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0971 - Die zerrissene Stadt

0971 - Die zerrissene Stadt

Titel: 0971 - Die zerrissene Stadt
Autoren: Manfred H. Rückert
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erkannte, dass er einen besonderen Menschen vor sich hatte. Mehr als 500 Jahre an Lebenserfahrung hatten ihre unübersehbaren Spuren hinterlassen.
    »Sagtest du etwas?«, erkundigte sich Uschi Peters, eine seiner beiden Lebensgefährtinnen. Die andere war Uschis derzeit durch Abwesenheit glänzende Zwillingsschwester Monica. Auch sie waren extrem langlebig. Beide alterten nicht mehr, seit sie 1983 das Lebenswasser des Laird u’Coulluigh Mac Abros getrunken hatten, des 17. Earl of Glenstairs.
    »Ich dachte nur an meinen Erzeuger«, gestand Tendyke. »Wenn es nicht so blöde klingen würde, müsste ich sagen: Den soll doch der Teufel holen.«
    Uschi grinste, setzte die Sonnenbrille auf und schob ihre schulterlangen blonden Haare in den Nacken. Dann überprüfte sie den Sitz der Machete, die sie rutschfest mit zwei Lederbändern an ihrem Rucksack befestigt hatte. Sie kannte das Verhältnis zwischen Robert Tendyke und Asmodis gut genug. Auch sie hatte eine tief sitzende Abneigung gegen den Erzdämon, wie fast alle Mitglieder des Teams um Professor Zamorra.
    »Dein alter Herr würde wohl eher etwas von Erzengel anstelle von Teufel faseln«, verbesserte sie ihren Geliebten. »Aber wir sollten besser nicht an ihn denken, sonst bringen uns die Regenbogenblumen wirklich in seine Nähe.«
    »Bloß das nicht.«
    Regenbogenblumen waren ein vor etwa 20 Jahren entdecktes interstellares Transportsystem. Bei der Regenbogenblumenverbindung handelte es sich um ein Netzwerk, ähnlich einer Reihe von Abstrahl- und Empfangsstationen. Nur das diese Verbindung nicht auf Technik sondern auf Magie beruhte. Über die Größe des Regenbogenblumen-Netzes war bislang wenig bekannt.
    Wer zwischen die mannshohen Regenbogenblumen trat und eine exakte Vorstellung von seinem Zielort besaß, trat ohne Zeitverlust zwischen den dort befindlichen Transportblumen wieder ins Freie. Es war unerheblich, ob sich das Ziel auf der gleichen Welt befand, in einer anderen Dimension, oder gar in einer anderen Zeit. Der Reisende musste sich fest auf das zu erreichende Ziel konzentrieren und an nichts anderes denken.
    Nur der Zielort war wichtig. Kein Wunder also, dass Uschi daran erinnerte, sie hatte keine Lust in einer anderen Zeit oder auf einer fremden Welt zu stranden.
    Die Herkunft der Blumen war ungeklärt. Bekannt hingegen war, dass das Volk der Unsichtbaren - feindlich gesinnte pflanzliche außerirdische Intelligenzen - überall in der Milchstraße Regenbogenblumen anbaute. Mittlerweile waren die Blumen von Professor Zamorra erfolgreich an verschiedenen Orten angepflanzt worden.
    Sie traten zwischen die Blumen neben Roberts Bungalow Tendyke’s Home in Florida. Der Abenteurer griff nach Uschis Hand, gleich darauf waren beide verschwunden…
    ***
    ... und tauchten in der Wildnis von Louisiana wieder auf. Hier besaß Tendyke eine Blockhütte, die vor einigen Jahren zerstört worden war. Längst schon hatte Robert die Hütte wieder aufbauen lassen. Die Regenbogenblumenkolonie hier gedieh prächtig, vor allem, weil sie durch einen Zaun und eine Überdachung vor menschlichem Zugriff geschützt neben der Hütte stand.
    »Das sieht ja besser aus als bei unserem letzten Besuch«, staunte Uschi. »Dabei wurde die Hütte damals doch total zerstört, als der MÄCHTIGE uns mit 50 Druidenseelen sprengen wollte.« [1]
    »Obwohl mich die Mückenschwärme hier nerven und ich aufgrund mancher Ereignisse nicht an die Hütte denken will, konnte ich sie nicht einfach so stehen, beziehungsweise liegen lassen«, gestand Tendyke. »Im äußersten Notfall haben wir einen Rückzugsort, den sonst niemand kennt, außerdem stecken trotz allem zu viele Erinnerungen in dieser Hütte.«
    Erinnerungen, die bis ins Jahr 1676 zurückreichten, als Tendyke unter dem Namen Robert deDigue als Jäger im heutigen Louisiana unterwegs gewesen war und Indianer kontaktiert hatte. [2]
    Abgesehen davon wurde hier 1990 Uschis und Roberts gemeinsamer Sohn Julian Peters geboren. [3]
    Mit dieser Hütte verbanden die beiden also tatsächlich eine Menge Erinnerungen, wenn auch zumeist negativer Art.
    Kaum hatte Tendyke das Wort »Mückenschwärme« ausgesprochen, als schon das erste dieser überaus nervenden und mehr als überflüssigen Insekten auf seinem Nacken landete und den Stechrüssel zielsicher hineinbohrte. Gleich der erste Angriff war daher ein voller Erfolg.
    Tendyke schlug mit der flachen Hand nach dem Biest, erwischte es und wischte dessen Überreste weg. »Verdammtes Miststück!«, brummte
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