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1000 Kuesse sind noch nicht genug

1000 Kuesse sind noch nicht genug

Titel: 1000 Kuesse sind noch nicht genug
Autoren: Alexandra Sellers
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verdienen.
    „Deinen Verstand wirst du behalten”, hatte sie gesagt. „Aber wenn du Kapital aus deinem Aussehen schlagen willst, ist jetzt der richtige Moment dazu.”
    Mit siebzehn war es Tallia wie eine wunderbare Idee erschie nen, und ihre Eltern hatten es ihr auch erlaubt, unter einer Bedingung allerdings: dass sie für zwei Jahre nicht weiter fortging als nach Vancouver. Wenn es ihr nach zwei Jahren gelungen war, sich von ihrem Einkommen als Model zu ernähren, und es nach wie vor ihr Wunsch war, reich und berühmt zu werden, dann konnte sie gehen, wohin sie wollte. Toronto, Hollywood und New York würden warten müssen, bis Tallia älter war als siebzehn.
    Es war das klügste, was ihre Eltern hätten tun können, und ih re beste Verbündete dabei war Tallias Intelligenz. Nach zwei Jahren des Lächelns und Posierens als Natasha Fox - ihrem Alter ergo, in das ihre Agentin sie verwandelt hatte - langweilte Tallia sich zu Tode. Das Geld war ganz nett, aber der Ruhm war ihr eigentlich eher lästig. Mit neunzehn kehrte Tallia an die Universität zurück und zu ihrer ersten Liebe - den angewandten Wissenschaften. Ihre Film-und Fotomodellkarriere war fortan zweitrangig und nichts weiter als ein Nebenjob, von dem sie gut leben konnte, ohne auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen zu sein. Und ihre Einkünfte genügten sogar, um ihre Schwester Bel zu unterstützen, als sie nach Vancouver kam, um dort zu studieren. Das war der Grund, warum Tallia weitermachte.
    Und im Augenblick war sie auch froh darüber, weil das Geld ihr eine gewisse Unabhängigkeit verschaffte, während sie entschied, was sie als nächstes tun sollte.
    Tallia war in erster Linie Erfinderin, und da ihr Aussehen sich dabei oft als störend erwies, empfand sie ihre Schönheit eher als Behinderung denn als Vorteil. Als ziemlich große Behinderung im Moment sogar, weil sie mit der Grund gewesen war, dass sie ihren Forschungsauftrag an der Universität verloren hatte - durch einen Vorgesetzten, der es nicht verschmerzen konnte, dass sie seine sexuellen Annäherungsversuche zurückgewiesen hatte. Nun stand sie vor der Wahl, entweder die Stellung anzunehmen, die ihr in der Entwicklungsabteilung einer großen Firma angeboten worden war, und zu tun, was diese Leute wollten, oder ihre Forschungen irgendwie selbst zu finanzieren und an dem zu arbeiten, was sie interessierte.
    Daher also die Annonce. Aber wie Tallia sehr schnell le rnte, ließen sich sogar geldgierige Multimillionäre von Sex ablenken. Sie hätte ihre gestrige Erfahrung mit dem aufdringlichen Mr.
    Carter auf eine Art beschreiben können, die Bel zum Lachen gebracht hätte, doch es lag echte Verzweiflung in ihrer Stimme, als sie seufzend fragte: „Was soll ich bloß tun, um diesen Leuten klarzumachen, dass ich Verstand besitze?”
    Und Bel, mit dem Pragmatismus, den sie von ihrer Mutter übernommen hatte, erwiderte darauf: „Sie glauben ja gar nicht, dass du keinen Verstand besitzt, Tallia; Sex ist für sie bloß wichtiger. Vielleicht solltest du versuchen, deine Schönheit zu verbergen.”
    „Verbergen? Wie?” konterte Tallia. „Du hast doch gesehen, wie ich gestern Abend zu diesem Termin gegangen bin! Kein Make up, die Haare zusammengebunden und in diesem schlichten Hosenanzug …”
    Bel nickte geistesabwesend. „Marion Brando”, sagte sie.
    Tallia blinzelte verwirrt. „Was?”
    „Hamsterbäckchen. Erinnerst du dich an den alten Film, den wir vor ein paar Monaten von ihm sahen?
    Darin trug er Wattepolster in den Wangen. Der Verzicht aufs Make-up nützt gar nichts. Du musst dich so zurechtmachen, dass du hässlich aussiehst. Ich wette, dass die Visagistin, die dich für ,Northern Nights’ schminkte, dich in eine unscheinbare graue Maus verwandeln könnte.”
    Tallia starrte ihre Schwester an, während die Idee in ihrem Kopf Gestalt annahm. „Bel!” Doch dann winkte sie wieder ab. „Nein, das kann nicht funktionieren. So ein Film ist etwas ganz anderes als die Wirklichkeit.”
    „Ach komm, natürlich klappt es!” rief Bel, die sich allmählich für die Idee erwärmte. „Wir könnten dich in den Glöckner von…”
    Sie brach ab, als das unverkennbare Geräusch von Post, die durch den Schlitz in der Haustür fiel, ertönte und Tallia aufsprang. „Der Postbote!” erklärte sie unnötigerweise und lief zur Tür.
    „Lee!” rief sie dem jungen Mann zu, der inzwischen weitergegangen war. Langsam wandte er sich zu ihr um und lächelte . Männer lächelten immer, wenn sie Tallia sahen,
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