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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual
Autoren: Jason Dark
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seinem Sitzplatz hoch.
    Der Riesenvogel flatterte nicht mehr. Er schlug wie ein schwerer Stein zu Boden. Der Aufprall drang bis zu Tony Orwell hoch, der ein hartes Lächeln nicht mehr unterdrücken konnte. Bei solchen Gelegenheiten schlug das Herz eines Jägers höher. Bedenken, daß er etwas falsch gemacht haben könnte, kamen ihm nicht. Er schulterte den Rucksack, dann sein Gewehr und machte sich an den Abstieg. Die Stufen bogen sich unter seinem Gewicht leicht durch. Es wurde Zeit, daß man sie erneuerte. Er wollte seine Kollegen darauf hinweisen, daß dies so schnell wie möglich geschah.
    Dabei waren sie nicht einmal so alt. Radikale Umweltschützer hatten sie vor einigen Wochen angesägt.
    Sicher erreichte Tony Orwell den Boden. Er mußte nur wenige Schritte gehen, um den toten Vogel zu erreichen. Neben der Beute blieb er stehen und schüttelte den Kopf.
    Vor ihm lag wirklich ein Riesenvieh. Diese Tiere gab es hier in Mitteleuropa nicht frei. Alles wies auf einen Geier hin. Der lange, fast nackte Hals. Der Kopf, der gekrümmte Schnabel, der jetzt geschlossen war.
    Daß ein Geier sich aus Afrika oder aus dem Süden des amerikanischen Kontinents hierher verflogen hatte, das wollte er nicht glauben. Dahinter steckte mehr. Dieser Vogel war freigelassen worden oder hatte sich selbst aus dem Gehege befreit.
    Es gab diese Vogelwarten. Einige verteilten sich im Land. Da wurden die Tiere gehalten und auch gezüchtet. Daß sich auch Geier darunter befanden, war ihm neu. Er hatte mehr an Sperber, Falken, Bussarde und Adler gedacht.
    Aber vor seinen Füßen lag ein Geier, der durch die Einschläge der Kugeln Federn verloren hatte, die noch jetzt durch die Luft schwebten. Es war wieder stillgeworden. Das Echo der Schüsse war längst verhallt, und die Tiere des Waldes hatten sich wieder beruhigt.
    Orwell überlegte, wie er das Tier transportieren sollte. Allein würde er seine Probleme damit bekommen. Am besten war es, wenn er Hilfe holte.
    Auch bei den Jägern gehörte das Handy zur Ausrüstung. Er trug es ebenfalls am Gürtel festgehakt bei sich. Aber er telefonierte nicht. Seine Hand berührte den flachen Apparat bereits, als er den Kopf schüttelte und sich bückte, weil ihm etwas aufgefallen war.
    Der Gegenstand lag nicht weit vom Schnabel des toten Vogels entfernt. Zuerst glaubte Tony, einen Stein gesehen zu haben, aber das war es nicht. Kein Stein schimmerte so ungewöhnlich, auch wenn er dunkel war.
    Er faßte den Gegenstand an.
    Er war feucht!
    Nicht vom Speichel des Vogels, nein, er war von innen feucht. Als er ihn höher in Richtung seiner Augen hob, fiel ihm noch etwas auf. Seine Fingerkuppen waren ebenfalls dunkel geworden. Die Flüssigkeit aus dem Gegenstand hatte sie benetzt.
    Dunkel?
    Er drehte sich ab. Drückte das Fundstück und merkte, daß es recht weich war.
    Urplötzlich fiel bei ihm der Vorhang. Tony Orwell wußte jetzt, was er in der Hand hielt. Es war unglaublich, nicht zu begreifen, doch er konnte auch nicht die Augen davor verschließen.
    Seine Finger umfaßten ein menschliches Herz!
    ***
    Der Schock erwischte ihn so tief, daß er nicht mehr in der Lage war, das Fundstück zu halten. Es rutschte ihm weg und blieb dicht neben seinen Füßen am Boden liegen. Das Blut schoß ihm in den Kopf wie von einem mächtigen Wind hochgespült. Ihm wurde heiß und kalt zugleich. Hinter seinen Schläfen spürte er das Hämmern, und für einen Moment verschwamm alles vor seinen Augen.
    Einen derartigen Horror hatte er noch nie erlebt. Ein Vogel, der ein menschliches Herz im Schnabel gehabt hatte. Orwell erinnerte sich, daß er es beim Flug gesehen hatte.
    Er spürte auch sein eigenes Herz, das immer schneller schlug. Die Hitze wollte nicht weichen. Am liebsten hätte er laut geschrieen und sich so etwas Luft verschafft.
    Das konnte er vergessen. Ein Jäger mußte sich auch zusammenreißen und Geduld aufbringen können.
    Ich brauche einen klaren Kopf! hämmerte er sich ein. Ich darf nichts Falsches machen. Er dachte sofort an ein Verbrechen, wie auch immer es aussehen mochte. Wenn das ein Geier war, dann war er auch ein Aasfresser. Diese Vögel zerrissen Menschen und Tiere. Sie fraßen auch die Eingeweide.
    Zu viele Bilder hatte er davon schon gesehen. Aber nicht hier in Mitteleuropa. Zudem war es das Herz eines Menschen.
    Orwell wußte genau, daß einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Und er dachte auch daran, daß er hier die Spur eines Verbrechens aufgenommen hatte.
    Deshalb mußte er die Polizei
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