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1035 - Sphinx

Titel: 1035 - Sphinx
Autoren: Unbekannt
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die Treppe hinabpoltern. Gleich darauf schlug die Tür zu. Juvia schüttelte den Kopf und trat ans Fenster. Sie sah ihren Mann über die Straße laufen. So schnell es ging, öffnete sie das Fenster, um ihn zurückzurufen, aber er war bereits in der Naupaumgasse verschwunden, als sie sich hinausbeugte.
    Die Naupaumgasse war um diese Zeit nicht besser beleuchtet als die Hauptstraße von Shonaar, aber Erasco Schulder entdeckte das groteske Hundeding sofort. Es stand wieder auf vier Beinen und schnüffelte an der Glassittür von „Raymonds Schneckenhaus", in dem in erster Linie ehemalige Prospektoren verkehrten. Das Ding hatte wieder vier Beine, aber einen deformierten Kopf und einen Höcker auf dem Rücken.
    Erasco Schulder drückte sich eng gegen eine Hauswand und ging so leise wie möglich weiter. Er war ein großer, zur Fettleibigkeit neigender Mann. Auf dem Handelssektor hatte er als Polier gearbeitet. Er hatte große, fleischige Hände, war aber überaus geschickt.
    Als er sich dem Ding bis auf ungefähr fünfzig Schritte genähert hatte, sah er, daß es sich eine Art Arm wachsen ließ, an dessen Ende sich eine Greifklaue befand. Damit ergriff es den Öffner der Glassittür und bewegte ihn. Gleich darauf war es im Innern von „Raymonds Schneckenhaus" verschwunden und hatte die Tür hinter sich zugezogen.
    Schulder war der kalte Schweiß ausgebrochen. Er bebte vor Angst und Grauen. Er wollte sein Entsetzen hinausschreien, doch er brachte keinen Ton hervor.
    Langsam, Schritt für Schritt ging er weiter.
    In der kleinen Siedlung am Fuß des künstlich geschaffenen Wandergebirges, das 280 Meilen südwestlich von Terrania lag, war es um diese Zeit vollkommen still.
    Etwa hundert Menschen waren von den fünf evakuierten Handelskontoren in Shonaar untergebracht worden, und hier lebten sie seit dem Ende des gerade vergangenen Jahres zusammen mit den anderen Bürgern, die in erster Linie ehemalige Raumfahrer waren.
    Erasco Schulder war schon lange genug in Shonaar, um von den Ereignissen im letzten Oktober gehört zu haben. Wenn man auch davon ausgehen konnte, daß phantasievolle Raumfahrer die ganze Geschichte ausgeschmückt hatten, so mußte doch etwas Wahres daran sein. Ein monströses Geschöpf war in den Wäldern der Abenteuerlandschaft aufgetaucht, und es hatte mehrere Tote gegeben. Eines der Opfer war angeblich Lars Rutger, der damalige Bürgermeister von Shonaar gewesen. Wenn es Augenzeugen des Dramas gegeben hatte, schwiegen sie zu den Vorfällen. Man sprach jedoch davon, daß ein Einsatzkommando aus Terrania mit Reginald Bull an der Spitze dem Spuk damals ein Ende bereitet hatte.
    Schulder, dem der Schock von den Vorgängen auf Arxisto noch in den Gliedern saß, fragte sich bestürzt, ob er erneut in den Strudel einer gefährlichen Entwicklung zu geraten drohte.
    War das Ding, das er beobachtete, von der gleichen Art wie jene Kreatur, um die in Shonaar alle Erzählungen kreisten?
    Er konnte diese beunruhigenden Überlegungen nicht fortsetzen, denn in diesem Augenblick kam der Hund aus „Raymonds Schneckenhaus". Nun sah er noch weniger wie ein Hund aus und auch nicht mehr wie ein menschlicher Gnom.
    Das Ding war eine tropf nasse Masse, die auf Pseudopodien dahintaumelte und eine feuchte Spur auf der trockenen Straße hinterließ. Wäre der Gedanke nicht so absurd gewesen, hätte Schulder geschworen, das Ding sei berauscht.
    Wie unter einem inneren Zwang folgte er ihm, weiterhin dicht an die Hauswände gedrückt. Als er auf der Höhe von „Raymonds Schneckenhaus" ankam, stieg ihm der unverkennbare Duft jenes „Obstwässerchens" in die Nase, das Raymond in seiner Kneipe auszuschenken pflegte. Der Geruch kam nicht aus der Tür, sondern stieg von der Spur auf, die das Ding hinterließ.
    Schulder zweifelte keinen Augenblick daran, daß die Kreatur in einem Anfall blinder Wut einige von Raymonds Flaschen zerbrochen hatte. Dabei hatte sich der Inhalt über das Ding ergossen und offenbar eine verheerende Wirkung erzielt.
    Schulder brachte ein klägliches Grinsen zustande.
    Ein betrunkenes Monster war vielleicht nicht ganz so gefährlich! versuchte er sich Mut zu machen.
    Die ganze Zeit über war er sich der Tatsache bewußt, daß er im Grunde genommen unverantwortlich handelte. Es wäre seine Pflicht gewesen, Alarm zu schlagen und die Siedlung aus dem Schlaf zu reißen. Das Ding mußte gefangengenommen und untersucht werden.
    Plötzlich hörte er Schritte. Er fuhr herum und sah seine Frau am Eingang zur Naupaumgasse
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