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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut
Autoren: Heather Graham
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    Heather Graham

     
    Die Normannenbraut

     
    Wikinger-Trilogie I

     

     
    O Herr, bewahre uns vor dem Zorn
    des Nordländers!
    Gebet aus dem achten Jahrhundert

     
    PROLOG
    IRLAND A. D. 848
    Aus den kalten, feindseligen Nebelschwaden des Nordens kamen seine schmalen Großboote, seine >Drachenschiffe<, die furchterregenden Seeschlangen glichen. Mit ihren breiten roten und weißen Segeln glitten sie über die Wellen und steuerten die smaragdgrüne Küste von Eire an.
    Seine Männer waren furchtlos und schrecklich. Mit wildem Geheul sprangen sie von ihren Schiffen an Land, schwenkten ihre Schwerter, Äxte und Speere. Sie glaubten nicht an den Gott der Christenheit, kannten keine Moral, keine Skrupel. Doch ihr Anführer Olaf der Weiße, ein norwegischer Prinz - weit und breit als Herr der Wölfe bekannt, war anders.
    Mit seinem schimmernden goldblonden Haar und seiner sehnigen, muskulösen Kraft überragte er seine Landsleute, die ihm voller Bewunderung und Respekt gehorchten. Trotz seiner barbarischen Erziehung hatte er seinen geistigen Horizont schon bald erweitert. Er war nicht gekommen, um dieses Land zu verwüsten, sondern um hier sein Königreich zu errichten.
    Während sein Drachenschiff ihn zur irischen Küste brachte, leuchteten seine stahlblauen Augen, denn sie erkannten die wilde Schönheit dieses zerklüfteten Landes. Er wusste, dass er hierhergesegelt war, um für immer zu bleiben.
    Die Geschichten, die während seiner Kindheit ins Haus seines Vaters in Norwegen gedrungen waren, hatten ihn viel gelehrt. Und als sein Blick über das zerfurchte Land schweifte, wusste er, dass er es unter seine Fittiche nehmen und nähren musste wie ein kleines Kind. Er würde die Abteien und Klöster nicht entweihen, aber die Mönche und Priester zwingen, ihm Unterricht zu erteilen, damit er die schwierige Literatur der Iren besser verstehen lernte - die Kultur dieses unbezwingbaren Volks, das immer wieder überfallen, aber noch nie erobert worden war. Aye, er würde diese Menschen kennenlernen und dadurch Erfolge erzielen, wo andere versagt hatten.
    An all diese Dinge dachte er angesichts der Küste, die Hände in die Hüften gestemmt. Irland … Diese Insel gehörte ihm - oder er ihr. Das spürte er in seinem Blut wie die Wirkung eines berauschenden Mets. Diesem Land werde ich meinen Stempel aufdrücken, beschloss er und warf lachend die Mähne mit dem goldenen Haar in den Nacken. Funkelnd spiegelte sich die Morgensonne in seinen blauen Augen. Aye, hier in Irland erwartete ihn sein Schicksal. Nach diesem Land sehnte er sich, und der Wunsch, es zu besitzen, durchströmte ihn so heiß wie eine Fieberkrankheit. Auf sein Herz übte es eine ebenso starke Anziehungskraft aus wie ein verführerisches Mädchen.
    Er drehte sich zu seinen Männer um und grinste breit. »Irland!« Hoch schwang er sein Schwert empor, seine Stimme übertönte den heulenden Wind. »Wir reiten landeinwärts, und auf dieser grünen Insel werden wir Wurzeln schlagen. Ein Königreich erwartet uns!«
    Ohrenbetäubendes Jubelgeschrei dankte seinen Worten.
    Der Herr der Wölfe war in Irland eingetroffen - unwiderruflich.

     

Kapitel 1
    D. 852
    Durch ein Fenster im Grianan, dem Sonnenhaus der Frauen starrte Erin mac Aed auf die anmutigen Holzgebäude und die sanft geschwungenen Hänge von Tara, der alten und traditionsreichen Heimat des Ard-Righ, des hohen irischen Königs.
    Erst vor kurzem war die Versammlung im großen Sitzungssaal beendet worden, und ihr Vater hatte die Mutter aus dem Grianan rufen lassen. Seither hielt Erin Wache am Fenster, denn sie musste dringend mit ihrem Vater sprechen. Ungeduldig kaute sie an der Unterlippe, während sie auf die Rückkehr der Eltern von ihrem Spaziergang wartete. Das üppige Gras leuchtete smaragdgrün, in der Ferne funkelte ein schmaler Bach saphirblau. Gänse wanderten am Ufer entlang, Rinder und Pferde grasten träge auf den Hügeln.
    Aber heute hatte Erin keinen Blick für die friedliche Schönheit, die sich vor ihr ausbreitete. Sie betrachtete die Wiesen und den Himmel und glaubte, die Welt würde sich um sie drehen. Sie konnte ihren Erinnerungen nicht entfliehen. Visionen aus der Vergangenheit überlagerten die Gegenwart. Die Bilder von Feuer, Blut und donnernden Hufen ließen sich nicht verdrängen, obwohl sie heftig blinzelte.
    Nebel schien das goldene Nachmittagslicht zu verdunkeln, und sie sah sich selbst viel zu deutlich, wie sie vor zwei Jahren mit ihrer Tante, Bridget von Clonntairth, im Garten
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