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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Autoren: George R. R. Martin
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Vor ihrem Gang hätte sie ihre Glatze mit einer goldenen Krone zur Schau gestellt. » Kommt, setzt Euch«, sagte sie. »Möchtet Ihr Wein?«
    »Einen Becher.« Er setzte sich, blieb aber misstrauisch.
    Eine sommersprossige Novizin füllte ihnen die Becher mit heißem Gewürzwein. »Tommen hat mir erzählt, Lord Tyrell wolle den Turm der Hand wieder aufbauen«, sagte Cersei.
    Ser Kevan nickte. »Der neue Turm wird doppelt so groß sein wie der alte, den du niedergebrannt hast, meint er.«
    Cersei lachte rau. »Lange Lanzen, hohe Türme … will Lord Tyrell damit irgendetwas andeuten?«
    Das entlockte ihm ein Lächeln. Es ist gut, dass sie noch weiß, wie man lacht. Als er sie fragte, ob sie etwas brauche, sagte die Königin: »Ich bin gut versorgt. Die Mädchen sind süß, und die guten Septas sorgen dafür, dass ich meine Gebete spreche. Aber sobald meine Unschuld bewiesen ist, wäre es schön, wenn Taena Merryweather mir wieder als Hofdame dienen könnte. Sie könnte ihren Sohn mit an den Hof bringen. Tommen braucht andere Jungen um sich, Freunde von adliger Geburt.«
    Es war eine bescheidene Bitte. Ser Kevan sah keinen Grund, sie abzuschlagen. Er könnte den Merryweather-Jungen als Mündel zu sich nehmen, während Lady Taena seine Nicht nach Casterly Rock zurückbegleitete. »Ich werde nach dem Prozess nach ihr schicken«, versprach er.
    Das Essen begann mit einer Suppe aus Rindfleisch und Gerste, auf die Wachtel und ein fast ein Meter langer Hecht folgten, dazu Rüben, Pilze und viel heißes Brot und Butter. Ser Boros probierte alle Speisen, ehe sie dem König aufgetischt wurden. Eine demütigende Pflicht für einen Ritter der Königsgarde, aber vielleicht alles, wozu Blount dieser Tage noch in der Lage war … und überaus weise, wenn man bedachte, auf welche Weise Tommens Bruder gestorben war.
    Der König wirkte glücklicher, als Kevan Lannister ihn seit langer Zeit gesehen hatte. Von der Suppe bis zur Süßspeise plapperte Tommen über die Heldentaten seiner Kätzchen, die er immer wieder mit kleinen Stückchen Hecht von seinem königlichen Teller fütterte. »Der böse Kater war letzte Nacht vor meinem Fenster«, berichtete er Kevan, »aber Ser Sprung hat ihn angefaucht, und da ist er über die Dächer davongelaufen.«
    »Der böse Kater?«, hakte Ser Kevan belustigt nach. Was für ein süßer Junge.
    » Ein alter schwarzer Kater mit einem abgerissenen Ohr«, erklärte Cersei. »Ein schmutziges Vieh mit schlechtem Wesen. Einmal hat er Joff die Hand aufgekratzt.« Sie verzog das Gesicht. »Katzen halten die Ratten klein, ich weiß, aber diese … Es heißt, er habe sogar schon die Raben im Schlag angegriffen.«
    »Ich werde die Rattenfänger bitten, eine Falle für ihn aufzustellen.« Ser Kevan konnte sich nicht erinnern, seine Nichte je so ruhig erlebt zu haben, so unterwürfig und so sittsam. So ist es am besten, dachte er. Aber es machte ihn auch traurig. Ihr Feuer ist erloschen, dabei brannte es doch immer so hell. » Du hast gar nicht nach deinem Bruder gefragt«, stellte er fest, während sie auf den Sahnekuchen warteten. Sahnekuchen aß der König am liebsten.
    Cersei hob das Kinn, ihre grünen Augen glänzten im Kerzenschein. »Jaime? Habt Ihr Nachrichten von ihm?«
    »Nein. Cersei, du musst dich vielleicht darauf gefasst machen …«
    »Wenn er tot wäre, wüsste ich es. Wir sind zusammen in diese Welt gekommen, Onkel. Er würde sie nicht ohne mich verlassen.« Sie trank einen Schluck Wein. »Tyrion kann gehen, wann immer er möchte. Über ihn habt Ihr sicherlich auch keine Nachrichten, nehme ich an.«
    »In letzter Zeit hat niemand mehr versucht, uns einen Zwergenkopf zu verkaufen, nein.«
    Sie nickte. »Onkel, darf ich Euch eine Frage stellen.«
    »Immer nur heraus damit.«
    »Eure Gemahlin … Wollt Ihr sie an den Hof holen?«
    »Nein.« Dorna war eine sanfte Seele, die sich nicht wohl fühlte, wenn sie nicht zu Hause im Kreise ihrer Familie und ihrer Freunde war. Sie hatte ihre Kinder gut erzogen und träumte von Enkeln, sie betete siebenmal am Tag und liebte das Nähen und die Blumen. In King’s Landing würde sie so glücklich sein wie Tommens Kätzchen in einer Schlangengrube. »Meine Hohe Gemahlin reist nicht gern. Lannisport ist ihr Platz.«
    »Eine weise Frau kennt ihren Platz.«
    Der Ton gefiel ihm nicht. »Sag, was du sagen willst.«
    »Ich dachte, das hätte ich.« Cersei hielt ihren Becher hoch. Das sommersprossige Mädchen füllte nach. Der Sahnekuchen wurde gebracht, und das Gespräch
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