Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
098 - Horrortrip ins Tal der Toten

098 - Horrortrip ins Tal der Toten

Titel: 098 - Horrortrip ins Tal der Toten
Autoren: Jens Orlik
Vom Netzwerk:
waren nicht unüberwindlich, diese Bestien. Die Bauern spuckten in die schwieligen Hände.
    Neben dem Nordhofturm gab es einen toten Winkel, in den man kaum hineinsehen konnte. Zum Ersteigen bot sich die Mauer dort an. Der Felssockel war an der Nordwand weniger steil und schartig, wie Henry gesehen hatte. Niemand schien diesen Winkel zu verteidigen. Henry rannte darauf zu.
    Eine Ecke des Turms verstellte die Sicht. Henry hörte den klatschenden Laut. Verdammt, hatte dort einer die Mauer geentert?
    Als er um die Ecke bog, sah er ein gräßliches Schauspiel.
    Sven Björn, der Hippie, hatte sich mit einer Streitaxt bewaffnet. Sein erster Hieb riß Laroche eine klaffende Wunde in die Schulter.
    Der junge Mann lehnte an der Wand, die Augen weit vor Entsetzen. Sein Mund stand offen. Aber er schrie nicht. Er verstand nichts, begriff nichts, formte vielleicht die Worte: „Ich bin doch einer von euch!“ Aber die Worte blieben ihm in der Kehle stecken.
    Sven Björn fühlte sich als Henker. Wuchtig holte er aus, den Axtstiel mit beiden Händen gepackt. Dieser Hieb – das sah Henry – mußte Laroches Schädel spalten.
    Kein Schrei konnte die Bewegung stoppen.
    Wild um sich wirbelnd sauste der Morgenstern durch die Luft.
    „Halt!“ brüllte Henry, und schon schmetterte die Eisenkugel auf ihn zu. Laroche fand die Sprache wieder.
    „Er heißt nicht Björn!“ schrie er. „Das ist Henrik Zondern, der Massenmörder. Jetzt weiß ich es.“
    Nur für die Dauer eines Atemzuges war Zondern erschreckt. Er riß ein Schnappmesser aus der Tasche. Klickend schoß die Klinge aus dem Heft. Mit dem Rücken an der Burgmauer stellte er sich. Henry vergaß, daß er in der linken Hand ein Gewehr hielt. Es fiel zu Boden. Henry entsann sich seiner Erfolge als Rugbyspieler. Zondern wußte nicht, wie ihm geschah. Er hatte keine Chance.
     

     
    Madeleine verband die kleine Wunde an Henrys Arm, wo ihn Zonderns Messer verletzt hatte.
    „Tut es weh?“
    „Nicht der Rede wert.“
    Besorgt sah sie ihn an. „Irgendwas, Henry, ist doch mit Ihnen. Sie sind deprimiert.“
    Er versuchte ein Lächeln. „Normalerweise bin ich nicht zartbesaitet, Madeleine. Aber dies ist das erste Mal, daß ich getötet habe. Trotz der Situation ein gräßliches Gefühl! Jetzt, da die Gefahr vorbei ist, beschäftigt es mich.“
    „Töten? Was meinen Sie mit töten? Daß Sie auf die Untoten geschossen, sie erschlagen, von der Mauer gestoßen haben? Henry! Das sind weder Menschen noch Tiere.“
    „Ich weiß. Aber sie waren einmal Menschen, und einige haben noch Menschengestalt.“
    „Was sollten Sie denn tun? In einer Notwehrsituation, wie sie entsetzlicher nicht sein kann“, ereiferte sich die junge Frau. „Abschrecken? Betäuben? Das war doch unmöglich! Ein Ringkampf mit diesen Ungeheuern ist niemandem zuzumuten. Es sind immerhin Leichen.“
    „Sie haben recht. Trotzdem hätte ich mir das Massaker vorhin gern erspart.“
    Sie lächelte ihn an. „Ich verdanke Ihnen mein Leben, Henry. Als Korniff mich zur Mauer zerrte, dachte ich, ich sterbe vor Schreck. Wie der mich anstarrte! Diese brennenden Augen! Im Bartgestrüpp sah ich seine Zähne. Daß er mir was zugeflüstert hat, bilde ich mir wohl ein. Sicherlich waren das die überreizten Nerven.“
    „Was haben Sie denn verstanden?“
    „Ach!“ Sie wurde verlegen. „So was wie: Komm mit mir! Ich weiß, wo es schön ist. Nur für uns zwei.“
    „Ist ja fast poetisch. Eins habe ich mit Korniff gemeinsam: den guten Geschmack, was Frauen betrifft.“
    „Bitte, keine Komplimente, bevor wir wohlbehalten in Paris sind. Paris!“ Ein Leuchten hellte ihr Gesicht auf. „Jetzt erst weiß ich, wie ich diese Stadt liebe. Ihren Charme, ihren Trubel, die Millionen Menschen – alles richtige Menschen, zwar eine Menge Verbrecher darunter, aber nicht ein einziges Ungeheuer.“
    „Hoffentlich!“ Henry lächelte. „Ich kenne noch nicht alle. Bin ja erst kurze Zeit dort.“
    Laroches Verwundung erwies sich als nicht lebensgefährlich. Zondern, der immer noch groggy war, befand sich in einem ausbruchssicheren Verlies. Bis zehn Uhr vormittags erfolgte kein weiterer Angriff der Untoten. Dann hob sich der Nebel etwas. Um zehn Uhr stieß Simplunk, der emsige Amateurfunker, einen Freudenschrei aus. Endlich hatte er Kontakt bekommen. Zwar nur mit einem Amateur aus Innsbruck, doch der verständigte die Polizei.
    Fast zwei Stunden dauerte es noch, bis die Funkverbindung mit den für das Laydelltal zuständigen Behörden hergestellt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher