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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual
Autoren: Jason Dark
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auszuschalten. Nur eine gewisse Spannung war geblieben. Auch in den Ohren lag ein dumpfes Gefühl, wie mit Watte hineingesteckt. Sie hörte zwar etwas, aber es klang nur dumpf. Alles andere war in weite Ferne gerückt. Selbst das Flattern der Vogelschwingen war nicht zu vernehmen. Sie bekam nur den Druck der Krallen mit.
    Plötzlich änderte sich alles.
    Mehr als deutlich erlebte Becky Flint den Ruck oder Druck, der von ihren Füßen ausging. Sofort wußte sie, daß man sie auf den Boden abgestellt hatte.
    Sie blieb stehen.
    Der leichte Schwindel war schwer auszugleichen. Auch der Nebel hielt sie noch umfangen, aber er begann sich zu lichten, so daß Becky ihre neue und normale Umgebung wieder wahrnehmen konnte. Auch die Kälte wehte gegen ihren Körper, so daß sie zu frösteln begann. Dann hob sie den Blick an.
    Der Nebel war zurückgewichen. Er stand jetzt vor ihr, und sie erlebte ein Phänomen. Er konzentrierte sich auf eine Stelle und bildete dort eine neue Figur.
    Nein, so neu war sie nicht. Es war die alte Gestalt, die sie schon aus dem Schlafzimmer her kannte.
    Sie hatte sich nur wieder zusammengefügt und den Kokon verlassen.
    Es war nicht alles, was Becky erkannte. Hinter der feinstofflichen Gestalt ragte eine mächtige Felswand in die Höhe. Graues Gestein, das an manchen Stellen rötlich schimmerte, was an den Einschlüssen lag. Wie oft war Becky schon an diesem Ort gewesen. Er gehörte zu den wildesten und zugleich einsamsten auf dem Gelände der Vogelwarte. Hier zogen sich die Tiere manchmal zurück.
    Der Felsen war auch ein Refugium für das Adlerpärchen, das sich hier sehr wohl fühlte.
    Die Tatsache, daß man sie nicht auf ein fremdes Terrain geschafft hatte, gab ihr irgendwie Auftrieb.
    Das Flattern der Flügel und der damit verbundene und über sie hinwegstreichende Luftstrom riß sie aus ihrer noch etwas verschwommenen Gedankenwelt.
    Etwas traf hart ihren Rücken.
    Sie schrie auf.
    Dann hörte sie, wie der Stoff ihrer Kleidung zerriß, und einen Moment später waren die Vögel über ihr. Die Tiere, die einmal zu ihren Freunden gehört hatten, stemmten sich nun gegen sie, weil sie anderen Gesetzen gehorchten. Jemand hatte die Kontrolle über sie bekommen, und diese andere Kraft war stärker als der menschliche Geist, der sie ansonsten befehligt hatte.
    Becky war jetzt nicht einmal in der Lage zu schreien. Der Schreck hatte sie stumm werden lassen.
    Die Vögel attackierten sie. Mit den Schnäbeln, die die Schärfe von Messer hatten, rissen sie ihre Kleidung bis zur Hüfte in Fetzen. Schon sehr bald wehte der kühle Wind über ihre nackte Haut, doch Becky fror nicht einmal. Dazu stand sie viel zu sehr unter Streß. Sie mußte alles so nehmen wie es war, denn wehren konnte sie sich nicht.
    In Fetzen hing die Kleidung herab. Der Oberkörper war jetzt nackt und dem Wind schutzlos ausgeliefert. Noch immer umflatterten sie die Vögel. Sie stießen Schreie aus, die schmerzhaft Beckys Ohren trafen.
    Und die feinstoffliche Geistergestalt schaute einfach nur zu. Sie tat nichts.
    Sie gab keine hörbaren Befehle, denn für sie war es einzig und allein wichtig, daß die Regeln des Rituals eingehalten wurden.
    Noch einmal sah sie den Adler, der dicht vor ihrem Gesicht erschien, sie aber nicht angriff, sondern steil in die Höhe flog. Der Windzug blies Becky die Haare vors Gesicht, danach war ihr Blick wieder frei.
    Die Umgebung flößte Becky jetzt kein Vertrauen mehr ein. Sie war zu einer kalten Stätte des Todes geworden, an der an oberster Stelle einzig und allein das Sterben stand, und das nach einem bestimmten Ritual. Ihr fielen wieder die schrecklichen Bilder ein, die sie von dem toten Eddy Cohan gesehen sehen hatte. Deutlich erinnerte sich Becky an das Loch in seiner Brust, aus der das Herz verschwunden war. Sie brauchte nicht erst intensiv darüber nachzudenken, welches Schicksal auch ihr bevorstand. Sie wußte es bereits.
    Seltsamerweise war die Angst davor nicht so tief. Eigentlich hätte sie all ihre Furcht herausschreien müssen. Daß sie stumm blieb, mochte auch daran liegen, daß sie plötzlich eine innere Stimme hörte, die ihr fremd war, aber trotzdem verstanden wurde.
    Die Stimme eines Mannes. Mit einem fremdländischen Akzent. Aber sie drang aus der Geistergestalt hervor, als stünden der Sprecher und sie in Verbindung. Es waren leise gesprochene Worte, und Becky mußte sich konzentrieren, um sie überhaupt verstehen zu können.
    »Du bist die nächste. Ich brauche die Herzen. Ich brauche
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