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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle
Autoren: Simon Borner
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angebliche Bedeutung Ihres seltsamen Kumpanen dort.«
    Damit war er gemeint, Zamorra. Sein Aufzug - weiße Hose, weißes Jackett, weinrotes und bis unter die Rippen aufgeknöpftes Hemd - schien den texanischen Sturkopf nur noch weiter zu provozieren. Und doch: Wäre Zamorra nicht anwesend, hätte Rooney Gryf vermutlich längst des Hauses verwiesen. Es war offensichtlich, dass der Direktor Gryf ob seines jugendlichen Aussehens für ein dahergelaufenes Bürschlein hielt, das ein Mann wie Rooney nicht ernst nehmen musste.
    Zamorra seufzte. Es war ein hartes Stück verbaler Arbeit gewesen, Rooney davon zu überzeugen, ihnen zumindest ein paar ungestörte Minuten mit Omar zu gewähren. Sie hatten es mit der Wahrheit versucht - mit der Aussage, dass Little möglicherweise Zünglein an der Waage in einem übersinnlichen Duell sondergleichen war - und dabei zugesehen, wie die roten Zornesflecken auf Rooneys Gesicht sekündlich intensiver geworden waren. Danach waren sie auf Plan B umgestiegen: die guten alten Lügenmärchen. Oder, wie Rooney es nannte, »Eso-Quatsch«. Zeit war ein entscheidender Faktor in ihrem Spiel. Jeder Augenblick konnte der sein, an dem McCain das Tor zur Quelle durchquerte und die Schlacht verloren war. Den Luxus, einen so verbohrten Menschen wie Rooney mit Argumenten zu überzeugen, konnten sie sich einfach nicht leisten. So leid es Zamorra auch tat.
    »Sind Sie sich da sicher?«, hakte Gryf nach, ein spöttischer Unterton in der Stimme. »Hat hier nicht eher der Staat Texas das Sagen, dessen treuer Angestellter Sie sind?«
    Für einen Moment sah Rooney aus, als wolle er gleich wieder zur Schusswaffe greifen.
    »Auf jeden Fall«, sagte Zamorra schnell - und übertrieben laut -, um die beiden Streithähne abzulenken, »danken wir Ihnen für Ihr Entgegenkommen, Herr Direktor. Insbesondere unter diesen für Sie sicher nicht einfachen Umständen.«
    Rooney zuckte mit den Achseln. »Ach, das«, brummte er unbeeindruckt. »Hab schon Schlimmeres erlebt. Solche Dinge geschehen nun einmal, wenn man den ganzen Abschaum eines Staates an ein und demselben Ort zusammensperrt.«
    Zwölf Tote - vier Wachen und acht Insassen -, einfach so weggezuckt. Kollateralschäden. Zamorra hatte Mühe, den Ekel, den er bei Rooneys Anblick empfand, wieder hinunterzuschlucken. »Jedenfalls wird Ihnen Texas Instruments diesen Gefallen nicht vergessen«, sagte der Professor. Der Name gehörte zwar einer Taschenrechnerfirma - auf die Schnelle war Zamorra nichts Besseres eingefallen -, doch das schien Rooney gar nicht zu bemerken. Für ihn war TI eine streng geheime Sonderabteilung des FBI und Gryf und Zamorra deren Spezialagenten. TI hatte ein »Texas« im Titel, mehr zählte im Weltbild des Stiernackens wohl wirklich nicht. Patriotismus siegte bei diesen Typen immer.
    »Und jetzt? Wollen Sie Ihr Verhör nicht langsam mal anfangen, Mister?«
    »Natürlich.« Zamorra nickte. »Aus Gründen der Geheimhaltung muss ich Sie aber vorher bitten, den Raum zu verlassen.«
    »Sie müssen…« Rooney verschluckte sich fast an der Galle, die ihm offensichtlich in den Hals schoss. »Ich habe mich wohl verhört! Das hier ist immer noch…«
    »… unsere Untersuchung«, unterbrach der Professor sanft aber bestimmt, »und eine Sache von nationaler Sicherheit. Strikte Need-to-know-Basis. Keine Mitwisser, Befehl von oben.«
    »Von ganz oben«, ergänzte Gryf und deutete mit dem Daumen auf die weiß gestrichene Decke.
    Rooney seufzte. »Hätte ich mir ja gleich denken können. Das Äffchen im Weißen Haus, mal wieder. Das hat das Land nun davon, dass es einen Traumtänzer aus dem Busch zum Commander in Chief erklärt. Sodom und Gomorrha!« Dann trat er zur Tür. »In Ordnung, Gentlemen, Sie bekommen Ihre fünf Minuten. Aber ich versichere Ihnen: Ich werde jeden Ihrer Schritte über die Sicherheitskamera in der Ecke mitverfolgen. Und Gnade Ihnen Gott, wenn ich etwas sehe, das mir nicht gefällt. Dann kann Ihnen auch Ihr schwarzer Jesus-Ersatz mit dem Terroristennamen nicht mehr helfen.«
    Sprach's und schloss die Tür hinter sich.
    »Holla, die Waldfee«, sagte Gryf leise, als sie endlich ungestört waren. »Jenny hat nicht übertrieben, als sie ihn als Westentaschendiktator bezeichnete. So eine Type muss man erlebt haben, um sie zu glauben. Klischee durch und durch…«
    Zamorra nickte. »Was, meinst du, ist hier vorgefallen? Ich spreche von der Revolte. Das geht doch auf ihn zurück.« Dabei deutete er auf den noch immer teilnahmslos wirkenden
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