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1051 - Die schwarze Flamme

Titel: 1051 - Die schwarze Flamme
Autoren: Unbekannt
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sein."
    „Kranen?" wiederholte Gesil. Sie biß sich auf die Lippen, nahm einige Schaltungen vor, bis alle Bildschirme das Lager aus verschiedenen Perspektiven und Ausschnitten zeigten. Mir stockte der Atem, als ich sah, daß sich ringsum die Spinnenroboter formiert hatten. Sie hatten zu Hunderten das Lager umstellt und schienen nur noch auf den Angriffsimpuls zu warten.
    Ein schrecklicher Gedanke kam mir! War sich Gesil nicht bewußt, daß dies Freunde von mir waren, Wesen von der gleichen Art wie sie? Erkannte sie das wegen der Raumanzüge nicht? Oder signalisierten ihr Raumanzüge grundsätzlich ein Feindbild?
    Gesil gab einen Laut des Erschreckens von sich. Ich sah sie an und stellte fest, daß sie zitterte, ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck panischer Angst.
    Ich folge dem Blick ihrer dunklen Augen zu der Bildschirmgalerie. Auf einigen Monitoren war das All mit einem Ausschnitt der Oberfläche von Spoodie-Schlacke zu sehen, und darin unzählige winzige Gestalten, die sich auf den Asteroiden herabsenkten.
    „Tanwalzen hat also doch die Nerven verloren", stellte ich fest.
    Gesil warf mir einen raschen Blick zu, stieß irgend etwas hervor und lief dann zu einem anderen Instrumentenpult.
    „Halt, Gesil!" rief ich und lief ihr nach. „Das sind keine Feinde! Es sind meine Freunde - und damit auch deine."
    Als ich sie erreichte, hatte sie bereits einige Schaltungen vorgenommen. Ein Blick zurück auf die Bildschirmwand zeigte mir, daß sich das Roboterheer in Bewegung setzte.
    „Tu das nicht, Gesil!" rief ich verzweifelt und umklammerte ihre Arme. Ich berührte sie zum erstenmal, und dieser körperliche Kontakt elektrisierte mich förmlich. Ich fuhr fort: „Du mußt die Kampfmaschinen deaktivieren. Du mußt verhindern, daß es zum Kampf kommt!"
    Sie sah mich an und entfachte in meinem Bewußtsein eine gewaltige, ekstatisch zuckende Flamme.
    „Bitte, Gesil, tu das nicht!" bat ich eindringlich. „Laß die Waffen ruhen. Schalte die Kampf maschinen ab. Ich bitte dich darum!"
    Sie seufzte. Es klang wie eine Kapitulation. Was mochte in ihr vorgehen? Resignierte sie? Hatte sie das Gefühl, sich selbst aufzugeben? Jedenfalls hatte sie sich zu einer Entscheidung durchgerungen.
    Sie nahm die entscheidende Schaltung vor - und das Roboterheer kam zum Stillstand.
    Ich atmete auf.
    „Du hast richtig gehandelt, Gesil", sagte ich. „Ich weiß nicht, was dich diese Entscheidung kostet, denn ich kenne dein Dilemma nicht. Aber ich verspreche dir, alles zu tun, damit sie keine nachteiligen Folgen für dich hat. Willst du mit mir kommen? Mit mir an Bord der SOL und mit uns in die Heimatgalaxie der Menschen fliegen?"
    Sie gab keine Antwort, aber ich wußte, daß sie ihre Stellung auf Spoodie-Schlacke aufgegeben hatte und sich mir anvertrauen würde.
    „Ich danke dir, Gesil", sagte ich.
    Und zum erstenmal sah ich sie lächeln. Es war ein trauriges, verloren wirkendes Lächeln.
    „Von nun an bist du nicht mehr einsam, Gesil", sagte ich. „Ich bin dein Freund. Und an Bord der SOL wirst du noch viele weitere Freunde finden."
    Ich mußte es ihr sagen, auch wenn sie mich nicht verstand. Irgendwann würde sie mich schon verstehen - und ich sie.
     
    11. Melborn
     
    Nachdem wir zur SOL zurückgekehrt waren, stellte Atlan als erstes ein Kommando zusammen, das die Spoodie-Behälter aus dem Stützpunkt des Asteroiden an Bord bringen sollte. Es waren so viele, daß drei Lagerhallen der Solzelle-1 geräumt werden mußten, um sie alle unterbringen zu können.
    Mich freute es besonders, daß Atlan bei dieser Aktion auch Buhrlos einsetzte.
    Vielleicht gab ihnen das wieder neuen Lebensmut, zu wünschen wäre es. Aber so recht konnte ich selbst nicht daran glauben.
    Die Ereignisse auf Spoodie-Schlacke sorgten für genügend Gesprächsstoff. Das Geheimnis des Stützpunkts auf diesem Asteroiden aber blieb ungelöst und würde es solange bleiben, bis Gesil sich mit uns verständigen konnte und es preisgab. Viele bezweifelten jedoch, daß sie sprechen würde.
    Diese Frau war ein Rätsel.
    Jeder, der ihr begegnete und ihr in die Augen sah, stimmte mit dieser Meinung überein. Sie war die Sensation an Bord. Und es nährte natürlich alle möglichen Gerüchte, als Atlan sie in einem Wohnsektor isolierte. Er begründete dies damit, daß er sie vor allen äußeren Einflüssen fernhalten wolle, bis sie sich an Bord eingelebt hatte.
    Wer Gesil gesehen hatte, der konnte das verstehen. Sie brauchte die Einsamkeit als Selbstschutz, aber vielleicht war eine
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