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Knall auf Fall

Knall auf Fall

Titel: Knall auf Fall
Autoren: Jill Shalvis
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1. KAPITEL
    Während Suzanne Carter draußen auf der Treppe saß und in der Zeitung die Anzeigen der zu vermietenden Apartments durchsah, dachte sie an ihren letzten Kontoauszug. So sehr sie auch hin und her rechnete, sie kam immer wieder zu demselben Schluss: Sie war so gut wie pleite.
    Sie konnte von Glück sagen, wenn sie überhaupt ein Dach über dem Kopf bekäme, an fließend warmes Wasser oder sogar ein Bad mit Wanne durfte sie gar nicht erst denken.
    Trotzdem konnte es nur besser werden, denn im Moment hatte sie rein gar nichts. Als sie vorhin von der Arbeit nach Hause gekommen war, hatte sie ihre gesamte Habe vor der Eingangstür des Apartments vorgefunden, das sie zusammen mit ihrem Verlobten bewohnte. Im ersten Moment hatte sie gedacht, das Ganze sei nur ein Scherz.
    Aber dann hatte ihr Schlüssel nicht mehr ins Schloss gepasst, und sie hatte gemerkt, dass ihre Lage keineswegs zum Lachen war.
    Auf jeden Fall wusste sie jetzt mit absoluter Sicherheit, dass sie für dauerhafte Beziehungen nicht geeignet war. Sie hätte gern ihren Exverlobten, von denen es mittlerweile drei gab, die Schuld am Scheitern der Beziehungen gegeben, aber das wäre nicht fair gewesen. Offenbar gelang es ihr mühelos, einen Mann von Grund auf zu ändern. Suzanne hatte Tim letztendlich so weit gebracht, dass ihm jeden Abend die Tränen in den Augen standen. Immer wieder hatte er sie angefleht, sich ihm gegenüber zu öffnen und mit ihm über ihre Gefühle zu reden. Es war ihr etwas peinlich gewesen, denn eigentlich mochte sie keine Männer, die weinten.
    Allerdings hatte Tim ihre Beziehung auch nicht gerade zu retten versucht. Zumindest hatte sie ihn beim Sex mit der Putzfrau ertappt. Im Stehen an der Wohnungstür. Doch daran gab er wiederum Suzanne die Schuld, weil sie ihm durch ihre Verschlossenheit das Herz gebrochen hätte. Er hatte allen Ernstes behauptet, er habe diese Entspannung gebraucht.
    Diese letzte katastrophal gescheiterte Beziehung bestärkte sie jedenfalls in ihrer Meinung, dass sie verflucht war und den Männern nur Unglück brachte. Und sie schwor sich, von nun an auf alle Männer zu verzichten, um sie vor ihr zu bewahren. Schade nur, dass niemand sie vor ihrer Wohnungssuche bewahren konnte. Vielleicht hätte sie ja um das Apartment kämpfen sollen, aber wenn sie ehrlich war, wollte sie dort auch gar nicht mehr wohnen. Seufzend nahm sie den Rotstift und kreiste das billigste Angebot ein. In Gedanken hörte sie bereits die vorwurfsvolle Stimme ihrer Mutter. Ja, Mom, dachte sie, ich bin jetzt auf dem besten Weg, vernünftig zu werden.
    Alle sagten, Suzanne müsse mehr den Tatsachen ins Auge sehen. Alle, außer ihrem Vater. Von ihm hatte sie diese Unvernunft geerbt. Das behauptete zumindest ihre Mutter.
    “Billig, billig, billig”, hieß es in der Anzeige für ein Einzimmerapartment mit Bad. Das klang für Suzanne nicht schlecht, denn sie hatte momentan keine Bleibe, keine Ersparnisse, und als Küchenchef verdiente sie nicht gerade ein Vermögen. Ich muss dieses Apartment haben, dachte sie entschlossen, als sie wenig später in ihren Wagen stieg und losfuhr.
    Es war Montagnachmittag, und das South Village brummte vor Leben. Suzanne konnte sich noch gut daran erinnern, dass dieses Viertel am Rand von Los Angeles in ihrer Kindheit verwahrlost und verarmt gewesen war. Doch dann waren die alten Gebäude renoviert worden, und mittlerweile war das Viertel sehr beliebt. Hier wohnten Menschen der unterschiedlichsten Herkunft, und täglich strömten Touristen durch die belebten, bunten Straßen.
    Die Szene traf sich in den angesagten Cafés und Restaurants, immer mehr Galerien und Ateliers wurden eröffnet, es gab originelle kleine Läden mit exotischen Waren. Und alles war darauf ausgerichtet, die jungen erfolgreichen Singles in ihren BMWs anzulocken.
    Der Motor von Suzannes altem Auto begann zu stottern, als sie vor der angegebenen Adresse hielt und neugierig aus dem Fenster blickte. Schließlich drehte sie den Zündschlüssel herum und stieg aus, um das Haus genauer in Augenschein zu nehmen. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte nichts anderes als ein altes schäbiges Gebäude darin erkennen.
    Die Erker, Balkone und Sprossenfenster hatten früher bestimmt einmal reizend ausgesehen, doch jetzt musste man entweder viel Geld für Renovierung hineinstecken oder das ganze Ding einfach abreißen.
    Andererseits lag das Haus im South Village, und so war es von bildschönen, makellos renovierten anderen Häusern umgeben.
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