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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Autoren: George R. R. Martin
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Valyrern errichtet worden, und all ihre Werke stanken nach Zauberei. Ser Loras war jung und anfällig für die übereilten Entscheidungen der Jugend, und außerdem war er beim Sturm auf die Burg schwer verwundet worden. Aber es würde nichts bringen, Tyrell die Fehlbarkeit seines Lieblingssohnes vor Augen zu halten. »Falls es Reichtümer auf Dragonstone gab, hätte Stannis sie gefunden«, verkündete er. »Lasst uns fortfahren, Mylords. Wir haben zwei Königinnen wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen, wie Ihr Euch gewiss entsinnen werdet. Meine Nichte hat sich, wie sie mir mitteilt, für einen gerichtlichen Zweikampf entschieden. Ser Robert Kraft wird für sie eintreten.«
    »Der schweigende Riese.« Lord Randyll verzog das Gesicht.
    »Sagt mir, Ser, woher stammt dieser Mann eigentlich?«, wollte Mace Tyrell wissen. »Warum haben wir seinen Namen noch nie zuvor gehört? Er spricht nicht, er zeigt sein Gesicht nicht, und ohne Rüstung hat man ihn noch nie gesehen. Können wir überhaupt sicher sein, dass er ein Ritter ist?«
    Wir wissen nicht einmal, ob er lebt. Meryn Trant behauptete, Kraft nehme weder Essen noch Trinken zu sich, und Boros Blount ging so weit zu behaupten, er habe den Mann noch nie den Abtritt benutzen sehen. Wozu auch? Tote scheißen nicht. Kevan Lannister hatte einen starken Verdacht, wer dieser Ser Robert unter der glänzenden weißen Rüstung in Wirklichkeit war. Einen Verdacht, den Mace Tyrell und Randyll Tarly ohne Zweifel teilten. Welches Gesicht sich auch unter Krafts Helm verbergen mochte, für den Augenblick musste es unsichtbar bleiben. Der schweigende Riese war die einzige Hoffnung seiner Nichte. Wollen wir hoffen, dass er tatsächlich so stark ist, wie er aussieht.
    Doch Mace Tyrell schien nicht in der Lage zu sein, über die Bedrohung seiner eigenen Tochter hinauszublicken. »Seine Gnaden hat Ser Robert in die Königsgarde aufgenommen«, erinnerte Ser Kevan ihn, »und Qyburn verbürgt sich ebenfalls für den Mann. Mag das sein, wie es will, Ser Robert muss gewinnen. Falls meine Nichte des Hochverrats für schuldig befunden wird, wird die Ehelichkeit ihrer Kinder in Frage gestellt werden. Und wenn Tommen kein König mehr ist, wird Margaery auch keine Königin mehr sein.« Er ließ Tyrell einen Augenblick Zeit, das zu verdauen. »Was immer Cersei getan haben mag, sie ist eine Tochter des Steins, von meinem eigenen Blut. Ich werde sie nicht den Tod eines Verräters sterben lassen, aber ich habe ihr die Krallen gestutzt. All ihre Wachen wurden entlassen und durch meine eigenen Männer ersetzt. Anstelle ihrer früheren Hofdamen werden ihr in Zukunft eine Septa und drei Novizinnen aufwarten, die vom Hohen Septon ausgesucht werden. Bei der Regierung des Reiches hat sie keine Stimme mehr, und auch nicht, was Tommens Erziehung angeht. Ich beabsichtige, sie nach dem Prozess nach Casterly Rock zurückzuschicken, und werde dafür Sorge tragen, dass sie auch dort bleibt. Das sollte genügen.«
    Der Rest blieb unausgesprochen. Cersei war verdorbene Ware, sie hatte ihre Macht verloren. Jeder Bäckerjunge und Bettler in der Stadt hatten sie in ihrer Schande gesehen, und jede Hure und jeder Gerber von Flea Bottom bis zum Pisswassergraben hatte sie in ihrer Nacktheit angeglotzt, hatte mit den Augen ihre Brüste und ihren Bauch und ihre Weiblichkeit ver-
schlungen. Keine Königin konnte erwarten, danach jemals wieder zu regieren. In Gold und Seide und Smaragden war Cersei eine Königin gewesen, fast sogar eine Göttin; nackt war sie bloß ein Mensch, eine alternde Frau mit Schwangerschaftsstreifen auf dem Bauch und dazu Brüsten, die langsam zu hängen begannen … worauf die zänkischen Weiber in der Menge ihre Männer und Geliebten nur allzu gern hingewiesen hatten. Lieber in Schande leben als stolz zu sterben, sagte sich Ser Kevan. »Meine Nichte wird kein Unheil mehr stiften«, versprach er. »Darauf habt Ihr mein Wort, Mylord.«
    Tyrell nickte mürrisch. »Wie Ihr sagt. Meine Margaery bevorzugt einen Prozess durch den Glauben, damit das ganze Reich von ihrer Unschuld erfährt.«
    Wenn Eure Tochter so unschuldig ist, wie Ihr uns glauben machen wollt, warum braucht Ihr dann Euer Heer in der Stadt, wenn sie sich ihren Anklägern stellt?, hätte Ser Kevan gern gefragt. »Bald, wie ich hoffe«, sagte er stattdessen, ehe er sich an Großmaester Pycelle wandte. »Gibt es noch etwas?«
    Der Großmaester sah in seine Papiere. »Wir sollten uns um das Erbe von Rosby kümmern. Sechs Ansprüche wurden
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