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1035 - Sphinx

Titel: 1035 - Sphinx
Autoren: Unbekannt
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den Vorhof, bog dann seitwärts ab und verschwand zwischen einigen Sträuchern im Garten.
    Schulder vergaß seine eigene Sicherheit und stürmte voran. Mit langen Sätzen erreichte er den Vorhof. Keuchend blieb er vor der Tür stehen und trommelte mit beiden Fäusten dagegen.
    „Aufpassen!" schrie er. „Kommt heraus und verschwindet so schnell wie möglich von hier!"
    Er blickte zur Seite, um sicher zu sein, daß die Kreatur nicht zurückkam, um ihn anzufallen.
    Die Tür wurde geöffnet. Ein großer Mann in einem braunen Overall stand im Eingang und sah Schulder erstaunt an.
    Der Polier kam sich plötzlich lächerlich vor. Er rang nach Atem.
    „Da ... da ist so ein ... Ding in deinem Garten!" stotterte er. „Ein monströses Wesen. Du mußt aufpassen. Warne deine Familie. Meine Frau ist schon zur Stadtverwaltung unterwegs."
    „Stadtverwaltung!" sagte der Mann und schloß die Augen. „Auch das noch."
    Schulder war irritiert.
    Der Mann öffnete die Augen wieder und blickte Schulder an.
    „Komm herein", sagte der Mann seufzend. „Es ist eiskalt, und du wirst dich erkälten."
    „Aber... aber", stammelte Schulder fassungslos. „Es ist im Garten verschwunden, und wir müssen ..."
    „Schon gut", unterbrach ihn der Mann und ergriff ihn am Arm, um ihn hereinzuziehen.
    „Es besteht nicht die geringste Gefahr."
    Widerstrebend folgte Schulder ihm ins Haus.
    „Du bist einer der Evakuierten, nicht wahr?" Als Schulder nickte, lächelte der Mann und fuhr fort: „Ich bin Jakob Ellmer."
    Ellmer führte ihn in einen behaglich eingerichteten Wohnraum mit einem Kuppelfenster zur Gartenterrasse hin. Mit einem Fingerschnippen schaltete er die Videowand an.
    „Lies das!" forderte er Schulder auf. „Es handelt sich um einen Teil der letzten lokalen Nachrichten."
    Schulder blickte verwirrt auf das sich nun abzeichnende Schriftbild.
    DIE ANZAHL DER ALKOHOLDIEBSTÄHLE IN SHONAAR HAT IN DEN LETZTEN WOCHEN ZUGENOMMEN, OHNE DASS EINE ERKLÄRUNG FÜR DIESE MYSTERIÖSEN VORGÄNGE GEFUNDEN WERDEN KONNTE, las er. HINWEISE, DIE ZU EINER ERGREIFUNG DER TÄTER FÜHREN KÖNNEN, NIMMT DIE STADTVERWALTUNG VON SHONAAR ENTGEGEN. AUF WUNSCH WERDEN MITTEILUNGEN AUCH DISKRET BEHANDELT.
    In Schulders Bewußtsein entstand das Bild des aus „Raymonds Schneckenhaus" kommenden Wesens. Instinktiv begriff er, daß zwischen der Nachricht, die er las, und dem vor wenigen Minuten beobachteten Ereignis ein Zusammenhang bestand.
    Ellmer schnippte abermals mit den Fingern. Die Wand erlosch. Ellmer trat auf eine Reizplatte am Boden. Das Kuppelfenster zum Garten öffnete sich.
    „Ich ...", begann Schulder.
    „Warte!" sagte Ellmer und begab sich auf die Veranda.
    „In Ordnung, Parnatzel", sagte er. „Du kannst hereinkommen. Man hat dich endlich erwischt."
    Zwischen den Sträuchern im Garten entstand eine Bewegung, und Erasco Schulder beobachtete aus weit aufgerissenen Augen, wie das Ding auf die Terrasse glitt. Ungefähr in der Mitte seines Körpers war ein Klumpen im Entstehen begriffen, der entfernt an einen menschlichen Kopf erinnerte und in dem zwei gelbe Augen funkelten.
    Schulder stöhnte und wich ins Zimmer zurück.
    „Immer mit der Ruhe", sagte Ellmer. „Er ist völlig ungefährlich."
    An das Ding gewandt, fügte er kritisch hinzu: „Du solltest trotz deines Zustands versuchen, die Form zu wahren, Parnatzel! Ich habe dich oft genug aufgefordert, diese nächtlichen Streifzüge aufzugeben. Es war klar, daß man dich früher oder später dabei erwischen würde."
    Das Geschöpf wuchs in die Höhe, bekam Ärmchen und Stummelbeine. Es blubberte leise.
    „Was... was ist das?" ächzte Schulder.
    „Weißt du das nicht? Ein Matten-Willy von der Hundertsonnenwelt." Ellmer schüttelte den Kopf. „Vor ein paar Jahren gehörten wir beide noch zur Besatzung einer Karracke.
    Einer meiner Brüder, Josef Ellmer, gehört zu den Schürfern von Orph in der Kleinen Magellanschen Wolke. Du hast sicher schon von den Blutdiamanten gehört, die dort in den Claims gefunden werden. Josef hatte Glück. Er fand insgesamt siebzehn große Steine und vermachte drei davon mir. Das reichte für mich aus, den Dienst bei der KH zu quittieren und mich hier niederzulassen. Parnatzel blieb bei mir. Allerdings sehe ich ein, daß es ein Fehler war, ihn mit nach Shonaar zu bringen."
    Die gelben Augen des Matten-Willys rollten hin und her.
    „Jakob ist an allem schuld", sagte eine schrille Stimme, von der Schulder nicht ausmachen konnte, woher sie kam. „Er weigert sich, meine Rationen
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