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1051 - Die schwarze Flamme

Titel: 1051 - Die schwarze Flamme
Autoren: Unbekannt
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Möglichkeit den Vorzug, weil ich auch den Eindruck hatte, daß in ihren tiefen, dunklen Augen eine große Weisheit verborgen lag.
    Sie streckte ihre Hände aus und berührte damit sanft mein Gesicht. Ich konnte mich nicht länger schlafend stellen und schlug die Augen auf. Sie zuckte zurück, als fühlte sie sich bei einer verbotenen Handlung ertappt, und entfernte sich.
    Ich wollte mich erheben und ihr nacheilen, um mich dafür zu entschuldigen, daß ich sie erschreckt hatte. Aber ich konnte mich nicht rühren. Sie mußte mich gefesselt haben, nachdem sie mich niedergeschlagen hatte. Ich erinnerte mich an splitterndes Glas - und plötzlich auch daran, daß sie keine Schlagbewegung ausgeführt hatte. Wie hatte sie mich überwältigt, womit gefesselt?
    Mit ihren Augen!
    Als sie sich nun wieder nach mir umdrehte, da spürte ich, wie sich unter ihrem Blick meine Fesseln lockerten und ich aufstehen konnte. Meine Arme waren mir aber immer noch über Kreuz an den Leib gebunden. Die Fessel selbst war jedoch nicht zu sehen.
    Ich näherte mich ihr zögernd und fragte: „Bist du eine Betschidin?"
    Sie antwortete in einer mir völlig fremden Sprache. Dabei brach wieder ihre Melancholie durch, sie wirkte verloren, hilfsbedürftig - aber nicht auf eine Weise, daß sie mir hätte leid tun können.
    „Du siehst aus wie eine etwa dreißigjährige Frau", sagte ich zu ihr, weil mir nichts Besseres einfiel. „Du gehörst nicht zur SOL-Besatzung und sprichst nicht das Idiom der Betschiden. Verstehst du Interkosmo überhaupt? Oder Krandhorjan?" Diese Frage stellte ich in der Sprache der Kranen. Es kam keine Antwort. Und ich fragte wieder in Interkosmo: „Wer bist du? Woher kommst du? Wie gelangtest du auf Spoodie-Schlacke? Du warst doch nicht auf einem der fremden Vogelschiffe?"
    Sie sagte wieder etwas in der fremden Sprache. Dabei hatte ich den Eindruck, daß sie mir eine wichtige Botschaft vermitteln wollte, und war zutiefst enttäuscht, daß ich sie nicht verstehen konnte. Wenn ich nur einen Translator mitgenommen hätte...
    Aber mit einer solchen Begegnung hatte ich wirklich nicht rechnen können!
    Ich sprach weiter zu ihr, und sie antwortete mir in der fremden Sprache. Dabei hatte ich das starke Bedürfnis, sie einfach in die Arme zu nehmen und sie schützend an mich zu drücken.
    „Mein Name ist Atlan! Atlan!"
    Sie bewegte die Lippen lautlos, als wolle sie meinen Namen nachsprechen. Ich wiederholte ihn einige Male und brachte sie schließlich soweit, daß Atlan über ihre Lippen kam.
    „Atlan", sagte ich langsam und deutlich.
    „Adlan." Sie hatte eine sehr weiche Aussprache.
    „Das klingt schon besser", sagte ich lächelnd. „Und wie heißt du?"
    Ich wollte auf sie deuten, mußte aber erkennen, daß ich meine Arme immer noch nicht bewegen konnte. Sie merkte meine verzweifelten Bemühungen, bedachte meine überkreuzten Arme mit einem Blick - und frei war ich.
    Es sah beinahe so aus, als besäße dieses Mädchen paranormale Fähigkeiten.
    Ich deutete auf sie und fragte: „Wie ist dein Name? Ich bin Atlan." Und ich wies von ihr auf mich und wieder auf sie. „Und wer bist du? Wie heißt du?"
    Sie sagte nur ein Wort in der fremden Sprache, das für mich wie „Gehil", klang. Sie wiederholte das Wort einige Male.
    „Gesil?" fragte ich schließlich, mit der Betonung auf der zweiten Silbe.
    Sie nickte eifrig dazu.
    „Du heißt also Gesil", stellte ich zufrieden fest. Ich hätte beinahe gesagt, daß dies ein schöner Name sei, besann mich aber rechtzeitig darauf, daß ich es mit einer erwachsenen Frau von etwa dreißig Jahren zu tun hatte. Eigentlich hatte sie überhaupt nichts Kindliches an sich. Sie war voll knisternder Erotik ... Swan, hör weg!
    Fragen über Fragen stürmten auf mich ein. Wie lange lebte sie schon auf Spoodie-Schlacke? Wenn sie weder eine Betschidin war noch von der SOL stammte, welchem Menschenvolk gehörte sie dann an? Und sie war menschlich, durch und durch.
    Ihre Bewegungen waren geschmeidig, ihre Haltung drückte Stolz und ein starkes Selbstbewußtsein aus, als wisse sie um ihre Bedeutung und sei sich ihres Wertes vollauf bewußt. Aber welches Geheimnis umgab sie? Wer war Gesil? Alles Fragen, auf die ich keine Antwort bekommen konnte, solange es Verständigungsschwierigkeiten gab.
    Sie redete weiter in der fremden Sprache mit mir, aber es klang wie ein Selbstgespräch. Wie lange hatte sie solche schon geführt?
    Manchmal zerbröckelte ihre stolze Haltung für kurze Momente, sie ließ die Schultern
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