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098 - Horrortrip ins Tal der Toten

098 - Horrortrip ins Tal der Toten

Titel: 098 - Horrortrip ins Tal der Toten
Autoren: Jens Orlik
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bin ich bestimmt schon begegnet. Haben Sie nicht auch das Empfinden, wir kennen uns?“
    Zonderns Gesicht erstarrte. Das Lächeln, zu dem er sich zwang, fror in den Mundwinkeln ein. „Tut mir leid, ich weiß wirklich nicht …“
    „Doch, doch! Auf mein Personengedächtnis, wissen Sie, kann ich mich verlassen. Der dazu passende Anlaß fällt immer erst später ein. Natürlich ist es auch möglich, daß ich Sie auf der Bühne oder im Fernsehen sah. Björn war der Name?“
    Zonderns Stimme schien zu klirren. „Ich bin noch nirgendwo aufgetreten. Ja, mein Name ist Björn.“
    „Damit kann ich im Moment nichts anfangen. Aber mir fällt es schon noch ein.“
    Freundlich lächelnd zog er sich zurück.
     

     

Die Nacht verging langsam. Lähmendes Entsetzen hatte die meisten Touristen befallen. Mit einer Handvoll Männer patrouillierte Henry entlang der Mauern. Es gab nur wenige Taschenlampen. Man hatte Fackeln gebastelt. Immer wieder standen sie still an den Scharten und horchten hinab. Klirrte Metall? Arbeiteten Hammer und Haken im morschen Gestein? Noch war nichts zu bemerken.
    Zu einem ärgerlichen Zwischenfall kam es, wegen der überreizten Nerven. Erdmann von Laydell entschlüpfte eine abfällige Bemerkung über den Tourismus und daß sein Schloß jetzt „heimgesucht“ werde. Laroche gab ihm saftig eins drauf, und der Streit wäre fast handgreiflich geworden, wie man Henry erzählte, der gerade von einem Rundgang zurückkam.
    Für ihn stand fest: Er würde ins Dorf gehen, sobald feststand, daß die Untoten im Morgengrauen die Mauern nicht gleich erklettern wollten. Bei Tageslicht konnte die Flinte ihm nutzen. Er mußte das Funkgerät holen. Ohne Verbindung zur Außenwelt, ohne raschen Einsatz würden sie hier nicht lange überleben.
    Erst gegen fünf Uhr wich die Nacht. Nebel zog in Schwaden umher. Die Feuchtigkeit perlte auf der Kleidung, als sei man durch Regen gelaufen.
    Was Henry befürchtete, trat ein: Mit dem Morgen wurde die Sicht nicht besser, im Gegenteil. Der Nebel wurde immer dichter.
    Um Viertel vor sechs fühlte sich Henry wie gerädert. Aus dem Spiegel sahen ihn gerötete Augen an. Er frühstückte, um sich ein bißchen zu stärken. Die Spiegeleier und der Schinken schmeckten ihm nur, solange er nicht an die Untoten dachte. Drei Tassen Mokka. Dann nahm er die Flinte, schob die Patronen in die Tasche, schulterte den Morgenstern und ließ sich von Simplunk abermals beschreiben, wo das Haus lag, in welchem Zimmer das Funkgerät stand, was er beachten mußte beim Einpacken und wie es zu transportieren sei.
    „Sie könnten auch mitkommen“, schlug Henry dem Burschen vor, „und wir senden den Notruf von unten. Sie funken, ich erledige die Monster.“
    Simplunk prallte zurück, spreizte die Finger und wurde blaß. „Das … das können Sie nicht verlangen. Hinunter ins Dorf? Nie! Jedenfalls nicht, solange dort noch ein Ungeheuer wütet.“
    Henry wandte sich ab. Unter denen, die am Tor einen Durchgang in die Barrikade räumten, stand Madeleine. Sie war sehr blaß, was den Kontrast zu ihrem kupferroten Haar noch attraktiver machte. Unter den langen Wimpern rollten Tränen hervor.
    „Aber, aber, Kollegin“, meinte Henry begütigend. „Als Autofahrer lebt man im täglichen Großstadtgewühl viel gefährlicher. Ich komme ja wieder. Vielleicht treffe ich ein kleines Monster, das sich dressieren läßt. Das nehmen wir uns dann mit als Souvenir.“
    Sie erwiderte nichts. Rasch berührten ihre Lippen seine unrasierte Wange. Dann lief sie zum Landgrafenhaus. Henry sah ihr nach. Schon nach wenigen Schritten fiel der Nebel hinter ihr zu wie ein Vorhang.
    „Ihr wißt Bescheid“, sagte Henry zu den Männern. „Wenn welche hochklettern – haut sie auf die Köpfe. Ihr müßt nur aufpassen, daß kein Abschnitt der Mauer vergessen wird. Also verteilt euch!“
    Er wußte genau, wie problematisch das war. Zu wenig Beherzte, zu lange Mauern, und die Vorsprünge, Gebäude, Türme, Erker und Wehrgänge behinderten die Sicht.
    Mit dem Rücken an der Wand drängte er sich an dem Citroen vorbei. Eiligst wurden hinter ihm Balken und Bretter geschichtet. Er stand auf der Auffahrt, allein, umflossen von Nebel, der die Geräusche schluckte, als hätte ein hämischer Teufel das Tal mit Watte vollgestopft.
    Henry ging langsam. Das Gewehr hielt er schußbereit. Ein Spatzentöter! Trotzdem – auf kurze Entfernung konnte das Blei die Untoten spicken.
    Komisch! Ich fühle mich ganz anders, dachte er, als vorhin im Wagen. Das
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