Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
098 - Horrortrip ins Tal der Toten

098 - Horrortrip ins Tal der Toten

Titel: 098 - Horrortrip ins Tal der Toten
Autoren: Jens Orlik
Vom Netzwerk:
war. Henry gab einen kurzen Bericht durch, wobei er zunächst betonte, daß es sich um keinen Scherz, sondern um unerklärliche Vorgänge handele. Das Ergebnis war: Rückfragen, Rückfragen, Rückfragen.
    Nach anfänglichen Schwierigkeiten ging es dann Schlag auf Schlag. Um elf Uhr kreiste ein Militärhubschrauber über dem Tal. Als hätte die Witterung endlich ein Einsehen, trieb föhniger Wind den Nebel über die Berge. Der Hubschrauber landete im Schloßhof. Polizeioffiziere, Militärs, Beamte, zwei Ärzte entstiegen dem Mannschaftshelikopter, der bis zu vierzig Personen aufnehmen konnte.
    Zwei Stunden Unterredung. Fassungsloses Staunen. Roussand breitete seine Theorie aus. Zondern wurde mit Handschellen gefesselt. Als der Hubschrauber abhob, waren alle Frauen und Kinder an Bord. Über Funk wurde Verstärkung angefordert. Bis spätestens drei Uhr nachmittags sollte jedermann aus dem Tal evakuiert sein. Bewaffnete Soldaten blieben. Posten beobachteten unablässig das Dorf. Auch Henry sah hinunter.
    Einmal wurde eine Gestalt beim Dorfbrunnen gesehen. Alle übrigen verbargen sich, vermutlich in den Häusern. Die getöteten Untoten rechts und links der Auffahrt und am Fuße der Burgmauern lagen noch unverändert dort. Fliegenschwärme kreisten über ihnen.
    „Die kosmische Strahlung hat sie nur einmal erweckt“, sagte Roussand leise, bevor er in den Hubschrauber stieg. „Der Mensch ist vergänglich. Die Natur muß im Gleichgewicht bleiben. Wenn sich das Universum öfter solche Scherze erlaubt, gäbe es auf der Welt bald kein Leben mehr. Kommen Sie nicht mit, Henry?“
    „Ich will sehen, was die Obrigkeit“, er lächelte skeptisch, „mit den restlichen Untoten anstellt.“
     

     
    Am Spätnachmittag erlebte Henry die Treibjagd. Eine Hundertschaft Polizei wurde mit Betäubungsgewehren ausgerüstet. Es handelte sich um eine neue Erfindung, sogenannte Humanwaffen. In der Praxis waren sie noch nicht erprobt worden. Theoretisch konnte an ihrer Wirkung niemand sterben. Einige der Modelle verschossen einen mit Plastikkugeln gefüllten Sack, der sein Ziel mit ungeheurer Wucht traf. Andere bedienten sich kleiner Geschosse, die betäubende Chemikalien enthielten.
    Das Dorf wurde eingekreist. Man durchsuchte die Häuser. Wo sich etwas regte, donnerte ein Humangewehr los. Sanitäter in Schutzanzügen schleiften die betäubten Leichen zum Dorfbrunnen.
    „Sie reagieren wie normale Sterbliche“, meinte ein Polizeioffizier. „Jedenfalls, was die Wirkung unserer Humanwaffen betrifft.“
    Daß er sich geirrt hatte, stellte sich später heraus, als alle Häuser und Schlupfwinkel zum dritten Mal durchkämmt waren, man aber keinen Untoten mehr fand.
    Rund um den Dorfbrunnen lag die gräßliche Schar. Auch die toten Untoten hatte man zusammengesucht und hierher gebracht.
    Die beiden Ärzte fühlten sich unbehaglich, als sie die Untersuchung begannen. Bei den „Betäubten“.
    „Keinerlei Lebenszeichen!“ stellte der erste fest. „Fortschreitende Verwesung.“
    „Bei dem hier das gleiche“, meinte der andere. „Hätte ich nicht selbst gesehen, wie munter der vorhin rannte, würde ich behaupten, der ist seit sechs bis sieben Monaten tot.“
    Und so ging es weiter. Keiner war betäubt. Alle schliefen den ewigen Schlaf, den eine Laune des Universums für einen knappen Tag unterbrochen hatte.
    „Sollten wir unsere Humanwaffen deshalb verschrotten?“ fragte der Polizeioffizier. Die Erprobung war seine einzige Sorge.
    Einer der Ärzte hob die Schultern. „Ob die Betäubung tödlich für sie war, oder ob die unbekannte Energie nur kurze Zeit reichte, wird niemand feststellen können.“
    „Moment!“ wandte Henry ein. Er war beunruhigt. Mehrmals hatte er sich die Untoten angesehen, aber nirgendwo Korniff entdeckt. „Der Anführer, von dem ich erzählte, Jonas Korniff, ist nicht dabei. Das bedeutet: Seine Lebensenergie hält an. Er versteckt sich.“
    „Oder er wollte uns eine Arbeit abnehmen“, witzelte der Polizeioffizier, „und hat sich, als er die erste Schwäche spürte, wieder ins Grab gelegt.“
    „Sie kennen Korniff nicht“, meinte Henry, „dem würde ich zutrauen, daß er aus dem Tal entkommt.“
    Man suchte bis Einbruch der Dunkelheit. Korniff blieb verschwunden. Beim verschütteten Talzugang entdeckte Henry frische Spuren im Stein. Jemand hatte hier Stufen geschlagen. Weiter oben steckten Haken in der Wand. Korniff hatte sie erstiegen und war entkommen.
    Rund um das Tal wurde sofort intensive Suche veranlaßt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher