Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1057 - Vampirhölle London

1057 - Vampirhölle London

Titel: 1057 - Vampirhölle London
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
herrschte das Gesetz des Schweigens. Kein Flüstern, kein Sprechen, eine nahezu gespenstische Ruhe hielt die Gestalten umfangen. Costello hockte in seinem Rollstuhl. Jetzt nach vorn gebeugt, die Hände um die Lehnen verkrampft. So wirkte er wie jemand, der jeden Moment starten wollte. Er hätte vieles dafür gegeben, es zu können. Aber er blieb sitzen, das Schicksal zwang ihn dazu. Nur nahm er seine Blicke nicht von Tyra weg, die ihre Hände in die Hüften gestützt hatte und das Erwachen der Brut überblickte wie eine Kontrolleurin. Sie kannte das Spiel. Es war ihr nicht neu.
    Nach und nach würden die Kräfte der Blutsauger zurückkehren.
    Erst dann waren sie alle hier bereit, um London in eine Vampirhölle zu verwandeln.
    So passierte es zwangsläufig, daß sie auch auf Logan Costello schaute. Der sah sich angestarrt und hob den Kopf so weit an wie möglich. Er winkte auch mit der linken Hand, weil er den Kontakt mit Tyra haben wollte.
    Sie sah, daß sich seine Lippen bewegten. Ein paarmal schimmerten dabei die hellen Zahnspitzen, dann endlich hatte er es geschafft, sich die Worte zurechtzulegen.
    »Es geht mir jetzt besser. Ich fühle es…«
    »Uns allen geht es besser, Costello. Und es wird uns noch bessergehen, das verspreche ich dir.«
    »Ja… ja …« Er drehte den Köpf. Er wäre auch mit dem Rollstuhl gefahren, doch vor seinen Füßen lag quer eine Gestalt. »Wo ist Mallmann?«
    »Wahrscheinlich oben.«
    »Hat er uns vergessen?«
    Tyra lachte. »Nein, er hat uns nicht vergessen. Er wird uns auch nicht vergessen. Er gehört zu uns, und wir gehören zu ihm. Das solltest du inzwischen wissen. Er ist nicht nur unser Vater, er ist so etwas wie ein Übervater. Wir können uns auf ihn verlassen. Schau auf die Fenster. Der Tag verabschiedet sich. Noch ist es nicht dunkel. Aber diese Zeit wird kommen. Nichts kann die Nacht zurückhalten. Keine Macht der Welt, und dann liegt es an uns, die Menschen von London unter unsere Kontrolle zu bringen. Wir werden das Blut trinken. Wir werden die Süße dieses Saftes spüren.« Tyras Augen erhielten einen Glanz der Vorfreude. Sie lächelte breit, die Hände schlossen oder öffneten sich. Sie genoß die Vorfreude.
    Obwohl sie nur mit Costello gesprochen hatte, schienen ihre Worte auch den übrigen Vampiren Mut gemacht zu haben, denn sie wollten nicht mehr auf dem Boden liegenbleiben. Sie bewegten sich. Sie krochen zur Seite so gut wie möglich. Immer mehr schafften es, ohne Hilfe auf die eigenen Füße zu gelangen.
    Auch der querliegende Untote vor Costellos Füßen zog seine Beine an, nachdem er sich auf den Rücken gedreht hatte. Danach ging alles schnell. Das Abstützen mit der rechten Hand, dann der sich anschließende Schwung, und er stand.
    Ein leichtes Ausschwingen des Körpers folgte, dann ging er den ersten Schritt, und das gar nicht mal so unsicher.
    Der Mafioso kannte ihn. Der Mann hatte zur Kellercrew gehört und dort die Monitore beobachtet. Jetzt allerdings interessierten ihn diese Geräte nicht mehr. Er war voll und ganz darauf fixiert, das Blut der Menschen zu trinken.
    Es war auch nicht mehr still. Die Wiedergänger mußten sich einfach artikulieren. Da hatte sie ein gewaltiger Drang überkommen, den sie nicht mehr unterdrücken konnten. Aus ihren offenen Mäulern drangen keine menschlichen Laute. Niemand sprach. Die Luft war erfüllt von keuchenden, knurrenden und auch fauchenden Lauten, die alle darauf hinwiesen, wie sehr sie nach neuer, frischer Nahrung gierten. Lange konnten sie es nicht mehr aushalten, aber sie würden noch warten müssen. Noch war die Zeit einfach nicht reif genug.
    Tyra wollte nicht unter Deck bleiben. Als sie den ersten Schritt auf den Ausgang zuging, stoppte Costello sie mit einer Frage. »Wo willst du hin?«
    Sie drehte sich nicht um. »Zu ihm, auf die Brücke. Ich will und ich muß bei ihm bleiben.«
    »Nimm mich mit!«
    »Nein!«
    Die Antwort war klar. Costello hatte sie auch auf seine besondere Art und Weise begriffen. Dieses »Nein« hatte man ihm jetzt sagen können, aber es wäre vor einigen Tagen noch unmöglich gewesen.
    Da hätten sie sich nicht getraut. Da war er derjenige gewesen, der das Sagen und die Befehlsgewalt gehabt hatte. Da hatten sie vor ihm gekuscht.
    Heute nicht mehr.
    Da war er einer unter vielen. Jemand, der darauf fixiert war, Blut zu trinken. Zähne in die Hälse der Menschen zu schlagen. Den roten Lebenssaft zu schlucken. Sich an seiner Energie aufzubauen, unheimlich stark zu werden.
    Nur würde es eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher