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1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi

1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi

Titel: 1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Autoren: Stefanie Ross
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gehört.« Matthias sah ihn abwartend an.
    »Ich hätte …«
    Weiter kam er nicht.
    »… dich aufs Dienstliche beschränkt. Eben, sag ich doch. Genau wie bei uns in den letzten Jahren. Jetzt kann ich dich in Ruhe davon überzeugen, dass du dir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen solltest.«
    Darauf konnte Sven verzichten. Wenn Matthias sich in ein Thema verbiss, besaß er die Geduld eines Terriers. Er ignorierte die unverblümten Vorwürfe. »Da gibt es nur ein kleines Problem. Wir haben weder Namen noch Anschrift der beiden.«
    »Wir haben das Autokennzeichen und die Fahrerin wird wohl wissen, warum sie sich über Kranz geärgert hat und wie ihre Freundin heißt. Nun sag nicht, du hast nicht darauf geachtet?«
    »Nun ja, um ehrlich zu sein …«
    »Gut, dass du mich hast.« Matthias legte ihm eine Hand auf die Schulter, aber Sven schnaubte nur. Seinem Freund stand die Zufriedenheit förmlich auf die Stirn geschrieben, während in ihm die Zweifel wuchsen. Er hatte es in den letzten Jahren nicht einmal riskiert, den Kontakt zu Matthias aufrechtzuhalten. Sicher, die Frau hatte etwas an sich gehabt. Aber ein Kind? Nachdem er gerade gelernt hatte, mit seiner Vergangenheit zu leben? Als Matthias zur nächsten Bemerkung ansetzte, hob Sven warnend die Hand. »Es reicht. Ich könnte dich eh schon …«
    »Küssen?«, schlug Matthias vor. »Das ist nicht erforderlich, noch nicht. Ich wollte dir nur das Ergebnis der Halterabfrage mitteilen.«
    Halterabfrage? Der Gedanke an die Unbekannte hatte ihn derart abgelenkt, dass er das Gespräch mit der Leitstelle nicht mitbekommen hatte. »Ich dachte an erwürgen. Schön langsam, damit ich möglichst viel davon habe.«
    Matthias grinste ihn an. »Bei deiner Ausbildung hätte ich keine Chance gegen dich. Das wäre unfair, und das bist du nie gewesen.« Das Grinsen seines Freundes bekam eine boshafte Note. »Genauso wenig wie feige. Oder hast du dich so verändert? Also, die vermutliche Fahrerin heißt Alexandra Groß, und es liegt nichts gegen sie vor.«
    Kranz’ Arbeitsstätte befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Hamburger Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank. Matthias verzog den Mund. »Das reinste Bankenviertel im Miniaturformat. Auf der anderen Seite der Trostbrücke findest du die Commerzbank, da drüben, das dunkle, hässliche Teil gehört zur Deutschen Bank, und in dem Ding an der Ecke zum Rödingsmarkt war ein Teil der Hamburger Sparkasse, bis sie in die City Süd ausgewandert ist.«
    Sven ignorierte Matthias’ Auftritt als Stadtführer und parkte direkt vor der Zentrale der Hamburger Bank im Halteverbot, befestigte das magnetische Blaulicht auf dem Dach und warf ein Schild mit der Aufschrift »Polizei Hamburg« auf das Armaturenbrett. Matthias verfolgte seine Aktionen mit hochgezogener Augenbraue.
    »Du weißt, dass …«
    Sven fehlte die Geduld für einen Vortrag über Vorschriften.
    »Wenn du Wert auf einen richtigen Parkplatz legst, kannst du eine Parklücke suchen.«
    Das war zu dieser Tageszeit zwischen Willy-Brandt-Straße und der Grenze zur Speicherstadt ein aussichtsloses Unterfangen.
    »Schon gut, ich sag nichts mehr.«
    »Gut. Ich schlage vor, dass wir uns trennen. Ich knöpfe mir Kranz vor, und du hörst dich bei den Mitarbeitern um, vielleicht schnappst du etwas Brauchbares auf. Ich rufe dich an, wenn ich mit Kranz fertig bin.«
    »Einverstanden, ich lege keinen gesteigerten Wert darauf, den Kerl zu treffen. Am besten versuche ich mein Glück in der Cafeteria, sofern es eine gibt.«
    »Klar, wo auch sonst. Ich bin sicher, dass du etwas Essbares auftreiben wirst.«
    Mit einem Anflug von Neid sah Sven Matthias nach. Seinem Freund fiel es leicht, auf andere Menschen zuzugehen. Er kam schnell mit jedem ins Gespräch und hatte in der Vergangenheit so häufig Dinge erfahren, die ihnen den entscheidenden Durchbruch verschafft hatten. Mittlerweile hatte sich sein Äußeres diesem Charakterzug angepasst. Mit dem deutlichen Bauchansatz,dem dunkelblonden Vollbart und den freundlichen braunen Augen erinnerte er an einen gemütlichen Teddybären. Aber Sven wusste, dass dieser Eindruck täuschte. Erstmals gelang es ihm, ohne Bitterkeit an die Vergangenheit zu denken, und er stellte fest, dass ihm die Zusammenarbeit mit seinem Freund gefiel.
    Zwanzig Minuten später wartete Sven gegen den Dienstwagen gelehnt zunehmend ungeduldig auf Matthias. Als der das Bankgebäude verließ, hielt er eine Packung mit Schokoladenkeksen in der Hand und kaute sichtlich
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