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1035 - Sphinx

Titel: 1035 - Sphinx
Autoren: Unbekannt
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Parnatzel. Ein freundlicher und gerechter Mann, gewiß, aber puritanisch. Die Einstellung des Terraners zum Alkohol hatte Parnatzel zu seinen nächtlichen Streifzügen verleitet.
    Nun gut, für einen Menschen war übertriebener Alkoholgenuß sehr schädlich; so gesehen, war Ellmers Haltung verständlich.
    Aber Parnatzel war schließlich kein Mensch - und einem Matten-Willy schadete Alkohol erwiesenermaßen in keiner Weise.
    Parnatzel gelangte in den Park. Der Lärm hinter ihm ebbte ab. Die Verfolgung, mit der Parnatzel rechnete, schien noch nicht begonnen zu haben. Vielleicht hatte Ellmer auch darauf verzichtet, die Beamten der Stadtverwaltung auf Parnatzel zu hetzen.
    Der Matten-Willy hielt einen Augenblick inne. Er hatte überstürzt und unüberlegt gehandelt! erkannte er nun. Warum hatte er sich nicht einfach in den Boden gebohrt und einen Meter unter der Erde abgewartet, bis alles vorüber war? Es war unverzeihlich, so die Nerven zu verlieren.
    Trotzdem würde er nicht zu Ellmer zurückkehren, wenigstens vorläufig nicht. Ellmer sollte ruhig spüren, daß Parnatzel enttäuscht von ihm war.
    Parnatzel malte sich aus, wie Ellmer sich um ihn sorgte und grämte.
    Das geschah diesem neureichen Terraner ganz recht! dachte Parnatzel. War er Ellmer nicht immer ein treuer und zuverlässiger Freund gewesen?
    Parnatzel kroch weiter und genoß es, wieder halbwegs bei Sinnen zu sein. Er hätte jetzt auch einfache Formen nachbilden können, aber es drohte ja keine akute Gefahr.
    In diesem Augenblick sah er das Mädchen.
    Er erstarrte, denn das Bild, das sich seinen Augen bot, war äußerst ungewöhnlich.
    Parnatzel weilte schon lange genug unter Menschen, um sie richtig einschätzen und sich eine Meinung von ihnen bilden zu können. Er kannte ihre Stärken und Schwächen. Ihre Angewohnheiten waren ihm vertraut.
    Das Mädchen lag in einer Furche zwischen zwei Büschen am Boden und schlief. Ein weniger scharfer Beobachter als Parnatzel wäre vielleicht auf den Gedanken gekommen, das Kind sei tot. Es war kalt, und das Mädchen war unbekleidet. Zusammengerollt, als wolle es sich auf diese Weise vor der Kälte schützen, lag es da. Es war mager. Seine Knochen standen hervor. Es war groß und feingliedrig und sehr weiß. Parnatzel schätzte, daß es zehn Jahre alt sein mochte, vielleicht auch ein bißchen älter.
    Wie kommt es nur hierher? fragte er sich.
    Das Mädchen hatte lange, schwarze Haare. Parnatzel näherte sich und betrachtete das Gesicht. Es war das beeindruckendste menschliche Gesicht, das der Matten-Willy je gesehen hatte und das, obwohl die Augen des Mädchens geschlossen waren. Es war eine seltsame, wilde Kraft in diesem Gesicht und Einsamkeit und Melancholie und eine Spur von Gier.
    Eine Zeitlang konnte der Matten-Willy nichts tun, als das Kind zu beobachten. Nur allmählich kam ihm die Fahrlässigkeit seines Tuns zu Bewußtsein - er hätte längst etwas unternehmen müssen, um das Mädchen vor der Kälte der Nacht zu schützen.
    Schuldbewußt glitt er auf das Mädchen zu, machte seinen Körper ganz flach und hüllte das Kind behutsam ein. Er war entsetzt über die Kälte des menschlichen Körpers. Er operierte so vorsichtig, daß er sich wie ein wärmender Mantel um den jungen Menschen schmiegte, ohne ihn aufzuwecken.
    Das Kind lag ganz ruhig, seine Atemzüge waren so rhythmisch wie das starke Klopfen seines Herzens.
    Von Mitleid und Zuneigung übermannt, ließ der Matten-Willy Wärme in den Körper des Kindes strömen.
    Nach einer Weile begann es sich behaglich zu regen. Es streckte und entspannte sich wie unter einer Decke.
    Parnatzel fragte sich, wie das Mädchen reagieren würde, wenn es erwachte und den Extraterrestier sah.
    Es würde nicht erschrecken, dessen war sich Parnatzel gewiß.
    Nach einer Weile öffnete das Kind die Augen.
    Sie waren groß und dunkler als die Nacht.
    So wurde Srimavo gefunden, das Mädchen, das man Sphinx nennen würde.
     
    2.
     
    Als Bürger einer sogenannten „Raumfahrersiedlung" waren die Bewohner von Shonaar den Anblick exotischer Geschöpfe gewöhnt, und in der Regel vermochte sie so schnell nichts von ihren alltäglichen Tätigkeiten abzubringen.
    Das Trio jedoch, das sich am frühen Morgen des 5. Januar 425 NGZ durch die Straßen der kleinen Stadt bewegte und der Stadtverwaltung näherte, erregte allgemeine Aufmerksamkeit - und dies eindeutig wegen dem jüngsten Mitglied der kleinen Gruppe, einem dürren, langhaarigen Mädchen, um dessen Körper viel zu weite Männerkleider
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