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1057 - Vampirhölle London

1057 - Vampirhölle London

Titel: 1057 - Vampirhölle London
Autoren: Jason Dark
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andere Stärke sein als früher. Nivelliert mit der Stärke seiner Artgenossen, die ihn umgaben. Er stach nicht mehr hervor. Es gab nur einen, der die Befehle gab. Will Mallmann, alias Dracula II. Er hatte die Rolle des Logan Costello übernommen, und das mußte der Mafioso leider einsehen.
    Tyra hatte sich nicht einmal umgeschaut. Für sie war Costello Luft, einer von vielen, und damit mußte der zum Vampir mutierte Mafioso erst einmal fertig werden.
    Tyra war unterwegs zu Mallmann. Sie blieb am Beginn des Niedergangs stehen.
    Es war sehr düster hier unten. Kein Licht spendete Helligkeit.
    Auch Tyra hatte noch Schwierigkeiten, sich so normal wie möglich zu bewegen. Sie brauchte eine gewisse Zeit, um sich erholen zu können. Erst dann stieg sie die Stufen hoch.
    Schwerfällig. Am Geländer klammerte sie sich fest. Sie zog die Beine nach, wenn sie eine Stufe betreten hatte. Ihr Gesicht war verzerrt. Sie atmete nicht. Dennoch gab sie Geräusche ab, und die wiederum glichen einem kehligen Stöhnen.
    Auch Tyra wollte nicht länger warten. Sie brauchte Blut. Sie mußte es einfach bekommen. Wie ihr ging es auch den anderen Untoten.
    Sie fühlte sich innerlich ausgetrocknet, sehr schlapp. Als wären die Adern nicht mit Blut, sondern mit Sand oder Knochenmehl gefüllt.
    Aber es ging besser.
    Mit jedem Schritt. Mit jeder Stufe, die sie zurücklegte. Mit jedem leisen Echo, das die Schritte auf dem Metall hinterließen. So kam sie voran, und sie spürte sehr bald die Nähe des großen Dracula II.
    Dieser König der Vampire, dieser Herrscher seiner eigens erschaffenen Welt besaß eine besonders starke und auch wilde, schon animalische Ausstrahlung. Er war ein Monster. Er war der Tod auf zwei Beinen, der Horror in Menschengestalt, und er wartete tatsächlich am Ruder des Bootes.
    Mallmann hatte Tyra längst gehört. Und sie auch an ihrem Schritt erkannt. So drehte er sich nicht um, als sie mit einer ungeduldig anmutenden Bewegung die Tür zur Brücke aufstieß und auf den Rücken der dunklen Gestalt starrte, die sich nicht umdrehte.
    »Sie wollen Blut…«
    »Ich weiß.«
    »Wann starten wir?«
    Mallmann wartete, bis Tyra zu ihm gekommen war. Rechts neben ihm stellte sie sich hin und drehte den Kopf in die andere Richtung, um ihn anzuschauen.
    Mallmann warf ihr einen kurzen Blick zu. Der reichte aus, um den offenen Mund mit den spitzen Zähnen zu sehen und die Gier in den Augen zu lesen. Das Gesicht der attraktiven Frau war längst verschwunden. Es war nur noch eine Maske der Gier.
    »Du mußt noch Geduld haben, Tyra.«
    »Die anderen wollen auch…«
    »Schau nach vorn.« Er streckte seine Hand aus. »Du siehst das Wasser, du siehst den Himmel, und er ist nicht mehr hell. Er dunkelt ein, aber er ist noch nicht dunkel genug. Wir müssen Geduld haben, nicht mehr lange, aber Geduld.«
    Tyra nickte. »Wo werden wir anlegen?«
    »An einer guten Stelle…« Sie mußte sich mit der Antwort zufriedengeben, denn Dracula II fügte nichts mehr hinzu. Als er sah, daß sie wieder ging, sprach er sie noch einmal an.
    »Holt Costello hoch. Sag allen, daß sie schon kommen können. Es ist jetzt an der Zeit, daß sie den Bauch des Schiffes verlassen. Aber tragt Costello hoch und stellt ihn hier auf die Brücke. Hast du alles verstanden?«
    »Ja, ich werde es in die Wege leiten.«
    »Danach können wir ablegen!« Der Vampir war hier der Kapitän und kein anderer. Er würde seinen Platz so schnell nicht mehr verlassen. Für ihn war es wichtig, die Gegend zu kontrollieren.
    Dieser Seitenarm der Themse wurde zwar wenig befahren, aber wie der Zufall es wollte, konnte es durchaus passieren, daß ihnen plötzlich ein anderes Boot entgegenkam.
    Er hörte die Unruhe aus dem Schiffsbauch bis zu sich hochsteigen. Die Blutsauger waren unruhig. Sie steckten voller Wut. Sie ließen ihren Gefühlen freien Lauf, obwohl diese nur in eine bestimmte Richtung hinwiesen.
    Draußen dunkelte es immer mehr. Das sacht schaukelnde Boot wurde von einem Tuch umfangen, dessen Maschen sich immer mehr verdichteten. Auch der Himmel zog sich zu. Die Dämmerung war vorbei. Die Dunkelheit hatte die Macht übernommen.
    Künstliches Licht würde die Stadt erhellen. Es machte den Vampiren wenig aus. Zwar hielten sie sich lieber in der normalen Dunkelheit verborgen, aber vernichtet konnten sie durch das andere Licht nicht werden. Und so war ihre Zeit tatsächlich gekommen.
    Nur eines paßte Mallmann nicht. Er hätte sich Dunst oder Nebel gewünscht. Das wäre für sie alle besser
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