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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual
Autoren: Jason Dark
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informieren. Die Leute sollten sich darum kümmern.
    Aus einer Seitentasche holte er ein Tuch hervor. Es widerte ihn an, doch es gab für ihn keine andere Möglichkeit. Er wickelte das Herz in das Tuch ein und ließ es dann in seinem Rucksack verschwinden. In der Tasche wollte er es nicht haben.
    Tony Orwells Geländewagen stand gut einen Kilometer entfernt. Er hatte ihn neben der Grillhütte geparkt und war den Rest der Strecke zu Fuß gegangen.
    Jetzt ärgerte er sich über den relativ weiten Weg. Der Jäger fühlte sich nicht mehr sicher. Obwohl der Wald um ihn herum schwieg, hatte er einfach das Gefühl, daß dieses Gelände zu einem gefährlichen Feind geworden war, in dessen Schutz sich alles Mögliche verbergen konnte, um ihn blitzschnell anzugreifen.
    Er drehte sich um.
    Ein Irrtum. Niemand schlich durch die Dunkelheit. Er nahm auch keine fremden Geräusche wahr.
    Trotzdem fluchte er über das Alleinsein hier. Eine kalte Schweißperle rann seinen Rücken hinab.
    Keine Sekunde länger wollte der Jäger an dieser Stelle bleiben. Er machte sich auf den Weg. Die Strecke war ihm bekannt. Er brauchte die Schneise nur bis zum Ende gehen, dann hatte er den Parkplatz erreicht. Aber er wußte auch, daß sie sich verengte und erst später wieder breiter wurde.
    Orwell ging über den weichen Weg. Das Gras und der Boden waren noch feucht. So konnte er seine eigenen Schritte sehr gut hören. Das Schleifen und das leise Schmatzen. Der Jäger war gespannt, bis in das letzte Nervenende seines Körpers. Er kannte die Umgebung genau. Er war nicht zum erstenmal hier, und es ging auch alles glatt auf den ersten 200 Metern, dem Frieden aber traute er nicht.
    Ein toter Vogel, der nicht in diese mitteleuropäische Region hineinpaßte. Dazu das Herz eines Menschen, das er in seinem Schnabel gehalten hatte, so etwas war nicht normal, das mußte etwas zu bedeuten haben. Er dachte an ein Ritual. Fremde Völker experimentierten oft damit. Andere Menschen aus fremden Kontinenten. Aus dem Körper gerissene Herzen, die als Opfergaben dargereicht wurden.
    Orwell war durcheinander. Gedanken wie diese brachten ihn von seinem normalen Weg ab. Er sah die Welt mit anderen Augen. Sie war für ihn düsterer geworden, und er glaubte daran, daß irgend etwas sich in seine Nähe heranschleichen würde, um plötzlich zuzuschlagen.
    Alles war möglich. Orwell gab selbst zu, daß er in den letzten Minuten den Überblick verloren hatte.
    Der Wald war für ihn zu einer Bedrohung geworden.
    Er bekam schlecht Luft.
    Sein Atem beschleunigte sich. Die Schritte blieben gleich. Er konnte nicht rennen, obwohl ihm danach zumute war. Der Weg hatte sich verengt, die Schneise glich nur mehr einem Pfad, der durch die Bäume eingekesselt worden war.
    Er ärgerte sich über seine feuchten Hände, die er an seiner Hose immer wieder abrieb. Die Luft war so feucht. Für ihn schon vergleichbar mit der im Dschungel.
    Das Herz lag in seinem Rucksack. Es war starr, es war tot. Dennoch überkam ihn der Eindruck, als würde es schlagen. Immer und immer wieder. In einem unregelmäßigen Rhythmus. Mal hart und schnell, dann wieder langsamer.
    Es lebte. Es war nicht tot. Es war verzaubert. Wie das Herz einer Hexe oder eines Dämons.
    Tony Orwell spürte, daß seine Knie weich wurden. Er schwitzte stark. Der Wald mit seinem dichten Buschwerk und den hohen Bäumen war für ihn zu einer Falle geworden, die ihn nicht mehr loslassen wollte.
    Er blieb stehen. Schwankte dann etwas nach rechts und hielt sich an einem Baumstamm fest.
    Tief Luft holen. Ruhig bleiben. Nicht durchdrehen. Das war wichtig. Er wischte den Schweiß aus seinem Gesicht und hoffte, daß es ihm bald besser ging.
    Es war nichts geschehen. Alles lief normal. Der Wald hatte sich nicht verändert, die Bäume waren die gleichen geblieben, ebenso wie das dichte Unterholz und der Boden.
    Allmählich ging es ihm besser. Das Gefühl, eingeschlossen zu sein, schwand immer mehr. So kehrte Stück für Stück die Normalität zurück, und darüber war er froh.
    Alles wurde für ihn auf den Kopf gestellt, als er plötzlich das Rascheln hörte. Ein Tier hätte es sein können oder müssen, aber Orwell war Jäger genug, um herauszufinden, daß dies nicht stimmte. Das war kein Tier, das war auch kein Vogel, der über ihm durch das Geäst der Bäume turnte.
    Rascheln und auch Knacken…
    Diesmal in Bodenhöhe. Vor ihm. In der dichten Dunkelheit des Waldes.
    Dort bewegte sich jemand. Es mußte ein Mensch sein. Orwell kannte sich aus,
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