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1057 - Vampirhölle London

1057 - Vampirhölle London

Titel: 1057 - Vampirhölle London
Autoren: Jason Dark
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Vampire gehört eben zu meinem Job. Ich schaue mich mal draußen um.«
    »Tun Sie das.«
    Sofort spürte ich den Wind, als ich die schützenden Wände verlassen hatte. Er wehte nicht stark, war allerdings kühl. Er brachte die Feuchtigkeit mit. Ich kam mir vor wie jemand, der von kalten Tüchern gestreift wurde.
    Die anderen Mitglieder der Besatzung kümmerten sich um die Suchscheinwerfer. Sie hatten sie eingeschaltet. An jeder Seite des Boots befanden sich jeweils zwei dieser drehbaren und lichtstarken Scheinwerfer. Ihre breiten Kegel leuchteten nicht nur über das Wasser, an meiner, der Backbordseite, strichen sie auch über die Uferbefestigung hinweg und glitten noch darüber hinaus.
    Wir suchten nach verdächtigen Booten, die irgendwo angelegt hatten, aber die Lichtkegel tasteten ins Leere oder fanden nichts Verdächtiges. Hier war sowieso nicht das Gebiet der Anlegestellen.
    Wenn, dann stiegen in dieser Umgebung die Fahrgäste in den Sommermonaten zu.
    Vor uns schwebte ein gewaltiges Gebilde. Das Wahrzeichen der Stadt, in unzähligen Filmen immer wieder gezeigt, aber ebenfalls auf unzähligen Bildern und Karten verewigt, ob bei Tag oder Nacht – die Tower Bridge.
    Ich sah sie in der Dunkelheit. Sie lag über dem Wasser wie ein fremdes Raumschiff, angestrahlt, beleuchtet, mit zahlreichen Lichtern dekoriert. Mit einer Fahrbahn für Autos, die schattenhaft in ein Hell und Dunkel darüber hinwegglitten.
    Ein wirklich imposanter Anblick, der auch an mir nicht spurlos vorüberging, denn ich merkte, wie sich in meinem Nacken eine Gänsehaut bildete.
    Jeder Londoner war stolz auf diese Brücke. Ich war es auch, denn ihr Anblick ließ mich die Vampirgefahr zunächst einmal vergessen.
    Aber der Gedanke kehrte schnell wieder zurück. In dieser Umgebung würden sie kaum angelegt haben, vorausgesetzt, sie waren wirklich mit einem Boot über die Themse gefahren.
    Das Gebiet jenseits der Brücke war da schon interessanter. Denn dort lagen noch mehr Piers und Werften. Hin und wieder zweigten von den Ufern die schmalen Stichkanäle ab, und auch sie boten entsprechende Verstecke.
    Ich spürte, wie meine Unruhe zunahm. Es war wieder einmal das verdammte Gefühl, nicht weit vom Ziel entfernt zu sein, aber nicht zu wissen, wo es sich befand.
    Das Polizeiboot schob sich nur sehr langsam durch das Wasser.
    Ich verfolgte den Weg der beiden Suchscheinwerfer.
    Sie glitten wie große, weiße Flecken über die Anlagen hinweg, die noch in Betrieb waren. Über Bauten, Gerüste, Kräne und jede Menge Container.
    Es wurde nicht gearbeitet. Oder nur in einigen Betrieben. So sah ich nur ein Schiff, das entladen wurde. Riesige Greifzangen hievten Container vom Deck.
    Die Welt um mich herum bestand aus einer Mischung aus Dunkelheit und hellen, tupfenartigen Flecken. Dort hinein bewegte sich der Kegel des Suchscheinwerfers, dessen Kraft alles aus der dichten Dunkelheit hervorholte.
    Die Werften und Industrieanlagen schienen an uns vorbei zu schweben.
    Ich sah eine viereckige Insel auf dem Wasser dümpelnd in Ufernähe. Ein Ponton, der leer war. Auch darüber glitt das Licht hinweg, ohne daß mir etwas auffiel.
    Es gab keine Spuren. Nur mein Gefühl. Das war leider kein Beweis, ich wußte es selbst.
    Das Wasser schob uns weiter. An das Motorengeräusch hatte ich mich gewöhnt; ich hörte es schon nicht mehr. Auch die Wasserspritzer, die mich hin und wieder trafen, merkte ich kaum.
    Der Strahl des Scheinwerfers wanderte dem Boot stets ein Stück voraus. So konnte ich schon zuvor sehen, was wir wenig später passieren würden.
    Diesmal war es eine leere Anlegestelle. Eine Treppe, in Beton gebaut, führte dem Wasser entgegen. Nicht nur ihm, sondern auch einem dort angetäuten Boot, das so gar nicht in diese Umgebung paßte.
    Es war hell gestrichen. Es war nicht einmal groß. Aber es zählte zu den normalen Fahrgastschiffen, die im Sommer Besucher über den Fluß schafften.
    Ich war mir nicht sicher, aber ich verließ mich einfach auf meine Nase. Deshalb war ich so schnell wie möglich wieder bei McCloud und wies ihn auf das Boot hin.
    »Was halten Sie davon?« fragte ich.
    »Bißchen komisch, wenn ich ehrlich sein soll. Es gehört eigentlich nicht hierher.«
    »Dann schauen wir es uns mal an.«
    »Das dachte ich mir.«
    McCloud war ein Könner in seinem Beruf. Er verringerte die Geschwindigkeit und fuhr sehr sanft in Richtung Ufer. Ich war bei dieser Aktion nur Zuschauer und stand wieder im Freien. Ein Kollege hielt sich neben mir auf. Er hatte so
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