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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Autoren: George R. R. Martin
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seinen Gemächern.
    Die beiden anderen verweilten noch kurz auf den Stufen zum Thronsaal. »Ich setze keine Hoffnung in diese myrischen Bankiers«, sagte Ser Kevan zu seinem Schwiegervater. »Am besten bereitet Ihr Euch darauf vor, nach Braavos zu reisen.«
    Ser Harys sah bei dieser Aussicht gar nicht glücklich aus. »Wenn es sein muss. Aber ich wiederhole: Diesen Ärger habe nicht ich uns eingebrockt.«
    »Nein. Cersei hat entschieden, dass die Eiserne Bank auf das warten kann, was ihr zusteht. Soll ich sie nach Braavos schicken?«
    Ser Harys blinzelte. »Ihre Gnaden … das … das …«
    Ser Kevan rettete ihn. »Das war ein Scherz. Und ein schlechter dazu. Geht und sucht Euch einen warmen Platz am Feuer. Ich beabsichtige, das ebenfalls zu tun.« Er zog sich seine Handschuhe an und machte sich auf, wobei er sich bei seinem Gang über den Hof stark gegen den Wind stemmen musste. Sein Mantel knatterte und flatterte hinter ihm her.
    Der trockene Burggraben um Maegors Feste war einen Meter hoch mit Schnee gefüllt, und die Eisenspieße darin glitzerten eisig. Maegors Feste konnte man nur über die Zugbrücke verlassen, die den Graben überspannte. Stets war am anderen Ende ein Ritter der Königsgarde postiert. Heute Nacht fiel diese Pflicht Ser Meryn Trant zu. Da Balon Swann den abtrünnigen Ritter Dunkelstern unten in Dorne jagte, Loras Tyrell schwer verwundet auf Dragonstone lag und Jaime in den Flusslanden verschollen war, blieben in King’s Landing nur vier Angehörige der Weißen Schwerter, und Ser Kevan hatte Osmund Kettleblack (und seinen Bruder Osfryd) in den Kerker geworfen, nachdem Cersei gebeichtet hatte, beide Männer zu Geliebten genommen zu haben. Es blieben also nur Trant, der schwächliche Boros Blount und Qyburns stummes Ungeheuer Robert Kraft, um den jungen König und die königliche Familie zu beschützen.
    Ich muss ein paar neue Schwerter für die Königsgarde finden. Tommen brauchte sieben gute Ritter um sich. Früher hatte man sein Leben lang in der Königsgarde gedient, doch das hatte Joffrey nicht daran gehindert, Ser Barristan Selmy zu entlassen, um Platz für seinen Hund Sandor Clegane zu schaffen. Kevan könnte sich diesen Präzedenzfall zu Nutze machen. Vielleicht kann ich Lancel in einen weißen Mantel stecken, überlegte er. Das bedeutet mehr Ehre, als er sich bei den Söhnen des Kriegers je erhoffen kann.
    Kevan Lannister hängte seinen durchnässten Mantel in seinem Solar auf, zog sich die Stiefel aus und befahl seinem Diener, neues Holz für das Feuer zu holen. »Ein Becher Gewürzwein wäre ebenfalls angenehm«, sagte er, als er sich am Kamin niederließ. »Kümmere dich darum.«
    Bald taute ihn das Feuer auf, und der Wein wärmte ihn von innen. Außerdem wurde er schläfrig, daher wagte er es nicht, einen zweiten Becher zu trinken. Sein Tagwerk war noch längst nicht erledigt. Er hatte Berichte zu lesen und Briefe zu schreiben. Und ich muss mit Cersei und dem König essen. Seine Nichte benahm sich seit ihrem Bußgang zahm und unterwürfig, den Göttern sei Dank. Die Novizen, die ihr aufwarteten, berichteten, sie verbringe ein Drittel ihrer wachen Stunden mit ihrem Sohn, ein Drittel im Gebet und den Rest in der Badewanne. Sie badete vier oder fünf Mal am Tag, schrubbte sich mit Pferdehaarbürsten und scharfer Seife ab, als wolle sie sich die Haut abschaben.
    Diesen Makel wird sie nicht abwaschen können, gleichgültig, wie kräftig sie bürstet. Ser Kevan erinnerte sich an das Mädchen, das sie einmal gewesen war, so voller Leben und Schabernack. Und als sie erblüht war, ahhhh … hatte man je eine Jungfrau gesehen, die so schön anzuschauen war? Wenn Aerys einverstanden gewesen wäre, sie mit Rhaegar zu verheiraten, wie viele Menschen wären dann heute noch am Leben? Cersei hätte dem Prinzen die Söhne geschenkt, die er haben wollte, Löwen mit violetten Augen und Silbermähnen … und mit einer solchen Gemahlin hätte Rhaegar Lyanna Stark keines zweiten Blicks gewürdigt. Das Nordmädchen war eine wilde Schönheit gewesen, wie er sich erinnerte, doch eine Fackel mochte noch so hell brennen, mit der aufgehenden Sonne konnte sie sich nicht messen.
    Aber es brachte nichts, über verlorene Schlachten zu brüten, über Wege, die niemand eingeschlagen hatte. Das war das Laster alter, verbrauchter Männer. Rhaegar hatte Elia von Dorne geheiratet, Lyanna Stark war gestorben, Robert Baratheon hatte Cersei zur Braut genommen, und jetzt waren sie hier. Und heute Nacht würde sein eigener
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