez«, sagte ich.
    Er hob kurz den Blick. Wir konnten jetzt seine Augen sehen, die mich an dunkle, winzige Ölteiche erinnerten. Die Lippen waren sehr schmal. Sie erinnerten an Messerrücken.
    »Was wollt ihr?«
    »Mit Ihnen sprechen.«
    Er lächelte dünn. »Ihr kommt nicht mehr weiter, wie?«
    »Was meinen Sie?«
    »Es ist wieder was passiert, nicht?«
    »Das wissen Sie?« fragte Suko.
    »Ja, Bruder, das weiß ich. Du bist doch ein Bruder, denke ich. Du bist kein Weißer. Du gehörst auch zu den Völkern, die unter den Weißen gelitten haben…«
    »Das kann ich nicht so behaupten.«
    »Dann kümmere dich um deine Geschichte. Sie ist bestimmt mit Blut und Tränen geschrieben worden.«
    »Mag sein, Gomez. Aber das ist Vergangenheit. Wir interessieren uns für die Gegenwart.«
    Er ließ nicht von seinem Thema ab. »Auch die Geschichte meines Volkes wurde mit
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