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098 - Horrortrip ins Tal der Toten

098 - Horrortrip ins Tal der Toten

Titel: 098 - Horrortrip ins Tal der Toten
Autoren: Jens Orlik
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waren irgendwie vier Wände, die scheinbar Schutz boten.
    Er starrte in den Nebel. Seine Augen brannten. Die Bewegung der Nebelschwaden gaukelte ständig Gestalten vor.
    Dort! Da kommt einer. Er riß das Gewehr hoch. Über Kimme und Korn zielte er auf den huschenden Schemen. Er tanzte heran. Greifbar nahe löste er sich auf in ein Schattenspiel.
    Henry atmete tief. Allmählich wurde sein Puls ruhiger. Weiter! Schneller als erwartet, erreichte er die Abzweigung, pirschte über die sandige Straße zum Dorf und wunderte sich. Wo steckten die Bestien? Als er nach seiner Berechnung die ersten Häuser gleich sehen mußte, kamen ihm die Untoten entgegen. Eine Gruppe, fünfzehn oder zwanzig, aufrecht, mit raschem Schritt. Der Sand knirschte unter ihren Sohlen.
    Henry reagierte blitzschnell. Sich mit denen anzulegen, wäre Wahnsinn gewesen. Er wich zurück, außer Sicht. Nach links. Bis zu den Knöcheln sank er in den Sumpf ein. Trotzdem weiter! Grünliche schleimige Brühe kletterte an den Waden hoch. Er hastete noch ein paar Schritte. Tief geduckt hielt er an. Hatten sie das Platschen gehört?
    Er sah sie – fern im Nebel, sehr undeutlich, fast nur eine Ahnung. Sie marschierten weiter, geordnet, zielstrebig. Sicherlich versehen mit dem Auftrag, über die Auffahrt das Tor anzugreifen. Während die anderen…
    Henry beeilte sich. Die ersten Häuser. In die zweite Gasse rechts. Er zählte die Gebäude ab. Das vorletzte, dann abermals abbiegen! Schließlich stand er vor dem Haus und rümpfte die Nase. Verwesungsgeruch? Nein.
    Die Haustür war offen. Er wandte sich gleich zur Stiege. Die Stufen knarrten. Oben ein Flur, in dem der Geruch dieser Häuser schwebte: ein Duftgemisch von gekochten Kartoffeln, schweißigem Leder und Menschen.
    Die zweite Tür. Auch hier füllte graues Nebellicht den Raum. Henry seufzte erleichtert auf. Er war am Ziel. Simplunk schien technischer Bastler zu sein. Sein Funkgerät stand auf dem Tisch unter dem Fenster.
    Henry fand auch den Rucksack, verstaute alles, schulterte ihn. Keine fünf Minuten waren vergangen.
    Als er die Stiege hinab wollte, hörte er ein Geräusch vor dem Haus. Rasch sah er durchs Fenster.
    Sie waren zu zweit, standen vor der offenen Haustür und schienen zu lauern. Der eine sah so normal aus – abgesehen von leichenfahler Haut – daß er unter Lebenden nicht aufgefallen wäre. Der zweite war allem Anschein nach viel früher gestorben. Er trug einen hellen Kittel, offenbar ein Totenhemd. Er hatte das Gesicht eines Leprakranken, mit grinsendem Gebiß und einer leeren Augenhöhle. In dem noch erhaltenen Auge schimmerte Phosphorglanz.
    Sie rührten sich nicht. Henry wartete. Waren noch mehr in der Nähe? Gab es einen Ausweg durch die Hintertür? So oder so – er mußte die Stiege hinab. Und die endete an der geöffneten Haustür, wo die beiden ihn sehen würden.
    Es konnte nicht glattgehen, dachte er. Irgendwann muß ich mich stellen. Also jetzt!
    In großen Sprüngen sauste er die Stiege hinab und durch die Tür hinaus. Sie standen dort, rückten langsam vor, wobei der Verweste unbeholfen wirkte. Trotzdem kam auch er näher. Auf zwei Schritt Entfernung riß Henry die Flinte hoch. Beide Läufe feuerte er gleichzeitig ab. In der Detonation schien der Nebel zu flattern. Auf so geringe Distanz Wirkt auch schwaches Schrot mörderisch. Der gräßliche Schädel fiel auseinander wie Sand.
    Henry wirbelte zu dem zweiten herum.
    Mit der Wildheit einer Bestie sprang der ihn an. In der vorgestreckten Hand – unglaublich! – ein Messer.
    Henry rammte ihm den Gewehrlauf in den Hals – mit der Wucht eines japanischen Stockfechters. Der Untote taumelte zurück. Das Messer fiel zu Boden. Er breitete die Arme aus. Ein gurgelndes Knurren in höchster Wut, und wieder drang er auf Henry ein.
    Zielsicher traf ihn der Lauf im Gesicht. Knochen splitterten. Ein Hieb auf den Schädel. Die Flinte vibrierte in Henrys Händen. Um sie nicht zu zerstören, griff er zum Morgenstern. Erstmals erprobte er die fürchterliche Wucht dieser Waffe. Die mit Spitzen versehene, an kurzer Kette schwingende Eisenkugel traf den Schädel des Monsters und ließ nicht viel übrig.
    Henry rannte. Hatten die andern den Schuß gehört? Im Laufen lud er nach, hielt sich in der Mitte der Straße. Jetzt half nur noch Tempo. Diese Bestien lernten also bereits, mit Waffen umzugehen. Gab es hier nur Messer und Knüppel? Oder etwa auch Jagdwaffen, wie bei Bauern oft üblich? Zwischen den letzten Häusern tauchte ein Schatten auf.
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