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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual
Autoren: Jason Dark
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»Na ja, wie ein Mannequin aus Haut und Knochen solltest du nicht eben aussehen.«
    Glenda entwand sich meinem Griff und gab die Antwort wie eine Lehrerin, die vor ihren Schülern steht. »Erstens ist die Zeit der Zombie-Mannequins vorbei, denn man trägt und zeigt wieder Figur, und zweitens muß ich mich ja wohl fühlen. Aus diesem Grunde wird man mich am Abend auch hin und wieder in einem Fitneß-Center finden.«
    »Stark, Glenda, echt stark. Dann können wir dich bald in einem Film mit Arnold Schwarzenegger bewundern.«
    »Aber nur, wenn du den neuen James Bond spielst?«
    Suko hatte die Zeit der Unterhaltung genutzt und bereits Kaffee eingeschenkt. Früher hatte er nur Tee getrunken, aber Glendas Kaffee hatte ihn überzeugt. Beide Tassen brachte er in unser Büro, und ich fragte Glenda; »Ist irgend etwas angefallen, das uns interessieren könnte?«
    »Nein, ich denke nicht. Nichts Dringendes jedenfalls, sonst wäre Sir James schon hier gewesen.«
    »Im Haus ist er aber - oder?«
    Sie zuckte nur mit den Schultern.
    Im Büro setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Suko hockte bereits auf seinem Stuhl und schaute ins Leere. Meldungen waren nicht eingetroffen. Faxe mit Berichten über Vorgänge, die am letzten Wochenende in London passiert waren. Wenn wir im Büro waren, hatten wir es uns zur Angewohnheit gemacht, sie durchzuschauen. Hin und wieder hatten wir dadurch einen Hinweis auf Fälle erhalten, die unseren Job betrafen. Die Blätter lagen in einem Korb, und Suko hatte sie mit einem Locher beschwert. Nach den ersten Schlucken deutete ich auf die Faxe. »Hast du sie schon durchgesehen?«
    »Nein. Sie halten sich aber in Grenzen.«
    »Das ist gut.«
    Er grinste mich an. »Du siehst so lustvoll aus und strahlst die Energie einer Schlaftablette ab.«
    »Klar, ich finde den Wochenanfang super.« Danach gähnte ich. Dabei hörte ich eine Männerstimme aus dem Vorzimmer und wußte, daß es mit der ruhigen Gangart vorbei war, denn Sir James kam sicherlich nicht zu uns, um uns zu begrüßen. Ich hatte soeben noch meinen Mund schließen können, da stand er bereits im Büro, schaute sich um und wünschte uns einen guten Morgen.
    Den Schnellhefter in seiner Hand übersah ich geflissentlich. Ich war überzeugt, daß es Arbeit für uns gab. Noch sprach er nicht darüber. Zunächst knöpfte er sein blaugraues Jackett auf. Danach nahm er auf einem Stuhl Platz.
    Er war kein Mensch, der sich danach erkundigte, wie wir das Wochenende verbracht hatten. Auch jetzt blieb er sich treu und sagte nur: »Ich muß Ihre montägliche Ruhe leider stören, meine Herren, denn ich denke, daß es da etwas gibt, um das wir uns kümmern sollten. Die Kollegen haben mich darauf aufmerksam gemacht.«
    »Worum geht es denn, Sir?« fragte Suko.
    Sie James legte den Schnellhefter auf den Tisch. Wir rückten näher, so daß wir schauen konnten. Ich hatte noch rasch meine Tasse geleert und blickte wie Suko, auf das Foto, das jetzt in der aufgeschlagenen Mappe zu sehen war.
    Zumindest ich erkannte es im ersten Moment nicht. Es zeigte einen dunklen Klumpen, auf einem etwas helleren Hintergrund, der ein Tuch sein konnte.
    »Sie wissen, was es ist?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sieht wie ein Herz aus«, sagte Suko leise.
    »Sehr gut, Inspektor«, lobte Sir James. »Es ist ein Herz. Ein menschliches Herz, wenn Sie verstehen. Und dieses Herz hat einmal im Schnabel eines Geiers gesteckt, eines Vogels also, der in unseren Breiten nicht vorkommt.«
    Nach diesen Wort schwieg er und schaute uns nur an, weil er auf einen Kommentar wartete.
    »Sie sagten Geier, Sir?« Er nickte mir zu.
    »Geier sind Aasfresser. Dann muß der Vogel das Herz aus der Brust eines toten Menschen gerissen haben, denke ich.«
    »Das kann sein, obwohl ich es nicht unterschreiben möchte, weil wir einfach zuwenig darüber wissen. Tatsache ist, daß es sich um ein menschliches Herz handelt. Die Kollegen, die den Fall untersuchen, haben mich um Schützenhilfe gebeten. Ihnen scheint der Vorgang nicht ganz geheuer zu sein. Sie waren der Ansicht, daß der Fall mehr in unsere Richtung tendiert.«
    »Was wissen Sie denn, Sir?«, fragte Suko.
    »Recht wenig auf der einen und recht viel oder genug auf der anderen Seite. Ich muß da den Mann zitieren, der das Herz gefunden hat, denn er schoß den Vogel ab, der es in seinem Schnabel gehalten hat. Die Aussagen sind protokolliert, aber ich möchte sie für Sie beide zusammenfassen.«
    Sir James war ein Mensch, der die wichtigen Dinge vorbrachte und
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