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Knall auf Fall

Knall auf Fall

Titel: Knall auf Fall
Autoren: Jill Shalvis
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heiße Wasser aufgebraucht war.
    Erst als er den Hahn abgestellt hatte und die Kabinentür öffnete, fiel ihm auf, dass weit und breit kein Handtuch zu sehen war. “Angel!”
    “Ich weiß, ich weiß, ich habe das letzte saubere Handtuch genommen.” Ein Kichern erklang vor der Badezimmertür. “Tut mir leid.”
    Na wunderbar! Ihr tat es leid, und er war splitternackt. Ihm wurde allmählich kalt.
    Ein kräftiger Wind fuhr ums Haus, drang durch alle Ritzen und erinnerte ihn daran, was er bei den Hausbesitzern anrichten konnte, die nicht auf seinen Ratschlag hörten, die alten, morschen Bäume vor ihren Grundstücken fällen oder wenigstens absichern zu lassen. Doch dann schob er diesen Gedanken weit von sich. Jetzt wollte er nur noch essen und anschließend schlafen. Mindestens ein Jahr lang. Da nicht damit zu rechnen war, dass ein Handtuch aus dem Nichts auftauchte, streifte er sich die Wassertropfen so gut es ging vom Körper und stieg in die Jeans. Der Stoff klebte ihm an der nassen Haut.
    Kaum war er aus dem Bad, erklang Angels Stimme von der Küche her. “Dein Kühlschrank ist leer, aber ich habe eine Dose mit Suppe gefunden. Die habe ich für dich warm gemacht.”
    Den Kühlschrank hatte sie selbst zusammen mit ihren Studienkollegen während des gemeinsamen Lernens gestern geplündert. Doch als Ryan in die Küche kam und seine Schwester ihn so lieb anlächelte, behielt er diesen Vorwurf für sich.
    “Ich weiß, ich bin eine Plage, und bestimmt kommst du nur schwer damit klar, dass deine kleine Schwester dir die Wohnung durcheinanderbringt.” Angels Stimme klang sanft, während sie Ryan dabei zusah, wie er sich an den Tisch setzte und den Teller Suppe zu sich zog. “Aber Russ und Rafe sind solche Ferkel. In ihrer Wohnung ertrage ich es einfach nicht.”
    Ihre beiden Brüder lebten tatsächlich im Chaos, und so nickte Ryan nur, während er aß. Er stand kurz vor dem Hungertod, und dagegen reichte die Suppe sicher nicht aus. Hoffentlich fand er noch etwas anderes Essbares irgendwo in einem der Schränke.
    “Am Wochenende hat Lana ihr Apartment endlich fertig, und dann kann ich bei ihr einziehen”, verkündete Angel.
    Ryan legte den Löffel hin und sah seine Schwester an. Sie war zwar schon achtzehn, aber er hatte sie praktisch großgezogen, und er konnte sich noch nicht an den Gedanken gewöhnen, dass sie erwachsen war. Er hatte ihr das Lesen beigebracht, wie man einen Baseball schlug, und er war mit ihr auf dem Verkehrsübungsplatz gewesen. Sollte er wirklich zulassen, dass dieses Mädchen zu Lana zog? Lana nahm das Leben etwas zu leicht, hatte ein loses Mundwerk und scheute vor keinem Schimpfwort zurück. “Ich dachte, Lana wohnt mit ihrem Freund zusammen”, sagte er vorsichtig, obwohl er Angel am liebsten verboten hätte, dort einzuziehen.
    “Den hat sie rausgeworfen.”
    Ryan sehnte sich zwar danach, in seinen eigenen vier Wänden endlich einmal seine Ruhe zu haben, aber was nützten ihm saubere Handtücher und ein gefüllter Kühlschrank, wenn er vor Grübeleien nachts nicht schlafen konnte? “Wirklich?”
    “Wirklich.” Spontan kam Angel zu ihm, umarmte ihn von hinten und schmiegte ihre Wange an seine. “Du bist süß, wenn du dir Sorgen machst. Ich hab dich lieb, Ryan.”
    Er stöhnte auf. “Oh nein, nicht auf diese Tour! Was willst du von mir?”
    Angel lachte auf. “Zur Abwechslung mal gar nichts.”
    Ryan verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich zu dem einzigen weiblichen Wesen um, das ihn immer wieder um den kleinen Finger wickeln konnte. “Ganz bestimmt nichts? Oder willst du es mir bloß noch nicht verraten?”
    “Ganz bestimmt nichts.” Sie lächelte fast nachsichtig. “Du machst dir um uns drei viel zu viele Gedanken.”
    Das war eine Frage der Gewohnheit. Ryans Eltern hatten ihn bekommen, als sie selbst fast noch Kinder waren. Den “besten Unfall meines Lebens” hatte seine Mutter ihn immer genannt. Es hatte Jahre gedauert, bis die beiden sich eine eigene Existenz aufgebaut hatten, und so war Ryan schon dreizehn Jahre alt gewesen, als er Geschwister bekam.
    Seine Eltern waren überglücklich über ihre vier Kinder gewesen, doch dann kamen sie vor sieben Jahren bei einem Autounfall ums Leben. Mit fünfundzwanzig war es von da an Ryans Aufgabe gewesen, seine elfjährige Schwester Angel und die zwölfjährigen Zwillinge Russ und Rafe großzuziehen. Und leicht hatten die drei es ihm wirklich nicht gemacht.
    “Wir sind keine armen kleinen Waisenkinder mehr”, rief
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