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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual
Autoren: Jason Dark
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sieben, um die Magie aus alter Zeit zurückkehren zu lassen. Ich bin nicht tot, ich befinde mich auch nicht in deiner Nähe. Uns trennen dicke Zuchthausmauern, aber ich weiß über dich Bescheid, denn ich kann dich sehen. Ich erlebe dich. Ich weiß, welche Angst du mitmachst, aber du wirst uns dein Herz trotzdem opfern. An dem Ort, an dem du stehst, denn ich habe ihn als Opferplatz ausgesucht. Er ist die neue Kultstätte. Hier wird die alte Magie der Azteken ihre Wiedergeburt erleben, und du wirst, ebenso wie die anderen, deinen Teil dazu beitragen. Wir brauchen dein Herz. Es hätte schon das siebte sein können, wenn wir nicht vom Pech verfolgt gewesen wären. Aber so wird noch dein Mann daran glauben. Der Zauber ist gelegt worden. Du befindest dich an heiliger Stätte, und der Oberpriester, dessen Geist lange in mir ausgeharrt hat, ist endlich frei und sieht seine große Stunde gekommen.«
    Becky Flint hatte alles gehört und auch jedes Wort genau verstanden. Nur wollte es ihr nicht in den Sinn, daß jemand so grausam sein konnte. Ihr Inneres lehnte sich dagegen auf, daß sie das Opfer sein sollte. Sie wußte es, aber sie nahm es nicht zur Kenntnis. Zudem wurden ihre Gedanken durch das Geschehen dicht vor ihr unterbrochen, denn dort stand noch immer die nebelhafte Gestalt. Sie hob jetzt beide Arme zu einer beschwörenden Geste.
    Auch die Hände streckten sich der Frau entgegen, aber sie wurde nicht davon berührt. Die Finger blieben lang. Sie wirkten wie starre Stöcke. Innerhalb der Gestalt zitterte es. Energien malten sich dort ab. Hin und wieder sah Becky das kurze Aufglühen, das schnell wieder erlosch. Es wurden dort Kämpfe ausgetragen, aber nichts veränderte sich, bis auf die Stimme.
    Sie begann zu singen.
    Für Becky war es eine fremde Melodie.
    Die Monotonie der Töne und Laute floß an Beckys Ohren entlang, und den Sinn dieses Gesangs erlebte sie wenig später, als sich in ihrer Nähe etwas veränderte.
    Die Vögel trugen daran nicht die Schuld. Sie hielten sich in der Nähe als Beobachter auf. Mal flatterten sie in die Höhe, dann sanken sie wieder tiefer, aber um die Frau kümmerten sie sich nicht.
    Denn ihr Oberkörper lag frei.
    Becky glaubte, ihren Herzschlag überdeutlich zu hören. Jedesmal hinterließ der Schlag ein Echo in ihrem Körper, das sich bis zum Kopf hin ausbreitete.
    Es mochte die ungewöhnliche Magie der Musik daran die Schuld tragen, aber es konnte auch etwas anderes sein, wie Becky leider erkennen mußte.
    Bewußt hatte man sie an eine bestimmte Stelle nahe der Felswand gestellt. Dies war der böse Ort. In ihm hatte sich die Magie gefunden. In seiner Nähe und sogar um sie herum begann er, sich zu verändern. Der Boden, der mit Gras und Pflanzen bewachsen war, behielt seine Farbe, jedoch nicht überall, denn an bestimmten Stellen glühte er auf.
    Versetzt und fünfmal.
    In der Tiefe glühten die fünf Feuer, die nicht aus zuckenden Flammen bestanden, sondern eher aussahen, als hätten sich dort rote Augen zusammengefunden.
    Fünf Glutstellen im Boden, die einen Kreis um Becky gebildet hatten. Sie brauchte nur den Kopf zu senken, um zu erkennen, was sich dort im Boden abzeichnete, das einmal vergraben worden war.
    Herzen!
    Menschliche Herzen.
    Herzen, die man nicht gefunden hatte, wie Becky wußte, denn das hatten ihr die Polizisten mitgeteilt. Und jetzt konnte sie die Herzen genau erkennen.
    Es war für sie unbegreiflich. Die glühenden Herzen ließen ihren Schein über den Boden gleiten, bis hinein in die feinstoffliche Geistergestalt. So wurde auch sie leicht rötlich angemalt.
    Die Geistergestalt wartete so lange, bis die Herzen ihr intensivstes Leuchten abgestrahlt hatten. Erst dann meldete sie sich wieder. Becky hörte die Stimme mit dem fremdländischen Klang.
    »Du siehst die Herzen, die verschwunden sind. Noch fehlen zwei, und dein Herz wird den Reigen weiterführen.« Er lachte leise. »Es wird bald dort unten liegen und den Geist des Oberpriesters stärken. Dann fehlt nur noch das deines Mannes, aber auch sein Herz wird noch heute den Reigen schließen.«
    Bisher hatte sich Becky Flint beherrschen können. Es war ihr sowieso schon wie ein kleines Wunder vorgekommen. Das war nun vorbei. Sie konnte nicht mehr. Sie hielt es nicht länger aus. Der Druck war einfach zu groß geworden.
    In ihrer Kehle breitete sich etwas aus. Es war ein mächtiger Druck, geboren in der Tiefe des Körpers. Zunächst drang nur ein Würgen hoch, das blieb nicht lange, sondern veränderte sich und
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