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1035 - Sphinx

Titel: 1035 - Sphinx
Autoren: Unbekannt
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auftauchen. Sie hatte nur ihren Mantel übergeworfen und machte einen verstörten Eindruck.
    Schulder winkte ihr heftig zu, um sie zu veranlassen, die Mitte der Straße zu verlassen und sich in den Schutz der Häuser zu begeben, wo sie nicht so schnell entdeckt werden konnte. Juvia reagierte jedoch nicht. Ängstlich blickte Schulder zu dem Ding, aber es schien Juvias Erscheinen nicht bemerkt zu haben. Es floß jetzt mehr dahin als es ging und steuerte dabei einen unverkennbaren Zickzackkurs.
    Schulder brauchte nur einen Blick in das Gesicht seiner Frau zu werfen, um zu erkennen, daß sie die Kreatur nun ebenfalls entdeckt hatte. Sie erreichte ihn, und einen Augenblick klammerten sie sich aneinander.
    „Was ist das?" fragte sie bestürzt.
    „Ich weiß es nicht", antwortete er leise. „Es ist in Raymonds Kneipe eingedrungen und hat dort Flaschen zerbrochen."
    „Wir müssen sofort in der Stadtverwaltung anrufen, Erasco", verlangte sie. „Du weißt, was im vergangenen Herbst in Shonaar passiert ist."
    „Gerüchte", sagte er heftig. „Wir wissen nichts Genaues über diese Geschehnisse."
    „Trotzdem müssen wir die Verantwortlichen warnen", beharrte sie.
    Er nickte langsam.
    „Du gehst jetzt zum Verwaltungsgebäude und versuchst, Bürgermeister Deerno oder einen anderen Beamten zu erreichen. Ich verfolge inzwischen dieses Ding."
    „Nein!" Sie war entsetzt. „Ich werde dich nicht allein lassen."
    „Wenn ich ihm nicht auf den Fersen bleibe, verschwindet es irgendwo, und wir wissen nicht, was es dann alles anrichtet."
    Sie sah ein, daß er recht hatte. Trotzdem zögerte sie, ihn zu verlassen. Er brachte ein aufmunterndes Lächeln zustande.
    „Geh jetzt", drängte er. „Je schneller du zurückkommst, desto besser."
    Sie wandte sich abrupt ab und rannte davon. Schulder nahm die Verfolgung wieder auf, wobei er darauf achtete, daß stets ein sicherer Abstand zwischen ihm und dem merkwürdigen Wesen blieb. Das Ding war nun endgültig zu einer formlosen Masse geworden, zu einer Art dahingleitendem Protoplasmateppich. Obwohl es oft die ganze Breite der Gasse brauchte, um voranzukommen, schien es doch ein Ziel zu haben. Es bewegte sich auf jene Gruppe von Bungalows zu, die den freien Platz am anderen Ende der Naupaumgasse säumten. Jedes dieser Gebäude besaß einen großen, als Garten angelegten Hof. Hinter dieser Häusergruppe begann einer der vielen Parks von Shonaar.
    Auf der Erde schrieb man den 5. Januar 425 NGZ, und Erasco Schulder begann die Kälte der klaren Winternacht zu spüren, die er in seiner Erregung kaum wahrgenommen hatte. Fröstelnd klappte er den Kragen seiner Jacke hoch. Je länger er unterwegs war, desto unwirklicher erschien ihm die Situation. Er hätte sich nicht gewundert, wenn er plötzlich in seinem Bett gelegen und sich alles als ein Alptraum herausgestellt hätte. Und von Alpträumen wurde er heimgesucht, seit das Kontor der Kosmischen Hanse auf Arxisto zerstört worden war.
    Die Behörden hatten ihm in Aussicht gestellt, daß er in absehbarer Zeit nach Arxisto zurückkehren konnte, doch daran glaubte er nicht. Wer das Bombardement aus dem Nichts erlebt hatte, wußte, daß Arxisto verloren war. Schulder hätte auch keinen Wert darauf gelegt, dorthin zurückzukehren, denn er hätte immer mit der Furcht gelebt, daß die unheimlichen Ereignisse sich wiederholen könnten. Inzwischen hatte er einen Antrag auf Versetzung in ein anderes Kontor gestellt. Die Aussichten für eine Bewilligung waren gut, denn die Kosmische Hanse expandierte allmählich über die Grenzen der Milchstraße hinaus und suchte unablässig nach Mitarbeitern für ihre zahlreicher werdenden Stützpunkte.
    Juvia träumte bereits davon, nach Andromeda zu gehen. Schulder wußte, daß dies ein endgültiger Abschied von der Erde gewesen wäre.
    Das Ding, das bis vor kurzem wie die Karikatur eines Hundes ausgesehen hatte, drang nun in den Hof eines Bungalows ein und beanspruchte damit Schulders nachlassende Aufmerksamkeit wieder völlig.
    Der Polier sah, daß die Fenster des Gebäudes beleuchtet waren, offenbar schliefen die Bewohner (oder zumindest einer von ihnen) noch nicht oder waren aus unbekannten Gründen aufgestanden. Schulder zweifelte nicht daran, daß das monströse Geschöpf von dem Licht angelockt wurde. In einer Schreckensvision sah er das Wesen in das Haus eindringen und die Menschen darin angreifen. Er mußte sie warnen, bevor das Unglück geschah.
    Doch das Ding hatte einen beträchtlichen Vorsprung. Es glitt durch
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