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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Autoren: George R. R. Martin
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antwortete der Ritter, obwohl man ihm ansah, dass ihm diese Antwort wenig behagte. »Wir haben ihn im ganzen Roten Bergfried gehört.«
    »Bereitet Euch das Ungemach, Ser?«, fragte Lady Nym. Sie trug ein Kleid aus gelber Seide, die so rein und fein war, dass das Kerzenlicht hindurchschien und das gesponnene Gold und die Edelsteine darunter enthüllte. Das Gewand war so unanständig, dass es dem weißen Ritter unangenehm zu sein schien, sie anzusehen, doch Hotah gefiel es. Nymeria war am wenigsten gefährlich, wenn sie fast nackt war. Sonst hatte sie mit Sicherheit ein Dutzend Klingen an ihrem Leib versteckt. »Ser Gregor war eine blutige Bestie, da sind sich alle Männer einig. Wenn es je ein Mann verdient hatte zu leiden, dann er.«
    »Das mag sein, wie es will, Mylady«, erwiderte Balon Swann, »doch Ser Gregor war ein Ritter, und ein Ritter sollte mit dem Schwert in der Hand sterben. Gift ist eine widerliche, schmutzige Art zu töten.«
    Darüber musste Lady Tyene lächeln. Ihr Kleid war cremefarben und grün und hatte lange Ärmel aus Spitze, und sie wirkte so bescheiden und so unschuldig, dass man sie für die keuscheste Jungfrau der Welt halten konnte. Areo Hotah wusste es besser. Ihre sanften, bleichen Hände waren genauso tödlich wie Obaras schwielige, wenn nicht sogar noch tödlicher. Er beobachtete sie genau und ließ sich selbst die kleinste Bewegung ihrer Finger nicht entgehen.
    Fürst Doran runzelte die Stirn. »Das stimmt wohl, Ser Balon, aber auch Lady Nym hat recht. Falls es je ein Mann verdient hat, schreiend zu sterben, dann Gregor Clegane. Er hat meine liebe Schwester abgeschlachtet und den Kopf ihres kleinen Jungen an die Wand geschlagen. Ich bete nur, dass er jetzt in einer der Höllen brennt und dass Elia und ihre Kinder Frieden gefunden haben. Das ist die Gerechtigkeit, nach der Dorne gehungert hat. Und es freut mich, dass ich lange genug leben durfte, um ihren Geschmack noch zu kosten. Es hat lange gedauert, aber letzten Endes haben die Lannisters ihre Prahlerei wahr gemacht und diese alte Blutschuld getilgt.«
    Der Fürst überließ es Ricasso, seinem blinden Seneschall, sich zu erheben und den Trinkspruch auszubringen. »Lords und Ladys, lasst uns nun alle trinken auf Tommen, den Ersten Seines Namens, König der Andalen, der Rhoynar und der Ersten Menschen und Herrn der Sieben Königslande.«
    Während der Seneschall sprach, gingen die Diener zwischen den Gästen umher und füllten die Becher aus den Karaffen, die sie bei sich trugen. Es war dornischer Starkwein, dunkel wie Blut und süß wie Rache. Der Hauptmann trank nicht davon. Auf Festen gestattete er sich keinen Tropfen. Und auch der Fürst verzichtete. Er hatte seinen eigenen Wein, der von Maester Myles zubereitet wurde und mit Mohnblumensaft versetzt war, um den Schmerz in den geschwollenen Gelenken zu lindern.
    Der weiße Ritter trank, wenn auch nur aus Höflichkeit. Seine Gefährten folgten dem Beispiel. Und ebenso Prinzessin Arianne, Lady Jordayne, der Lord von Godsgrace, der Ritter vom Lemonwood, die Lady von Ghost Hill … sogar Ellaria Sand, Prinz Oberyns geliebte Mätresse, die mit ihm in King’s Landing gewesen war, als er starb. Hotah achtete mehr auf jene, die nicht tranken: Ser Daemon Sand, Lord Tremond Gargalen, die Fowler-Zwillinge, Dagos Manwoody, die Ullers von Hellholt, die Wyls vom Knochenweg. Wenn es Ärger gibt, könnte er bei einem von denen anfangen. Dorne war ein zorniges, zerrüttetes Land, und Fürst Doran hatte es längst nicht so fest im Griff, wie er sollte. Viele seiner eigenen Lords hielten ihn für schwach und hätten einen offenen Krieg mit den Lannisters und dem Kindkönig auf dem Eisernen Thron bevorzugt.
    Anführer unter diesen Stimmen waren die Sandschlangen, die Bastardtöchter von Oberyn, dem verstorbenen Bruder des Fürsten, der Roten Viper, und drei von ihnen nahmen am Fest teil. Doran Martell war so weise, wie ein Fürst nur sein konnte, und es oblag dem Hauptmann seiner Wache nicht, seine Entscheidungen in Frage zu stellen, doch Areo Hotah fragte sich, warum er sich entschlossen hatte, die Damen Obara, Nymeria und Tyene aus ihren einsamen Zellen im Speerturm zu entlassen.
    Tyene lehnte Ricassos Trinkspruch mit einem Murmeln ab, Lady Nym mit einer schnellen Handbewegung. Obara ließ sich den Kelch bis zum Rand füllen, kippte ihn dann um und vergoss den roten Wein auf dem Boden. Als eine Magd sich hinkniete, um den Wein aufzuwischen, verließ Obara die Halle. Einen Moment später
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