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Scheinbar verliebt

Scheinbar verliebt

Titel: Scheinbar verliebt
Autoren: Jenny B Jones
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Prolog
    E s war eine gute Nacht, um sich zu verloben.
    Der Mond stand rund und voll am Himmel. Die Kerzen waren entzündet. Und Lucy Wiltshire trug ein neues schwarzes Kleid, das Audrey Hepburn vor Neid hätte erblassen lassen. Ihre Freundinnen hätten bestimmt gesagt, dass es nur einer von vielen weiteren Funden aus dem Secondhandladen war, doch Lucy hatte vom ersten Augenblick an gewusst, dass dieses Kleid etwas ganz Besonderes war. Sie hatte es eingeklemmt zwischen einem avocadofarbenen Mantel und einem ausgebleichten Jeanskleid gefunden, das zu viele Bon Jovi-Konzerte miterlebt hatte. Das Kleid hatte sofort zu ihr gesprochen. Kauf mich. Ich bin dein. Wir gehören zusammen.
    Und gekauft hatte sie es. Abgesehen davon, dass die Taille ein bisschen eng gewesen war und sie ein paar Zentimeter Stoff hatte herauslassen müssen, fühlte sich das Kleid perfekt an. Es brachte Lucy dazu, vor Freude in ihrer kleinen Küche herumzuwirbeln.
    Es war das perfekte Outfit, um einen Heiratsantrag entgegenzunehmen. Sie hatte von diesem Tag geträumt, seit sie sechs Jahre alt gewesen war und eine Hochzeit für ihre Barbie-Puppe geplant hatte. Und nun stand ihr eigener Ken nur ein paar Meter von ihr entfernt und war so nervös, als stünde er schon vor dem Traualtar und hätte einen Ring in der Jackentasche.
    Matthew lockerte seine dunkelblaue Krawatte und setzte sich an den Küchentisch.
    „Hattest du einen schönen Tag?“, fragte Lucy, während sie das Knoblauchbrot in den Ofen schob und vor sich hin summte.
    „War in Ordnung.“ Seine Stimme klang abwesend und sein Blick war auf den Stapel ungeöffneter Post gerichtet, den sie noch nicht angerührt hatte. „Was ist das?“ Er hob eine mit Gold verzierte Karte hoch.
    Sie sah in seine Richtung, wandte sich dann aber schnell wieder ab. „Das ist nichts.“
    „Sieht aus wie eine Einladung zum Klassentreffen oder sowas. Ich dachte, du hättest deinen Abschluss nicht in Charleston gemacht.“
    Ihre Kindheit und Jugend in South Carolina war das Letzte, was sie heute Abend diskutieren wollte. Was sie überhaupt jemals diskutieren wollte. „Ganz offensichtlich ist da irgendjemandem ein Fehler unterlaufen.“ Oder ein gemeiner Witz. Als Tochter eines Hausmädchens war Lucy an der elitären Montrose Academy in der Hackordnung ganz weit unten gewesen. Ihre Mutter hatte die Häuser ihrer Mitschüler sauber gehalten. Und sie hatten Lucy niemals vergessen lassen, dass sie nicht zu ihnen gehörte. Aber jetzt, hier in Charleston, hätte es nicht schöner sein können.
    „Oder sie wollen dich aus einem anderen Grund sehen.“
    Lucy setzte sich und starrte den Mann an, der sie heute vor einem Jahr zum ersten Mal ausgeführt hatte. Matts Finger trommelten neben seinem Teller auf die Tischplatte und momentan entsprach er überhaupt nicht dem ruhigen Typ, der er sonst war. Sein sandblondes Haar war wie immer ordentlich links gescheitelt. Sein weißes Hemd gestärkt und die Ärmel hatten eine klare Bügelfalte.
    Der Timer am Ofen klingelte und Lucy sprang auf, um das Brot herauszunehmen. „Ich hoffe, du bist hungrig. Ich hab dein Lieblingsessen gemacht.“
    „Hab ich gemerkt.“
    Lucy warf das Brot in einen Korb und stellte ihn auf den Tisch. Nachdem sie Matts Teller genommen hatte, schaufelte sie selbstgemachte Nudeln, ihre geheime Soße und Salat – mit seinem Lieblingsdressing – darauf. Lucy konnte sich schon jetzt vorstellen, wie sie in dreißig Jahren hier sitzen, zusammen essen und sich von ihrem Tag erzählen würden.
    „Vielleicht solltest du hingehen. Zu dem Klassentreffen meine ich.“ Matt legte gewissenhaft seine Serviette auf den Schoß. „Wenn du wirklich dieses Mädchenheim gründen willst, musst du dich bei den Schönen und Reichen bekannt machen.“
    Lucy beobachtete ihn, während sie sich hinsetzte. „Ich werde die finanziellen Mittel schon irgendwie anders aufbringen. Wofür gibt es denn Bundeszuschüsse. Und außerdem ist das Treffen am gleichen Abend wie deine feierliche Preisverleihung.“
    Matt würde für seine Wohltätigkeitsarbeit unter älteren Mitbürgern geehrt werden. Als Buchhalter hatte er zahllose Stunden für die Senioren in Charleston geopfert und ihnen in Steuerfragen kostenlos mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Jeden Tag dankte Lucy Gott dafür, dass er ihr Matt über den Weg geschickt hatte. Er war … einfach perfekt.
    Zweimal die Woche telefonierte er mit seiner Mutter. Er leitete einen Bibelkreis und spielte Baseball im Team ihrer
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